2 - Halbe Verwandlung

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Als ich am nächsten Morgen in meinen Badezimmerspiegel schaute, erschrak ich. Meine Wolfsohren waren zu sehen und zwar deutlich. Sie waren Schneeweiß. Und durch den Kontrast zu meinen Pechschwarzen Haaren, konnte ich sie auch nicht einfach verstecken. Ich wurde etwas panisch. So in die Schule zu gehen, ging gar nicht. Also holte ich mir zusätzlich zu meinen normalen Klamotten noch schnell eine Mütze aus meinem Schrank und zog sie über. So ging es. Es war zwar schon Frühling und die Tage wurden auch immer wärmer, aber besser als meine Ohren den anderen Schülern zu präsentieren. Als ich die Treppe hinunter in den Flur ging, hörte ich schon Herr und Frau Collins in der Küche, welche sich mit Mia über den Unterricht unterhielten. Als ich durch den Türrahmen in die Küche trat, unterbrachen sie das Gespräch und sahen zu mir. "Guten Morgen Cedrick, geht es dir heute besser?", frage Mias Vater. Schnell nickte ich. "Alles bestens", antwortete ich lächelnd und setzt mir ein Toastbrot auf. Die drei fingen an sich wieder zu unterhalten, während ich mein Toast beschmierte und es dann zügig verdrückte. Danach verabschiedeten Mia und ich mich von ihren Eltern und wir gingen zusammen zur Schule. Auf dem Weg erzählte Mia mir wie sie gestern noch mit Dereck geschrieben hatte und sie sich heute nach der Schule zum Lernen in einem Café treffen wollten. Ich war etwas enttäuscht. Es war Freitag und freitags hatten wir immer etwas früher Schluss. Dadurch unternahmen Mia und ich dann meistens etwas zusammen. Heute würde das wohl nicht so sein.

Als wir am Schulhof ankamen und gerade durchs Tor gingen, kam uns ein grinsender Dereck entgegen. "Hey", lächelte er, als er bei uns ankam. Mia grinste ihn an und antwortete ebenfalls mit einem "Hey". Ich bin scheinbar in einer Seifenoper gelandet. Ich verdrehte die Augen und ging an den beiden vorbei, die schon irgendwas für später planten. Der Rest von Derecks Truppe stand mit einem der Omega Mädchen am Zaun und sah in meine Richtung. Das Rothaarige Mädchen stand vor einem der Zwillinge, welcher seine Hand in ihrer Hosentasche hatte. Ich merkte, wie sich meine Wolfsohren anlegten und mir ein kleines Knurren über die Lippen kam. Erstaunt über meine Reaktion drehte ich mich schnell weg und betrat das Gebäude.

Ich saß zusammen mit Mia im Matheunterricht bei Frau Goodheard und sah zu ihr rüber. Die Braunhaarige strahlte seit heute Morgen bis über beide Backen. Ich verdrehte erneut die Augen. Das kann doch nicht wahr sein, fluchte ich innerlich. Die Stunde dauerte mal wieder viel zu lange, bis es endlich klingelte und wir zur nächsten Stunde gingen. Nach einer weiteren Unterrichtsstunde bei Frau Wilkinz, die wie immer überzog, klingelte es endlich zur großen Mittagspause. Mia hatte schon wieder sofort ihr Handy in der Hand und tippte grinsend darauf herum. Ich musste gar nicht fragen mit wem sie schrieb, es war offensichtlich. Dereck. Als wir in der Mensa ankamen war es überraschenderweise relativ leer. Da heute aber auch die Sonne schien, konnte ich mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Schüler draußen am Essen war. Als wir unsere Tablets mit Schweineschnitzel und Pommes hatten, wollte ich gerade auf einen leeren Tisch zugehen, als Mia mich am Ärmel zu sich zog. "Sag mal Ceddi", fing sie an. Sie nannte mich immer nur so, wenn sie unbedingt etwas von mir wollte. "Können wir uns heute zu Dereck an den Tisch setzten?", frage sie zart und versuchte ihren Welpen Blick einzusetzen. Ich stöhnte. "bitttte" Ich verdrehte die Augen und seufzte. "Nur ausnahmsweise", antwortete ich. Sie strahlte und lief schon vor zum Tisch der Gruppe. Seufzend folgte ich ihr unauffällig und setzte mich auf den letzten freien Stuhl. Natürlich genau zwischen William und Nicolas, welcher das rothaarige Omega Mädchen auf dem Schoß hatte. Schlampe, schoss es mir durch den Kopf. Die anderen begannen sich während des Essens zu unterhalten. Mir war inzwischen gar nicht mehr nach essen. Das Mädchen und Nicolas waren die ganze Zeit am Flirten, was meinem Wolf scheinbar gar nicht gefiel. Ich merkte wie meine Zähne sich veränderten und drückte meine Kiefer fest aufeinander. Mir wurde heiß und ich fing an unruhig mit dem Bein zu wippen. Ich musste regelrecht die Luft anhalten um meinen Wolf nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ich legte meine Hand auf das wippende Bein um es eigentlich zu beruhigen, jedoch bohrten sich meine Krallen durch meine Finger und in meine Hose, welches mich leicht auf zischen ließ. Die anderen waren laut am Reden und lachen, scheinbar hatten sie meine missliche Lage nicht bemerkt.

Gefangen im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt