𝟏. 𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋

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Cassie

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Cassie

Der ruhige Bariton meines Vaters ertönt in meinem Kopf, und ich höre ihn dieselben Worte sprechen, wie damals zu meinem siebenjährigen Ich. Mein größter Wunsch war es, Eishockeyspielerin für das Schulteam zu werden, aber sowohl der Coach als auch die anderen Spieler waren der Meinung, dass ein Mädchen niemals taff genug für diesen Männersport sein könnte. Doch in einer Sache komme ich ganz nach meinem Vater, denn er war es, der mir immer gepredigt hatte, dass ich alles schaffen kann, wenn ich mich nur genug anstrenge. Und glücklicherweise habe ich auch seinen Sturkopf geerbt, denn wenn ich nach meiner Erzeugerin kommen würde, hätte ich nach wenigen Minuten aufgegeben, so wie sie das Muttersein nach meiner Geburt aufgab und meinen Vater mit mir alleine ließ.

Aber rückblickend kann ich ihr dafür nur dankbar sein, denn mein Vater hat immer dafür gesorgt, dass mir kein Elternteil gefehlt hat, er war Mutter und Vater in einem; einfühlsam und fürsorglich, herausfordernd und aufopfernd hat er mich mit liebevoller Strenge erzogen. Und auch er war es gewesen, der durch seine Kontakte als Detective die alte Eishalle am Rande der Stadt für uns freigehalten hat, um mir nach Feierabend Eishockey beizubringen. Wir haben etliche Stunden auf dem Eis verbracht, es war unglaublich hart, doch er hat mich nie aufgegeben und am Ende habe ich nicht nur den Coach überrascht, sondern auch jeden einzelnen Spieler.

Sicherlich war es nicht ganz leicht als einziges Mädchen im Team, denn auch wenn ich den Coach mit meinen Fähigkeiten beeindrucken konnte, haben die Jungs es mir nicht leicht gemacht. Immer noch haben sie mich bei jedem Spiel ausgegrenzt, mich nie zu den Mannschaftsabenden eingeladen, oder mir geschmacklose Streiche gespielt, indem sie meine Sachen nach dem Duschen versteckt haben, mir ihre stinkenden Socken untergejubelt haben oder meine Ausrüstung mit rohen Eiern beschmiert haben. Es gab mehr als nur einen Augenblick, in dem ich aufgeben wollte, ich kurz davor war, doch jedes Mal kam mir die Stimme meines Vaters wieder in den Sinn.

Auch jetzt höre ich ihn, aber mit dem typisch stolzen Unterton in seiner Stimme, wenn ich es mal wieder geschafft habe. Denn das habe ich; gerade eben erst ist einer meiner größten Wünsche wahr geworden: ich habe mein Traumpraktikum bei D.C. Constructions bekommen und kann es immer noch nicht richtig glauben.

Schon als Kind habe ich mit Legosteinen gewagte Konstruktionen gebildet, während meine Klassenkameradinnen mit ihren Puppen gespielt haben. Damals wurde mir klar, dass ich das auch machen möchte, wenn ich groß bin. Mit zwölf habe ich meinen Vater überreden können, mich sein Büro auf dem Revier umgestalten zu lassen. Noch immer regnet es Lob für sein schönes Büro und jedes Mal sagt er stolz, dass das ganz alleine mein Werk war. Nachdem damals seine Kollegen so begeistert waren, habe ich für mich selbst entschieden, dass das einmal mein Beruf werden würde, und jetzt, wo ich mein Architekturstudium so gut wie beendet habe, ist dieser Traum zum Greifen nah.

Meine Hände zittern immer noch, denn ich komme gerade von dem wohl wichtigsten Vorstellungsgespräch meines Lebens, und ich bin so aufgedreht, als hätte ich sieben Espressi auf einmal getrunken. Wie nach all meinen Erfolgen - und auch Tiefschlägen - gehe ich sofort zu meinem grande puffo. Schmunzelnd denke ich daran zurück, wie er zu dem Spitznamen gekommen ist.

𝐌𝐀𝐅𝐈𝐀𝐒 𝐒𝐈𝐍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt