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"Erkennst du nicht, dass alle dich betrügen, Patterson, erkennst du es nicht? Erkennst du es nicht? Es sind zu viele Male gewesen! Nimm Rache! Bade im Blut deiner Feinde, Patterson!" Ich muss sagen, diese Stimme hat Recht, zu oft, zu oft. 

Manchmal tauche ich auf, um meine Feinde zu besuchen. Dann höre ich nicht auf das Wesen in meinem Inneren, das mich anweist, meine Feinde zu vernichten. Sie versuchen mich, mit süßen Worten zu umgarnen, wie eine Spinne ihre Beute, die dann schlussendlich getötet wird. Diese Beute bin ich. Das Garn stellt in dem Fall das säuselnde Geflüster ihrer Stimmen dar, welche mich auffordern, doch endlich aufzuwachen. Im Abklang schmecken die Stimmen immer nach Verrat, Durst nach Kontrolle und List. 

 Ich versuche, ihnen auszuweichen, doch manchmal versage ich und die Stimmen erlangen Kontrolle über mich. Dann bin ich ihnen ausgeliefert und mein Gehirn ist wie betäubt, ich muss ihrem Willen gehorchen. Ein Individuum meiner Feinde versteht es aufs Beste, mich zu betören. Es haucht immer wieder aufs Neue, ich solle aufwachen, zurückkehren, versuchen, dem ganzen Wahnsinn zu entfliehen. Es versucht mir weiszumachen, es sei meine Mutter. Mit dem ganzen Wahnsinn meint es meine innere Stimme, die es tot sehen will. Dieses Individuum seufzt, dass alles so schön sein könnte. So schön wie früher. Bei seinen Worten muss ich schmunzeln, denn es gibt kein Früher mehr. Besser gesagt, mich gibt es nicht mehr. Ich bin nur noch ein Abklang, ein schwacher Schatten von dem, was ich einst gewesen bin. 

Vor einem Leben. 

Meine innere Stimme nennt mich Patterson, aber das ist nur ein Mittel zum Zweck. Meinen wirklichen Namen weiß nicht einmal ich mehr. Ich habe ihn vergessen. Und doch- Das Individuum scheint sich an ihn zu erinnern, denn es flüstert ihn mir ins Ohr, bis ich schwach werde und mich ihm hingebe.

Auf diese Weise konnte es mich schon ein paar Mal an das nageln, was das Individuum "Realität" nennt. Doch für mich gibt es keine Realität. Es ist des Individuums Realität. Die meine ist es nicht. Ich hätte mir eine andere Realität anders gebaut, erschaffen, wenn es nicht meine Absicht gewesen wäre, in völliger Abgeschiedenheit zu vegetieren. Meine Feinde halten es für absurd, dass ich meine eigene Realität habe. Sie versuchen, mir mit doppelzüngigen Worten die ihre schmackhaft zu machen, aber es gelingt ihnen nie. Aber es gefällt mir so, wie es ist. Ich brauche keine Individuen, deren Gedanken voller List sind. Ich brauche nur meine innere Stimme. Sie leitet mich, führt mich an. 

Ich muss nicht essen, muss nicht schlafen, muss nicht atmen, muss nicht handeln. Alles, was ich brauche und will, ist Abgeschiedenheit.


To be continued. 


PattersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt