Als wir bei dem alten Hafen in unserer kleinen Stadt ankamen fuhr Jayce an der Menge vorbei. Er hielt bei einer kleineren Gruppe an, bestehend aus den Jungs, Esther und Verena. Nur meinen Bruder konnte ich nirgends entdecken, ich stieg von dem Motorrad und machte meinen Helm ab. Ich guckte in alle Richtungen, stellte mich auf Zehenspitzen und suchte überall nach dem blonden Schopf meines Bruder. Doch keine Spur von ihm, ich hörte wir Esther etwas abfälliges über mich sagte, doch ignorierte es. Wo war Scott nur?

Dann tropfte etwas auf meine Nase, ich guckte nach oben in den Himmel und erneut bekam ich einen Tropfen ab. Ich drehte mich zu Jayce, Mason und Isaac um „Wo ist Scott?" meine Stimme klang so besorgt das Esther abwertend lachte. Ich verstehe nicht was ich ihr getan hatte, war sie so sauer das ich mich nicht jeden Tag schminken wollte? Mason zuckt mit den Schultern „Glaube der wollte ein Rennen fahren" Isaac hatte sich gegen ein Auto gelehnt und klang sehr desinteressiert. Meine Augen weiteten sich etwas „Aber es fängt gleich an zu regnen" mein Blick wird panischer und ich drehe mich um. Ohne noch auf eine Antwort zuwarten, oder auf ein dummes Kommentar drang ich mich durch die Menge. In der Hoffnung Scott noch zu finden, irgendwo musste er doch sein.

Dann piepte und quietschte es einmal, so als hätte man ein Mikrofon an einen Lautsprecher gehalten. Ich versuchte herauszufinden von wo das Geräusch kam, doch erst als ein Mann anfing zusprechen konnte ich erahnen in welche Richtung ich musste. Die Leute klatschten und jubelten als der Mann darüber Witze machte ob Daddy nicht sauer wird wenn der eine das Motorrad zu Schrott fährt. Dann fragte er wie der Junge hieß, und zeitgleich als der Junge sich als mein Bruder entpuppte war ich ganz vorne in der Reihe. Es kamen immer mehr Regentropfen und Angst machte sich in mir breit „SCOTT!" rief ich. Doch leider zu spät, die Motorräder starteten und fuhren los, fast zeitgleich fing es an zu regnen. Obwohl ich regnen nicht sagen konnte es fing plötzlich an zu schütten, wie aus Eimern. Tränen stiegen in meine Augen, die Gruppe an Leuten löste sich auf, nur noch ein Viertel der Menschen standen da und sahen zu wie die Rückleuchte von Scott und dem anderen kleiner wurden.

Ich presste mir meine Hände vor den Mund betete das er heile ans Ziel kommt. „Hast du ihn gefunden?" hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir, ich nickte bloß „Wo ist er denn?" ich brauchte Jayce nicht ansehen um zu wissen das er genauso monoton guckt wie immer. Da ihn nichts zu interessieren scheint. Wie in Trance zeigte ich bloß in die Dunkelheit, Jayce stellte sich neben mich und folgte mit seinem Blick meinem Finger. Dann sah er mich an, erst jetzt merkte ich das meine Tränen sich mit dem Regen vermischt hatten. Fassungslos sah er mich an „Er ist nicht allen Ernstes bei diesem Rennen angetreten" Ich schaute zu ihm „Euch ist es doch eh egal". Mein Ton war zickiger als jemals zuvor, nicht einmal Scott bekam diese Tonart von mir zuhören.

„Hey" seine Stimme war ziemlich ruhig dafür das ich ihn gerade so angefahren habe, was mich stutzig machte. Er sprach bereits den ganzen Abend sehr neutral mit mir, sonst verpasste er nie eine Gelegenheit mir eins auszuwischen und mich zu beleidigen. Ich sah ihn also erwartend an „Er ist niemanden von uns egal, wir sind wie eine Familie. Für dich wirken wir vielleicht nicht so, aber wir haben alle unser Laster zutragen und ergänzen uns gut". Noch immer war sein Ton friedlich, er schenkte mir sogar ein leichtes Lächeln. Ein warmes freundliches, eines was ich noch nie bei Jayce Cooper gesehen hatte. „Mach dir keinen Kopf, dein Bruder ist ein guter Fahrer" ich blickte wieder auf die Strecke „Danke". Kaum hörbar, stammelte ich es vor mich her.

In der Ferne hörte man Motorräder und sofort wurde ich nervöser. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, doch nass war ich bereits bis auf die Unterwäsche. Mir entwich ein „Gott sei dank" als ich sah das es zwei Motorräder sind. Schnurstracks ging ich auf meinen Bruder zu und schlug ihm mit meiner kleinen Faust auf den Oberarm „Du arschloch" fluchte ich. Er setzte sich den Helm ab und guckte mich wütend an „Was ist dein scheiß Problem?" er war mehr als nur genervt. Er war wütend, aber dazu hatte er kein Recht. Die einzige Person die hier wütend sein durfte war ich. Er hätte mich nicht mitnehmen sollen, dann hätte ich das niemals erfahren. Jetzt mache ich mir jedes Mal wenn er losfährt sorgen er könnte wieder an einem Rennen teilnehmen.

Wieder schießen mir Tränen in die Augen „Nimm mich bitte nie wieder mit" er lacht. Mein Bruder lachte mich gerade aus, weil ich weinte? Weil ich mir Sorgen gemacht habe? Fassungslos schlug ich ihn erneut auf seinen Oberarm „Fick dich Scott!" schrie ich halb, machte auf dem Absatz kehrt und entschied mich nachhause zugehen. Auch wenn es lange dauern wird, ich will weder mit ihm noch mit jemanden anderen reden. Und vor allem will ich nicht das mich irgendjemand seiner blöden Freunde nachhause fährt. Vor allem weil mich nicht eine Person von ihnen mag, nichtmal meinem Bruder bedeute ich so viel. Sonst würde es ihn auch nur annähernd interessieren das ich Angst um ihn hatte und mir wirklich Sorgen gemacht habe.

Mit verschränkten Armen lief ich also die Straße lang, die Stimmen wurden immer leiser umso weiter ich mich entfernte. Hinter mir hörte ich erneut ein Motorrad doch mein Blick war stur auf die Straße gerichtet, bestimmt jemand der nur nachhause fährt. Dadurch das ich so durchgenässt bin, war es sehr kalt. Das Motorrad fuhr an mir vorbei und blieb einige hundert Meter von mir entfernt stehen. Ich hoffte das es Scott war, doch umso näher ich kam umso klarer wurde mir wer da steht. Jayce. Die letzten Meter waren geschafft und ich entschloss mich ihn zu ignorieren. Egal was er zu sagen hatte ich wollte es nicht hören. Nichts von dem was er sagen könnte, wird mich von meinem Weg abhalten. Ich nahm es mir ganz fest vor, ich wollte nur einmal stärke zeigen, zeigen das man mit mir nicht alles machen konnte. Zeigen das ich dafür in der Lage war auch mal alleine nachhause zugehen. Auch wenn der Weg noch sehr lang ist. „Summer" ein Blick auf das Kennzeichen bestätigte meine Vermutung das es sich bei dem Motorradfahrer um Jayce handelt. Ich ignorierte ihn und lief weiter, er gab wieder etwas Gas und blieb etwas vor mir stehen. „Steig auf" doch ich ignorierte ihn. Laufe an ihm vorbei so als hätte ich ihn nicht gehört „Young! Bleib stehen verdammt!". Abrupt blieb ich stehen und sah zu ihm, hatte er mich gerade angeschrien?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 19, 2022 ⏰

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