London, Grimmauldplatz Nr. 126 Tage verbrachte er nun schon in diesem Haus, das er einst sein Zuhause nannte. Ihm kam es vor, als sei es bereits eine halbe Ewigkeit her - als wären Jahrhunderte vergangen, seitdem er diesen Ort das letzte Mal als ein solches empfunden hatte. Vielleicht in einem anderen Leben, dachte er sich. Ja, vielleicht hatte er dieses Haus in einem anderen Leben sein Zuhause genannt.
***
Sirius Orion Black hoffte, dass er träumte - dass die schmerzerfüllten Schreie nur ein fürchterlicher Albtraum waren.
Seit Stunden ging das nun schon so. Die Schreie des Mannes, die vom Salon des alten Hauses der Familie Black bis zu seinem Zimmer im vierten Stock empordrangen hatten sich in den letzten zwei Stunden nur ein wenig verändert - sie hatten etwas krächzendes, verzweifeltes angenommen. Sirius fragte sich, welcher von Voldemorts Anhängern diesmal für seine Fehler bezahlen musste. Insgeheim freute Sirius sich, wenn diese Bastarde litten - wenn sie es bereuten, dem dunklen Lord ihre Treue geschworen zu haben. Dennoch: Er selbst hasste diese Schreie und hasste das Leid, das dieses Haus erfüllte. Sirius drohte darin zu ersticken.Seitdem er hier war hatte ihn sein Mutter mehrere Male angeschrien, sie hatte ihn geschlagen - immer wieder, bis er blutend auf dem Boden lag. Sie hatte ihn jede Sekunde seiner Anwesenheit in ihrem Haus spüren lassen, wie sehr sie ihn hasste. Walburga Black hatte es ihm unmöglich gemacht, seinen Freunden Briefe zu schreiben. Sie hatte ihn in diesem Raum eingesperrt. Hier war er gezwungen, sich die Schreie aller, die in den Wänden dieses grauenvollen Hauses gefoltert wurden, anzuhören.
***
"SIRIUS!", ertönten die Rufe seiner Mutter vom Erdgeschoss und drangen zu ihm empor. Er schlug die Augen auf - unfähig sich zu bewegen.
Die Schreie des Mannes waren verklungen.Er hasste diese Stimme. Er hasste den Hass und die Kälte darin.
"SIRIUS ORION BLACK! KOMM SOFORT HIER HER!"
Er kämpfte gegen die Übelkeit an, die sich in seinem Innern anbahnte. Er kämpfte gegen das schnelle Pochen seines Herzens an.
Langsam stand Sirius auf. Seine Beine zitterten, als er zur Tür lief und diese langsam öffnete. Im Flur war es totenstill - sie wartete auf ihn. Die Dielen unter seinen Fusssohlen knarrten, als Sirius den düsteren Flur entlang ging. Die Augen der Leute in den Portraits folgten ihm - stumm, abwartend. Sie wussten was ihn erwartete und Sirius wusste es auch. Nicht, dass einer von ihnen Mitleid mit ihm gehabt hätte - sie hassten ihn, genau wie seine lebenden Verwandten ihn hassten.
Sirius Black war der Verräter, die Enttäuschung. Er war derjenige, der das reine und perfekte Bild der Familie Black beschmutzt hatte. Er war der Aussenseiter. Der Schandfleck in einem Reich aus Grün und Silber, aus Macht und Dunkelheit.
Der schwere, dunkle Teppich auf den Stufen der Treppe dämpfte seine Schritte.
Ich habe keine Angst. Sagte er sich, als er die unterste Stufe erreichte.
Ich habe keine Angst. Sagte er sich, als er den Salon der Blacks betrat.
Ich habe keine Angst. Sagte er sich, als er den schwarzen Augen seiner Mutter begegnete.
Sie sah ihn an. So viel Abscheu in ihrem Blick, dass dort kaum noch etwas Menschliches zu finden war. Regulus war ebenfalls dort. Er sass neben seiner Mutter - sein Gesicht eine Wand der Gefühlslosigkeit. Sirius hob das Kinn. Er würde keine Schwäche zeigen - nicht jetzt und auch nicht, wenn sie ihren Zauberstab auf ihn richtete.
Sirius atmete. Einatmen. Ausatmen.
Alles woran er festhielt, alles was er fühlte verschwand in den tiefen seiner Seele. Verstaut in einer Kiste mit einem Schloss, das sich erst dann wieder öffnen würde, wenn er aus der Haustür des Grimmauldplatzes Nr. 12 trat.
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The Stargazer And The Moonchaser
FanfictionDiese Geschichte handelt von vier Freunden - unzertrennlich, so schien sie. Doch das Schicksal trennt auch die treusten Seelen, deren Verbindungen nur aus zarten goldenen Fäden bestehen.