Sternenhimmel

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Das kann man wenigstens lange durchziehen bis einem langweilig wird...

Langsam erhob ich mich und ging in Richtung Tür. Allerdings konnte ich den Blick des jungen Mannes immernoch auf mir spüren. Fast schon wortwörtlich. "Wo willst du denn hin?", hörte ich seine verwirrte Stimme fragen. "Einen kleinen Spaziergang unternehmen, allerdings in der eher nicht so besiedelten Gegend von Liyue. Wieso fragst du?" Ich konnte hören wie er sich ebenfalls erhob und auf mich zuging, allerdings konnte ich komischerweise nicht erkennen wie nahe er mir inzwischen gekommen war was mich beunruhigte. Plötzlich hörte ich wie seine Hand die Tür links neben mir zuschloss und fuhr herum. Er stand direkt vor mir und lehnte sich mit seiner rechten Hand an der Tür ab. Mit der anderen blockte er mir den Weg ab und so war ich in einer Ecke gefangen. Seine riesige Gestalt und der immernoch gruselige Blick auf seinem Gesicht brachten direkt eine Art Verteidigungs-Modus in mir zum Leben und ich legte direkt meine Ohren an. Der sollte mir ja nicht auf dumme Ideen kommen... "Und du denkst wirklich das die Millelithen dich nicht erwischen? Wenn ich mich nicht irre sind sie nämlich auch außerhalb der Stadt auf Patrouille" Oh, mist... Daran hätte ich nicht gedacht... "Aber das gibt dir immernoch nicht das Recht mich hier festzuhalten!" fauchte ich ihn fast schon an und starrte ihm direkt in die Seele. So aggressiv habe ich meinen Körper schon lange nicht mehr erlebt. Es war ein seltsames Gefühl, denn in solchen Momenten fühlte ich mich mehr wie eine Katze oder ein anderes Tier als ein Mensch. Auf der anderen Seite war es ein Gefühl das mir irgendwie gefiel. Es gab mir so ein angrifflustiges, selbstsicheres Gefühl das ich gerne in ein paar Streiten mit meinem Bruder gebraucht hätte. Allerdings war ich mir nicht so sicher ob diese Gefuhlsmischung gerade die richtige war, denn immerhin war der Ginger ja doch freundlich zu mir gewesen oder nicht? "Natürlich nicht! Wenn du geschnappt werden willst bitte!", lächelte er mich an. Mit einer einzigen Handbewegung entriegelte er die Tür und öffnete sie komplett. Ich kniff meine Augen zusammen, vorbereitet auf grellende Mittagssonne und helle Farben. Jedoch war es draußen schon dunkel und man konnte den Nachthimmel ohne jegliche Probleme bewundern. Ohne darauf zu achten das der Fatui immernoch vor mir stand, sah ich in Richtung draußen. Die Straßen waren wie leergefegt, nur ein paar gold-gelbe Blätter fegten im sanften Wind umher. Langsam hob ich meinen Blick und sah in den Himmel. Ohne es wirklich zu wollen merkte ich wie mein Körper sich wieder entspannte und auch wie mein Schwanz anfing fröhlich hin und her zu schwingen. Wie ein kleines Kind tapste ich auf die Vorderterasse und legte meinen Kopf auf dem Geländer ab und starrte in den nachtblauen Himmel.

Childe POV:

Als ich die Tür sperrangelweit öffnete erwartete ich eigentlich das sie sich schnell irgendwo verstecken würde, damit niemand sie sieht. Aber das erste was sie tat war ihre Augen zusammenzukneifen und einfach rausschauen. Ich stand einfach nur da und beobachtete sie. Fasziniert, das sie einfach so stehen blieb. Nach ein paar Sekunden schnellen ihre fluffigen Ohren nach oben und ihr Schwanz fing an umherzuwedeln. Sie hatte anscheinend doch mehr tierische Instinkte als ich dachte. Wenn sie entspannt war wirkte sie nur noch kleiner als sie es sowieso schon war, was mich herzlich amüsierte. Hastig tapste sie auf die Vorderterasse und legte ihren Kopf auf das Geländer. So stand sie da, und machte keine Anstalten wieder hineinzugehen. Irritiert gesellte ich mich zu ihr, allerdings musste ich mich auf meinem Ellenbogen abstützen um auf ihre Höhe zu kommen. Sie schien die Situation von gerade komplett vergessen zu haben, denn sie fing an mit einer verträumten Stimme vor sich hin zu murmeln. Oder sprach sie etwas mit mir? "Ich habe so einen klaren Sternenhimmel schon lange nicht mehr gesehen...", sprach sie. Ich beobachtete ihre Lippen beim sprechen so genau wie möglich, denn nur so konnte ich ihren Satz auch ganz verstehen. "Wann hast du sowas denn das letzte mal gesehen?" fragte ich neugierig. "Als ich und mein Bruder noch ganz klein waren. Da haben wir immer auf einer Wiese gelegen und gespielt bis die Nacht eingebrochen ist. Obwohl wir schon längst hätten zum Abendessen kommen sollen. Aber wir kamen nicht. Wir wollten immer weiter spielen. Irgendwann haben wir uns dann einfach nebeneinander hingelegt und in den Himmel geschaut. So lange, bis wir beide so müde waren das wir zusammen eingekuschelt eingeschlafen sind und unsere Mama uns ins Bett tragen musste. Das ist aber schon so lange her das es sich nicht einmal mehr echt anfühlt", sagte sie diesmal deutlicher und schaute zu mir auf als sie ihren Satz beendet hatte. Mitfühlend sah ich sie an. Für einen Moment gab es mal keinen Konflikt zwischen uns. Wir verstanden uns einfach nur. Es war ein schönes Gefühl, von dem ich wünschte das ich es öfter fühlen könnte. Doch dann musste ich wieder grinsen. "Deine Pupillen sind ganz groß! Wie die von einer Katze! Eine die gerne gestreichelt werden möchte!" Blitzschnell verwandelte sich ihr niedlicher Katzenaugen-Blick wieder in ihr typisches genervt-gereitztes Gesicht zurück und sie fing an mit Beleidigungen um sich her zu schmeißen wie irre. Aber mich interessierte das nicht. Ich war einfach nur froh hier gerade stehen zu können. Mit jemandem an meiner Seite.

TartagliaxReader  (Genshin Impact FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt