Teil 3

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Herakles

Chios, die wunderschönste Insel die es gab, kam langsam in mein Blickfeld. Das Meer, so klar und in einem hellen Blauton gehalten und die Menschen so freundlich wie nirgendswo in ganz Griechenland.
Schon von weiteren erkannte ich die bunten Häuser und die großen, fruchtbaren Felder.

Meine Flotte mit dem großen Herkules auf dem Segel, zeigte mich wie ich den Zerberus bekämpfe und meine Männer auf der Flotte ruderten Kräftig damit wir pünktlich ankommen konnten.

Und ich? Ich freute mich. Ich freute mich auf den Kampf. Das Grinsen war mir wie ins Gesicht eingemeißelt worden. Der König der Insel hatte mir gewährt an seinen Straßenkämpfen teilzunehmen. Und ich würde ganz klar jeden Besiegen. Ich war schließlich Herakles, der Sohn eines Gottes.

Es sollte doch wohl des leichteren sein gegen einfache Leute zu kämpfen. Menschen in deren Adern kein Göttliches Blut floß. Stolz blickte ich in den Himmel hinauf und konnte mir meinen Vater ganz genau auf seinen Thron auf mich herab blickend vorstellen.

Nach einigen Sekunden löste ich meinen Blick von dem strahlendem Himmel und schaute mich auf meinem Schiff um, suchend nach meinen Waffen. Als ich sie schließlich zwischen Fässern poliert liegen sah, ging ich fröhlich zu ihnen.

Ich überlegte angestrengt welche Waffe ich nehmen sollte. Die Keule, nein sie wäre viel zu grob.
Der Dolch, nein er war stumpf.

Meine Mundwinkel zogen sich nach oben als ich mein Schwert sah. Das Schwert, was mir mein Vater gab. Das Schwert, welches von Zyklopen selbst geschmiedet worden war. Das Schwert mit dem Blitzstab eingraviert.

***

Soweit ich wusste fanden die Kämpfe in der kleinsten und schmalsten Straße vor dem Palast statt. Würde man dann dort überleben, bewies man sich in der Arena.

Mit einem Sprung entfernte ich mich vom Schiff und eilte gefolgt von meinem Freund und Begleiter Philoctetes die Straßen Chios entlang zu dem größten Gebäude der Insel.

Auf dem Weg dorthin dachte ich über dem Kampf nach. Ich hatte schon bei vielen Kämpfen mitgewirkt, doch was mich bei dem Kämpfen in Chios überraschte war, dass Frauen und Mädchen mitmachen durften.

In ganz Griechenland war es für Frauen die verheiratet waren verboten überhaupt zuzusehen.
Vom kämpfen ganz zu schweigen. Man fand es unangenehm und peinlich vor Ehefrauen entkleidet zu kämpfen.

Würden die Frauen hier denn entblößt gegen mich antreten? Ein leises Lachen entwich meiner Kehle doch keine Sekunde später schlug mir Philoctetes gegen den Hinterkopf.

"Herakles, konzentriere dich! Der König.", murmelte er und ließ mich zum Palast sehen.

Der Herrscher dieser Insel stieg in einer strahlenden Kleidung, seine Treppe hinab. Sein Unterkleid war aus teurer Seide und sein Umhang vergoldet. Neben ihm liefen versklavte Männer und Frauen herum, die ihn mit Oliven und Käse vollstopften.

Stirnrunzelt beobachtete ich das alles und fragte mich mal wieder wieso solche Könige Sklaven so behandeln mussten.

Doch bevor ich Philoctetes meine Meinung dazu mitteilen konnte, war der König schon bei mir und nahm mich zur Begrüßung in eine herzlichen Umarmung.

Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck löste ich mich schließlich von ihm, sah ihn dann aber sofort wieder scheinheilig lächelnd an.
"Herakles, mein Freund! Schön das du auf Chios gut angekommen bist. Ich habe deine Ankunft entgegen gefiebert."

"Chios ist wunderbar, ich fühle mich geehrt von ihnen eingeladen worden zu sein.", mit einem freundlichen Lächeln antwortete ich ihm, wodurch ich einige Frauen als auch eifersüchtige Männerblicke auf mich lenkte.

"Oh ja, gewiss! Wann beginnt der Kampf noch mal Georgos?", fragte er laut rufend zum Palast hin. Auf der Stelle kam ein kleiner Mann mit einer Pergamentrolle angelaufen und beantworte in einer hohen Stimmenlage: "Sonnenuntergang versammeln die Kandidaten sich vor dem Palast, mein König."

"Na dann haben wir noch Zeit. Kommen sie Herakles, ich möchte sie herum führen. Werden sie mit der wahren Schönheit Chios bekannt."

Mit einem Seitenblick zu Philoctetes, der sich gerade mit einer Nymphe unterhielt, folgte ich dem König schmunzelnd zum Palast hinauf. Philoctetes hatte sich wohl seine Privatsphäre, als auch seinen Spaß verdient.

Ariana

Der Sonnenuntergang rückte näher. Ich saß am Steg des Strandes und ließ meine Füße im Wasser baumeln. Verträumt blickte ich auf dem Horizont und die Sonne wie sie langsam unterging.

Sie spiegelte sich im klaren Wasser wieder und ließ beruhigende Lila, rot und rosa Töne in dem Himmel hinauf gleiten.

Das Ereignis von gestern Abend hatte ich erfolgreich verdrängt und auch an die Konsequenzen des Kampfes heute dachte ich nicht weiter nach.

Jetzt war es nur der wunderschöne Himmel und ich. Wie verzaubert strahlten meine Augen, es war Magie. Magie das es eine Dämmerung gab. Natürlich wusste ich das dafür die Göttin des Sonnenumtergangs Dysis zuständig war.

Doch es klang märchenhafter zu sagen es wäre ein Zauber. Ein Zauber, dass es solche Schönheit auf Erden gab.

Nach einigen Minuten, die ich nur damit verbracht hatte in den Himmel zu blicken, erhob ich mich schließlich und ging zu meiner Hütte. Nun würde ich meine Waffen holen.

Ich vergrub meine Füße im feinen Sand und mich umgab auf der Stelle eine wohlige Wärme.

Doch diese Wärme verschwand beim betreten meines Hauses. Aufgeregung und Angst machte sich in mir breit. Heute würde ich das erste Mal mit dem Dolch meiner Mutter kämpfen.

Sonst kämpfte ich nur mit einem Schwert. Ein Schild war mir zu schwer und wenn ich zu langsamer war und zu viel Gewicht auf mir hatte würde ich sterben.

Mit schwitzenden Händen nahm ich den Dolch in meine Hand und sah ihn mir eine lange Zeit an, beachtete jedoch ihn nicht in die Nähe meiner Kette zu bringen.

Kurz schüttelte ich den Kopf. Nein, ich wollte es vergessen, verdrängen und nicht mehr darüber nachdenken. Stattdessen dachte ich über meine Taktiken nach. Ging in meinen Gedanken Übungen durch und bereitete mich auf jede erdenkliche Situation vor, dachte ich zumindest.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt