Warum nicht ich?

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Ich stand vor dem Sirrenden Elektrozaun, der Distrikt 12 vom Wald trennte. Ein eiskalter Regen ergoss sich vom Himmel. Und mir schoss nur ein Entschlossener Gedanke durch den Kopf. ich wollte weg von hier, einfach Weg. Ich hätte vor Wut schreien können so stark war der schmerz meines Verlustes.

Das Metall der Brosche drückte sich in meine Hand Innenfläche, allein der Anblick erinnerte mich nur an meine Schwester, der Anblick des Spotttölpels. Sofort schossen mir Tränen in die Augen, sie war fort einfach fort. Nein, das konnte nicht sein, es durfte nicht sein. Sie war für mich wie meine zweite Hälfte.

Ich schrie nun und holte aus. Meine Hand zitterte. Doch ich tat es, ich warf. Ich warf weit über den Zaun hinaus, Im selben Moment bereute ich es schon wieder. Schluchzend sank ich auf dem dreckigen Kiesboden zusammen. Ich wollte nichts mehr denken nichts mehr fühlen, wenn sie nicht das war. Ich zog meine Kapuze über meinen Kopf und meine Beine dicht an meinen Körper.

Warum sie, warum nicht er, Wut verkrampft presste ich die Zähne zusammen. Es war erschreckend das jetzt tatsächlich zu denken, ich hatte es mir ja eigentlich schon die ganze Zeit gedacht, ich war nicht dumm. Ich wusste das sie es nicht schaffen würden, geschweige denn das einer von ihnen die Spiele Gewann, doch ich hatte so gehoft, dass sie es wäre. Ich beobachtete wie Tropfen von meiner Kapuze in den Schlamm vielen vermischt mit meinen Tränen.

Ich sahs an einem Pfosten des Zaunes gekauert mit blick in den Wald, in dem Wald, in dem sie so oft verschwunden war. Es kam mir so vor wie einer dieser quälend langen Nachmittage, an denen sie Stunden lang Jagen gegangen war und ich hier an diesem Zaunpfosten auf ihre Rückkehr gewartet hatte.

Meine Schwester, ich erwartete ihre blonden langen Haare jeden Moment in der Ferne auftauchen zusehen, Maysilee. Ich blickte zum Waldrand, doch dort war niemand, natürlich nicht, ich biss mir auf die Unterlippe.

Irgendwo dort auf dem breiten Wiesenstreifen zwischen Zaun und Wald lag wohl nun die Goldene Brosche, nass und dreckig vom Regen.

Ich war nur ein zwei Mal noch nach der Ernte in den Wald gegangen und meist nur wenn ich ein wenig meine Ruhe gebraucht hatte. Meine Ruhe vor den Nachrichten aus den Hungerspielen. Die wir wie jeden Abend nachverfolgt haben und so auch heute. Ich hatte immer Angst davor als nächstes würde ich sie sterben sehen oder ihr Bild würde auf dem Himmel der Arena erscheinen und heute... Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr daran richten. Wieder verschwamm alles vor meinen Augen und ich konnte die Schluchzer nicht mehr zurückhalten.

Das Gras war gelb, und schlammig, es ging nun schon Richtung Herbst zu, recht früh für die Jahreszeit, es war erst Mitte August. Es Fröstelte mich und ich zog den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Kinn hoch. Ich musste nachhause, ich zog mich am Pfosten hoch und wandte mich vom Wald ab. Ich ging den Weg entlang nach Hause. Dabei schwirrte mir nur eine Frage im Kopf umher.

Warum hatte ich es nicht getan? Warum konnte ich mich nicht freiwillig melden? Sie hätte es sicher für mich getan.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 26, 2022 ⏰

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Im Schatten der Spiele (eine FF von den 51. Hungerspielen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt