acht

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J U L I A N

Der graue Audi Q8 Sport hielt an einer Ampel, was mich fluchen ließ. 

Warum musste diese scheiß Ampel genau jetzt rot werden?

Ich reihte mich ganz unauffällig hinter Kai in die Schlange ein und betete, dass er nicht nach hinten gucken würde. 

Vor ein paar Tagen hatte ich den Entschluss gefasst ihm nach dem Training hinterher zu fahren, nur dass das halt bisher nicht so gut geklappt hatte. Am ersten Tag war er in die Stadt gefahren und ich hatte ihn nicht wieder gesehen und hatte keinen Bock zu warten. Beim zweiten tag genauso, nur dass er da einkaufen gewesen war. Und am dritten tag fuhr er direkt zu Lea, um ihr beim installieren ihres neuen Handys zu helfen, wie er mir zuvor erzählt hatte.

Seit ich meinen Plan, nennen wir es mal ausgeheckt, hatte, war ich wieder ein bisschen netter zu Kai gewesen. Und wenn ich ehrlich war, er hatte mir auch als bester Freund gefehlt! Wir waren #bravertz. Uns konnte man einfach nicht trennen!

Kai fuhr immer weiter aus Leverkusen raus und wurde schließlich in einer Siedlung mit modernen Einfamilienhäusern langsamer. Bei einem gegenüber von einem kleinen Wendehammer, wendete er schließlich und fuhr in die Einfahrt. Ich fuhr zurück und parkte rückwärts in eine der vielen Parkbuchten am Rande der frisch geteerten Straße ein. 

Hoffentlich hatte er mich nicht gesehen!

Anscheinend nicht, denn aus dem Fenster sah ich, dass er die Taschen aus dem Kofferraum holte und an der Tür klingelte. Gespannt auf das was jetzt passieren würde, ließ ich die Scheibe runter fahren.

Die Tür öffnete sich und eine junge Frau mit zerzausten blonden Haaren und übermüdetem Gesicht öffnete die Tür. Mein bester Freund lächelte und zog ihren Kopf zu sich heran, um ihr einen kurzen Kuss zu geben.

,,Tschuldigung, dass ich dich geweckt habe. Ich hab den Schlüssel vergessen!" Sie seufzte.

,,Schon wieder? Das wird nicht zur Gewohnheit!" Er nickte zerknirscht und verschwand hinter ihr im Haus. 

Schon wieder?  Wohnte er etwa dort? Scheint so... 

Erst dachte ich krampfhaft an Blumenfelder, aber als das nicht half um mich zu beruhigen, entschied ich mich an das Gefühl von meinem ersten Spiel in der BayArena zurück zu denken. Das unbeschreibliche Gefühl von den Fans angefeuert zu werden und das Adrenalin im Blut zu spüren.

Als ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich mir sicher war, die Tür nicht eintreten zu müssen, stieg ich aus dem Auto und ging auf das Haus zu. 

Es sah nicht viel anders aus, als die anderen. Weiß mit dunkelgrauen Fensterrahmen und einer dunkelgrauen Tür mit einem ebenfalls dunkelgrauen Briefkasten daneben. Doch es hatte so eine Ausstrahlung...ich konnte es nicht beschreiben, es so...bedrohlich? Möglich, dass aber nur ich das bemerkte.

Langsam erklomm ich die Stufe vor dem Haus und sah auf das Klingelschild, wo mir in schnörkeliger Schrift ein kleiner Text ins Auge sprang: Fam. Havertz

Fam wie Familie. Er war also...verheiratet...

Bevor ich auch nur einen Gedanken daran verschwendete was ich sagen wollte, drückte ich auf den Klingelknopf und als nach ein paar Sekunden immer noch niemand aufgemacht hatte, fing ich an in rascher Abfolge auf die Klingen einzuhämmern. 


M I L E N A

Die Klingel ließ mich den leidenschaftlichen Kuss unterbrechen, den Kai und ich gerade geteilt hatten. 

,,Ich...muss...zur Tür...", keuchte ich, als der Dunkelhaarige seine Lippen an meinen Hals drückte und eine Spur aus federleichten Küssen über meine Kieferknochen zog.

Nobody knows about us | k. havertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt