„...Elvin komm schon... ich werde dich jetzt nicht gehen lassen! Hast du mich verstanden?! K-Kämpf verdammt noch mal!" Die zarte, weinerliche Stimme einer Person drang langsam zu Elvin durch und wurde immer lauter, bis er sie deutlich hören konnte. „Er hat wieder einen Puls! Ab in's Krankenhaus mit ihm!", ertönte eine zweite Männerstimme. „Ich will mitfahren! Ich lasse Elvin nicht alleine!", stellte der Blondschopf, welcher immer noch die Hand von Elvin hielt, klar. „Wer sind sie überhaupt? Etwa ein Familienmitglied oder sein Freund?", mischte sich eine weitere Männerstimme ein. „Ich bin Mika und jetzt fahren sie endlich los!", maulte der Blondschopf die zwei Ersthelfer an.
Elvin bekam währenddessen das ganze Gespräch mit und ihm wäre der Mund offen stehen geblieben, bei dem Namen Mika, wenn er seinen Mund hätte öffnen können.
- seven weeks before -
„Ihr bekommt einen neuen Mitschüler in die Klasse. Seid alle freundlich zu ihm!", schaute der Lehrer seine Klasse mit einem strengen Gesichtsausdruck an. „Du kannst dich gerne vorstellen, wenn du möchtest.", wendete sich der Lehrer danach an den neuen Mitschüler. Dieser musterte seine neue Klasse und fing an zu sprechen. „Ich heiße Mika, bin 16 Jahre alt und gehe seit heute wohl in diese Klasse." Ein paar Schüler meldeten sich und er nahm ein Mädchen dran, welches Eyeliner bis nach Afrika auf ihrem Gesicht hatte und mit einer übertrieben hohen Stimme quietschte, bei der man freiwillig von einem Hochhaus springen würde, warum er denn in diese Klasse gekommen sei. „Das geht dich nen scheiß an!", lächelte er sie ganz lieb an und lief einfach zu einem freien Platz in der letzten Reihe, auf dem er sich auch sofort nieder ließ.
„Hi, ich bin Mika und du?", schaute der neue seinen Nebensitzer freundlich an. „Hmm", machte sein Nebensitzer nur und schenkte ihm keine Beachtung, was Mika überhaupt nicht passte. „Könntest du mir später vielleicht die Schule zeigen? Ich kenn mich nämlich noch nicht aus und es wäre praktisch, wenn du mir zeigen würdest wo hier die Toiletten sind.", startete Mika einen neuen Versuch, eine Konversation zwischen ihnen herzustellen. „Kein Interesse und wenn du so dringend pissen musst, dann frag jemand anderen oder heul rum!", murrte sein Nebensitzer ihn an. „Oh man, du bist echt anstrengend!", gab Mika seufzend von sich. „Ich soll anstrengend sein?! Hast du dir mal selber zugehört?! Nerv jemand anderen, aber lass mich aus deinen "schlimmen" piss Problemen draußen!", schaute sein Nebensitzer ihn mit einem zornigen Blick an. „Elvin! Sei gefälligst höflicher zu unserem neuen Mitschüler! Du wirst ihm später die Schule zeigen und wenn ich jetzt noch einen Mucks von dir höre, wird es wieder einen Elternbrief geben!", ertönte es laut vom Lehrerpult. Elvin gab einen genervten Ton von sich und schenkte Mika einen 'das bekommst du zurück' Blick.
Als es am Ende des Schultages läutete, wollte Elvin ganz schnell mit seiner Schultasche flüchten, doch wurde er von dem neuen Blondschopf namens Mika aufgehalten. „Wolltest du mir nicht noch die Schule zeigen?" „Wie gesagt, kein Interesse!", gab Elvin patzig von sich. „Elvin! Du wirst Mika jetzt die Schule zeigen und danach gehst du zum Direktor!", schrie sein Lehrer aus dem Klassenzimmer. Elvin's Augen formten sich zu noch schmaleren Schlitzen und er kehrte Mika den Rücken zu.
Elvin lief die unterschiedlichen Gänge entlang und zeigte hin und wieder nach rechts oder links und erklärte was sich hinter den unterschiedlichen Türen befand. „Da ist der Musik Raum und hier sind die Toiletten.", er zeigte auf die Toilettentüren und blieb stehen. „Das war's eigentlich auch schon. Deine Spindnummer solltest du schon haben, wenn nicht ist das dein Problem! Ich werd jetzt zum Direktor gehen, dank dir! Bye!", wollte sich Elvin aus dem Staub machen, doch wurde er mal wieder von Mika aufgehalten. „Könnte ich noch deine Nummer haben?", fragte Mika lieb. „Ich will keinen Kontakt mit dir haben! Also lass mich in Ruhe!", maulte Elvin. „Ich aber mit dir! Jetzt sei mal nicht so gemein zu mir! Ich hab dir nämlich nichts getan!", wurde Mika etwas lauter. „Du bist so nervig!", verdrehte Elvin seine Augen. Nach weiteren Zehn Minuten, in denen sich die zwei gegenseitig angezickt hatten, gab Elvin schließlich nach und gab Mika seine Nummer, welcher diese sofort einspeicherte.„Ich schreib dir! Bye! Dir noch einen schönen Tag!", lächelte Mika und verschwand aus der Schule. Elvin seufzte und begab sich Richtung Direktorat.
Das ging mehrere Wochen so und sie lernten sich immer besser kennen. Mika bezeichnete Elvin immer als Seelenverwandten, den er nie wieder los lassen wird, da ihre Freundschaft so stark war und Mika behauptete auch immer, dass Seelenverwandte für immer zusammen blieben und sich gegenseitig bei allen Lebenssituationen beistanden. Elvin rollte zwar meist mit den Augen oder zeigte keine Reaktion, wenn Mika damit anfing, doch im inneren war Elvin der selben Meinung wie Mika.
Gerade lagen sie gemeinsam in Mika's Bett und schauten einen Film auf Netflix. „Elvin?", richtete Mika seinen Blick auf den Jungen neben sich. „Hmm?", machte dieser und schaute nun auch zu Mika. „Ich hab dich lieb!", lächelte der Blondschopf und richtete danach seinen Blick wieder auf den Fernseher. Elvin war so überrascht, dass er einfach weiterhin das schöne Gesicht des anderen musterte und selbst anfing zu lächeln. „Ich dich auch!"
„Mika?", fragte Elvin, während er immer noch Mika's Gesicht musterte. „Ja?", wendete Mika seine Aufmerksamkeit auf Elvin. „Ich liebe dein Lächeln!"
- now -
„Wir sind gleich da Elvin! Halt noch etwas durch okay?", drückte Mika seine Hand. „Wenn du wieder gesund bist, werden wir zwei erstmal was schönes unternehmen!", lächelte der Blondschopf sanft. „In ein paar Minuten kommen wir am Krankenhaus an! Ich würde sie dann bitten, im Wartebereich platz zu nehmen und zu warten, bis wir kommen und ihnen mehr Auskunft geben können!", sprach ein Ersthelfer zu Mika, welcher nur nickte und seinen Blick danach wieder auf Elvin richtete.
Elvin bekam das ganze Gespräch nur noch schleierhaft mit und öffnete seine schweren Augen einen Spalt um seinen besten Freund noch einmal sehen zu können. „Mi-Mika...?", brachte Elvin ganz schwach aus seinem Mund. „Elvin? Wir sind gleich da, dann werden sich ganz nette Menschen um dich kümmern. Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das zusammen!", lächelte der Blondschopf lieb und hielt weiterhin die Hand von Elvin. „I-Ich... ich liebe dein Lächeln... behalt das schöne Lächeln bei... versprich mir das...!", verlangte Elvin mit schwacher Stimme. „Ich werde nie aufhören zu lächeln, vor allem dir Elvin werde ich immer ein Lächeln schenken! Das verspreche ich dir!", versprach Mika ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Kleine, heiße Tränen liefen ihm dabei über die Wange, welche Elvin mit letzter Kraft und zitternder Hand wegstrich. „Ich hab dich lieb...!" hauchte Elvin und lächelte Mika noch ein letztes Mal überglücklich an, bis seine Augen zu fielen und ein lauter, langgezogener piep Ton ertönte und die Ersthelfer etwas in Panik gerieten. Mika's Herz setzte in diesem Moment aus und er brach zusammen. „Elvin... E-Elvin!!!", schrie der Blondschopf immer wieder, während ihm unzählige Tränen die Wangen hinunter flossen und sein schönes Gesicht benetzten.
Die Ersthelfer versuchten den leblosen Körper auf der Liege noch wieder zu beleben, was aber nichts mehr half. Elvin war tot und hatte somit seinen einzigen und besten Freund alleine auf dieser Welt gelassen. Er hatte seinen Seelenverwandten verlassen.