Kapitel 11: Cole

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Der Flughafen empfing den Flieger ohne Zwischenfälle und pünktlich. Die Auswahl an Restaurants und Taxiständen war hier lange nicht so groß wie in Iyodoma, aber um die nötigsten Bedürfnisse der Garde zu erfüllen, reichte es allemal. Immerhin waren sie nicht zum Urlaub machen hier.

Vom Flughafen aus nahmen Cole, Cicero und Dany ein gemeinsames Taxi und Cahir sowie Zelda ein anderes, um nach Vaah zu gelangen, dem aktuellen Wohnort des Magiers. Auf dem Weg hatte Cole den Fahrer gefragt, ob er Anton Chooha denn kenne. Er bejahte die Frage sofort. Da Anton ein so großartiger Arzt sei, wäre der Name jedem in einem großen Umkreis bekannt. Beide Taxifahrer brachten ihre Kunden so nah wie möglich an die Praxis von Anton heran und bekamen dafür ein ordentliches Trinkgeld.

„Da wären wir", stellte Cole sogleich fest, als sich die Garde wieder zusammengefunden hatte.

„Unser Fahrer meinte, wir müssten uns durch die große Masse vor uns kämpfen und dann einfach der langen Schlange aus Menschen folgen, die kränklich und verletzt aussehen", kam es von Zelda.

„Sollte machbar sein", kommentierte Cahir dazu.

„Unserer hat dasselbe behauptet und ich glaube, ich kann sogar schon sehen, wo wir hinmüssen", bemerkte Cicero.

„Dann auf", winkte Cole und lief bereits auf die Meute zu.

Mit einem Lächeln auf den Lippen tauchte Cole in das Menschenmeer vor ihm und schwamm darin, als hätte er sein Lebtag nichts anderes gemacht. Jede noch so kleine Lücke fand und nutzte er, um weiter vorzudringen. Verschlossen sich welche vor seinem Weg, so war er bereits durch die nächste geschlüpft oder öffnete sie mit ein wenig Gewalt erneut. Es war ein Spiel, was dem des Überlebens gleichkam und Cole war sehr gut darin.

„Das wäre geschafft", dachte er laut, sobald er wieder Luft zum Atmen hatte.

Prallvoll mit positiver Energie wartete er auf seine Freunde, die sich mehr Zeit ließen und insgesamt weniger elegant aussahen, vor allem Cahir.

„Renn doch nicht immer voraus", belehrte Dany ihn ohne einen Blickkontakt. „Gerade hier müssen wir Diskretion groß schreiben."

Sie selbst machte ihren Worten alle Ehre. Ein großer Sonnenhut schütze sie nicht nur vor aggressiven Strahlen, sondern auch vor Blicken. Ihre übliche Verkleidung unterstützte das Accessoire, sodass sie auf das Äußerliche bezogen quasi den genauen Kontrast zu ihrem Besuch bei Orpix darstellte. Dem Rest der Garde reichten die Sonnenhüte, um sich zu verbergen. Sie hatten zwar nicht dasselbe Problem wie Dany, wollten ihre Gesichter aber nicht so nah an einem ehemals von Orpix überwachten Magier zeigen.

„Ja, ja, weiß ich, aber wo geht's denn jetzt hin?", fragte Cole, während er sich nachdenklich die dichten, verwuschelten und bis zu seinen Augen reichenden Haare nach hinten strich.

„Da lang", kam es ohne Zögern von Cicero, der die eng befahrene Straße entlang zeigte, in der sie standen. „Die Leute dort drüben sind alle verletzt oder krank. Sie stehen in einer langen Schlange vor einem kleinen Haus und das sieht genauso aus wie auf den Bildern."

„Gehen wir etwas näher ran", bestimmte Zelda.

Auf dem Bürgersteig bewegten sich deutlich weniger Leute als in der Gasse umher, weshalb zu der Schlange zu gelangen kein Problem darstellte. Die Straße allerdings war ein einziges Chaos. Sie war voll von Reitern, Fahr- und Motorrädern, Autos, LKWs und jeglichem anderem Fortbewegungsmittel, das man sich vorstellen konnte. Mit einem Fahrrad und keiner Verantwortung hätte Cole hier eine Menge Spaß haben können.

Dank der kürzeren Distanz erkannte jetzt auch Cole, wovon Cicero gesprochen hatte. Genau fünfundzwanzig Leute standen hier, überraschenderweise in Reih und Glied, und warteten auf ihre Behandlung. Aus der Tür des kleinen Hauses, welches die Schlange anstrebte, stolzierte gerade ein Mann heraus, der bis über beide Ohren strahlte und wie neugeboren aussah. Gleich darauf ging ein anderer hinein.

Die Unsterbliche KönigsgardeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt