01; five years prior

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BILLIE JEAN
MICHAEL JACKSON

»Es hat dir nichts bedeutet«, weint sie, Tränen rollen über ihre roten Wangen, ihre Unterlippe zittert. Ihre Haare sind strubbelig, und verraten genau, dass ich vor wenigen Stunden noch hindurch gefahren habe, während wir uns küssten, als gäbe es kein Morgen mehr.

Ich schlucke, und weiß nicht was ich erwidern soll, um mich zu verteidigen. Ein einfaches »Natürlich hat es das«, würde mich nicht vor ihren Launen retten, doch ich sage es trotzdem, weil es sonst eben nichts passendes gibt, was man in dieser Situation sagen kann.

»Lüg mich nicht an, Hoseok«, schimpft sie und wischt sich über die Augen. Ich sehe trotzdem die Hoffnung darin aufflackern. Es ist immer das Gleiche, bei jeder, die ich nach ein paar Bieren zu viel doch mit nach Hause nehme, obwohl ich jedes Mal vermeiden will, dass es soweit kommt.

Wenn ich sie anschaue, weiß ich, warum mein betrunkenes Ich es für eine gute Idee gehalten hat, mit ihr zu schlafen.

Schwarze Haare fallen ihr über die filigranen Schultern, sie hat große -momentan rot geweinte- Augen, hübsche Schmolllippen, und eine gerade Nase. All das befindet sich in ihrem schmalen Gesicht, das ich perfekt mit meinen Händen festhalten kann, während ich sie küsse.

Von ihrem Körper will ich gar nicht erst anfangen. Ich will nicht wie ein Arschloch klingen, aber sie sieht wie ein perfekter Fick aus. Was sie ja auch ist.

»Ich dachte du bist der Richtige. Der eine. Nur weil du nett zu mir warst.« Frustriert über ihre eigene Naivität zieht sie schniefend ihre Nase hoch. Ich muss ihr zustimmen. Es war dumm von ihr zu denken, dass ich sie nach einer Nacht zu meinem machen will, nur weil ich sympathisch bin.

Ich weiß erneut nicht, was ich auf ihr fadenscheiniges Argument antworten soll, ohne sie zu verletzten. Worte ansich sind wohl eher unangebracht, wenn man bedenkt, dass ich nur aufstehen und mich anziehen musste, um ihr auf einer Sprache, welche ich nicht verstehe zu sagen, dass ich nicht an einem zweiten Mal interessiert bin.

Doch im Grunde hatte ich ihr damit genau das richtige signalisiert. Sie ist eine von vielen. Und sie sind doch alle gleich, diese Mädchen. Leichtgläubig, fast schon dümmlich, mit ihren langen Haaren und den einfältigen Gesichtern, die nur dazu gut sind, die Lippen zu spitzen und mit den Wimpern zu klimpern.

Es gibt Hunderte von ihnen, und jede hält sich für etwas besonderes. Jede glaubt, mein Herz erweicht zu haben, sobald sie mir einen bläst. Was eindeutig eine Fehlvorstellung ist.

»Tut mir leid«, sage ich, und man hört eindeutig, dass dem nicht der Fall ist. Es tut mir nicht mit einer Faser meines Körpers leid, dass sie sich Hoffnungen gemacht hat. Prinzipiell kann ich dafür ja eher weniger.

Und um es ganz klar zu stellen, es hat mir nichts bedeutet. Es war nur Sex. Nicht mehr und nicht weniger. Es klingt gemein, doch sie war und ist nicht mehr als ein Mittel, um meine Lust auszuleben. Wenn diese Gefühle nur auf Gegenseitigkeit beruhen würden. Doch die weiblichen Wesen dieser Erde denken alle viel zu emotinal, um mich in diesem Punkt zu verstehen.

»Ich hasse dich. Männer sind Arschlöcher«, will sie sich aufregen, doch ihre Gefühle lassen es nicht zu, dass sie wütend klingt. Sie klingt einfach nur verletzt.

Eine Schande eigentlich, dass sie, genau wie alle anderen, auf mehr hofft. Es war schön, sie war schön. Der Sex war angenehm, aber im Gegensatz zu mir hat sie nicht vor, es dabei zu belassen.

𝗯𝗶𝗹𝗹𝗶𝗲 𝗷𝗲𝗮𝗻 | jung hoseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt