Es war August, das Wetter war gut und angenehm warm. Vor zwei Tagen war ich in Ramsau angekommen. War in eine kleine Wohnung gezogen, beziehungsweise ich war dabei mir diese gemütlich herzurichten. Noch standen einige Umzugskisten herum, aber um die würde ich mich nach und nach kümmern. Ich war hergezogen um mein altes Leben hinter mir zu lassen, ich wollte neu anfangen und auf eigenen Beinen stehen. Bisher hatte ich bei meiner Stiefmutter gelebt, mir aber geschworen es nur noch bis zum Ende meiner Ausbildung dort auszuhalten, und das hatte ich getan. Sie war einfach ein Fall für sich und das Leben mit ihr hatte mir nicht unbedingt gut getan. Nun hatte ich meine Ausbildung vor drei Wochen beendet, hatte gute Noten und ein super Ausbildungszeugniss von meiner Praxis bekommen. Diese hätte mich tatsächlich auch am liebsten behalten, aber ich wollte nicht, ich wollte einfach neu anfangen. So hatte ich nach einem neuen Arbeitsplatz gesucht, möglichst weit weck von meiner alten Heimat. Zufällig hatte zum passenden Zeitpunkt in der Ramsau eine kleine Praxis eine Mitarbeiterin für halbtags gesucht und dann auchnoch ausgerechnet mich genommen. Eigentlich hatte ich überlegt zu studieren, aber dazu fehlte mir nach den letzten Monaten einfach die Kraft. Dabei hatte mich die Medizin immer sehr gereizt. Aber so ging es einfach nicht, ich wäre aktuell nicht vernünftig in der Lage mich auf ein Studium zu fokussieren. Also hatte ich mich entschlossen hier jetzt neu anzufangen, wollte die Natur in meiner Freizeit genießen und mir mein eigenes Leben aufbauen. Weit weg von meiner Vergangenheit in dem kleinen Dorf, an der deutschen Nordseeküste, wo ich bisher gelebt hatte. Ich hatte noch das Wochenende und am Montag würde dann mein erster Arbeitstag auf mich warteten. Ich war schon gespannt auf meine neuen Kollegen. Würde ich mit meinen 20 Jahren wieder das Kücken sein? Würden sie mich respektieren? Würde ich es schaffen meine Probleme zu verdrängen und normal rüber zu kommen? Ich war nicht unbedingt die Selbstbewussteste, war eher schüchtern und in mich gekehrt, was einfach auch an meiner Vergangenheit lag. Zu oft wurde ich von anderen enttäuscht und verletzt. Manchmal wirkte ich auf andere unbeholfen, vieleicht war ich das teilweise auch, ich war schnell überfordert, aber irgendwie würde ich das alles schon schaffen. Aber auf keinen Fall wollte ich das sie mich als verletzlich und schwach ansehen würden. Ich verdrängte diese Zweifel und Gedanken wieder, ich war auf meiner Morgenrunde und sollte mich aufs Laufen konzentrieren. Immerhin kannte ich die Gegend kaum. Ich liebte das Joggen einfach, dabei bekam ich einfach den Kopf frei, es war schon seit mehreren Jahren mein Ausgleich zu all dem Stress und den Sorgen. Außerdem hielt es einen fitt.
Auf dem Rückweg meiner Runde hatte ich mir vorgenommen bei einem nahen Bäcker Brötchen und etwas Brot zu kaufen um mir später ein gemütliches Frühstück zu machen und so schonmal etwas Essbares im Haus zu haben, den Großeinkauf wollte ich in den nächsten Tagen erledigen. Und so schnell war ich schon wieder total in meinen Gedanken versunken. So kam es, wie es kommen musste und ich fand mich nur wenige Sekunden später mit der Nase auf dem Boden wieder. Das war so typisch für mich. Ich hatte eine Sekunde nicht aufgepasst und so war es halt passiert, wie schonnso oft. Mitten auf der Straße, das konnte auch nur mir passieren. Eine Frau mit dunkelblonden Harren hatte das Schauspiel scheinbar beobachtet und kam zu mir herüber geeilt. "Alles gut bei dir?"
Ich brauchte einen Moment, dann richtete ich meinen Kopf auf und rappelte mich langsam wieder auf. Die Frau half mir hoch und ich schaute erstmal an mir herunter. Im ersten Moment konnte ich aber nichts an mir feststellen und antwortete kurzentschlossen mit "Ja, mir ist nichts passiert, alles gut." Sie musterte mich sorgfältig erneut. "Darf ich mal?" Sie deutete auf meine Hand.
Ich schaute auf diese. Na toll, offensichtlich war doch etwas passiert. Bei dem Sturz hatte ich mir auf dem rauen Asphalt, die Hand übel aufgerissen. Fing ja gut an hier. Ich streckte ihr meine Hand entgegen. "Ist wirklich nicht so schlimm. Pflaster drauf und gut ist, ist blöd gelaufen, heilt auch wieder." Belächelt ich die Stelle die doch ziemlich brannte und versuchte das ganze herunter zu spielen. Es war nicht meine erste Schramme und ich wusste selber gut genug wie ich sie versorgen musste. "Das sollte aber schon ordentlich desinfiziert und gereinigt werden, das sieht schon ordentlich aus und es stecken auch ein parr Steinchen drin. Komm ich arbeite da vorne bei der Bergrettung und mach das eben." Sprach die Frau und deutete auf ein Gebäude ein Stückchen weiter die Straße entlang. Etwas genervt verdrehte ich meine Augen. Warum machten sich immer alle solche Sorgen um mich? Sah ich so hilfsbedürftig aus? "Wenns nicht so schlimm ist kannst du mich das auch eben machen lassen." Drängte mich die Frau weiter, blieb dabei aber sehr freundlich. Ganz so als hätte sie Angst das ich im nächsten Moment wegrennen könnte. Wäre ich vor einiger Zeit vermutlichauch noch. Aber jetzt wäre es mehr als peinlich und ich musste wohl über meinen Schatten springen "Ok, sie lassen eh nicht locker, oder?" gab ich mich geschlagen, ich hatte echt keine Lust auf Diskussionen und schon garnicht darauf das nächste Gesprächsthema im Ort zu sein. "Nee, das ist mein Job, anderen zu helfen" lächelte sie mich an. Ich folgte der Frau mit einem mulmiegem Gefühl im Bauch und wir betraten gemeinsam die Zentrale der Bergrettung." Du kannst dich hier hinsetzen." Sie deutete auf einen Stuhl und ich nahm Platz und verschränkt unbewusst meine Hände im Schoß und schaute unsicher auf meine Füße.
Mir war das ganze äußerst unangenehm, denn es war ja nun wirklich eine Kleinigkeit, um die ich mich auch hätte selber kümmern können. Ich fühlte mich in dieser Situation einfach absolut unwohl.
Das war ja ein perfekter Start hier in Ramsau. "Wie heißt du eigentlich, ich habe dich hier noch nie gesehen?" Sie hatte neben mir Platz genommen und mich mit dieser Ansprache aus meinen Gedanken gerissen. "Avelina, Lina reicht aber" "Schöner Name, ich bin Katharina, machst du hier Urlaub mit deinen Eltern?" Innerlich musste ich grübel, Urlaub mit meinen Eltern? Für wie alt hielt sie mich? "Ne, ich bin vor zwei Tagen 'alleine' hergezogen." Das 'alleine' betonte ich dabei sehr deutlich. Sie schaute mich an, schien zu grübeln und wechselte dann aber das Thema zurück auf meine Hand, sie schien zu merken das es kein Themawar über welches ich jetzt sprechen wollte. "Gibst du mir bitte noch einmal deine Hand." Bereitwillig streckte ich ihr diese entgegen. Je länger ich hier vor ihr saß wurde mir das ganze hier irgendwie unangenehmer und ich wollte es nur noch schnell hinter mich bringen ulĺnd dann nichts wie weck hier. Ich hatte irgendwie Angst das sie zu viel über meine Vergangenheit erfahren würden und auch hier das Gerede losgehen würde. "Das brennt jetzt einmal kurz." Kaum hatte sie das gesagt musste ich kurz aufzischen, sie hatte ein Desinfektionsmittel auf meiner Hand verteilt und es brannte kurz heftig, ließ dann aber wieder nach. Anschließend nahm sie eine Pinzette und entfernte damit die kleinen Steinchen die in meiner Handfläche verblieben waren. Ich musste schon etwas die Zähne zusammen beißen, denn es zwickte etwas, aber es war auszuhalten. Dann riss mich auch schon wieder ihre Stimme aus meiner Starre, in welche ich unbewusst erneut verfallen war. "Schon geschafft, ich verbinde das jetzt einmal und dann sollte das gut sein. Du solltest den Verband dan jeden Tag wechseln und wenn sich die Wunde entzündet unbedingt zum Arzt gehen" Ich nickte ihr zu, ich wusste schließlich selber gut genug wie eine Wunde zu behandeln war, aber das konnte sie ja nicht wissen. Keine 5 Minuten später war meine Hand auch schon professionell in einen dicken weißen Verband gewickelt. "Danke dir, ich muss dann auch wieder, schönen Tag noch." Verabschiedete ich mich schnell, als sie fertig war, ich wollte einfach nur schnellst möglich aus dieser unangenehm Situation heraus.War ja ein toller Einstieg hier in der Ramsau. Als ich die Bergretter Zentrale etwas überstürzt verließ wurde mir noch ein "Pass auf dich auf" hinterher gerufen und dann schwang die Tür hinter mir auch schon zu. Ich besorgte mir noch schnell wie geplant die Brötchen und machte mich dann zurück auf den Weg in meine kleine Wohnung. Ein paar der wenigen Umzugskisten warteten schließlich noch darauf ausgeräumt zu werden.
Die Zeit verging und am frühen Nachmittag hatte auch endlich das letzte Teil aus den Kartons seinen Platz in einen Schrank gefunden und ich entschied spontan noch ein wenig die schöne Natur zu erkunden. Eine halbe Stunde später war ich auch schon entspannt auf einer schmalen Schotter Straße unterwegs. Die Sonne schien angenehm auf meine blasse Haut als ich mich langsam den Berg hinauf bewegte. Es war ein sachter Anstieg und um mich herum war nur die traumhafte Natur. Grüne Wiesen, Bachläufe, Berge und das gewaltige Dachsteinmassiv konnte man in der Ferne erkennen. Einfach traumhaft schön. Ab und zu machte ich ein schönes Foto und nach einiger Zeit fand ich einen schönen Platz für eine kurze Pause. Die Sonne schien weiterhin kräftig und die Aussicht war einfach atemberaubend schön. Ich fühlte mich in diesem Augenblick seit langem mal wieder frei und unbeschwert, genau wie damals. Damals, vor drei Jahren war ich mit einer guten Freundin hier gewesen und auch da hatte ich mich hier in den Bergen frei und glücklich gefühlt. Wir hatten damals ein Zimmer auf einem kleinen Hof genommen, auf dem alles sehr familiär war. Obwohl ich damals wegen meiner Familie so spontan abreisen musste und ich bis heute mit den Geschehnissen zu kämpfen hatte, waren hier all die Probleme so weit weck und ich war froh das es in nächster Zeit auch so bleiben würde. Wenn ich hier oben saß, war ich mir sicher das es die richtige Entscheidung war hierher zu kommen.
Ich könnte in Zukunft jeder Zeit hinauf steigen und mich frei fühlen, mir den Wind durch die Harre wehen lassen und die frische Bergluft ahtmen. Vieleicht sollte ich irgendwann auch mal einen Kletter Kurs besuchen. Die Berge fühlten sich für mich einfach wie ein Zuhause an, dabei war ich auf dem flachen Land groß geworden, wo es außer dem Deich echt nichts hügeliges gab. Aber bevor ich weiter Pläne für die Zukunft entwarf, musste ich hier in der Ramsau erstmal richtig ankommen, vieleicht fand ich auch ein paar Freunde. Zusammen würde das ganze vermutlich deutlich mehr Spaß machen und sie könnten mir bestimmt einiges zeigen.
Ich hing meinen Gedanken nach, saß einfach da und starrte in die Ferne und genoss die atemberaubende Aussicht, die Zeit verging und es wurde irgendwann Zeit für mich zurück zu laufen. In wenigen Stunden würde es dunkel werden und ich brauchte sicher eine Stunde nach unten. Ich riss mich also von der schönen Aussicht los und machte mich wieder auf den Weg, die schmale Straße entlang, nach unten.
Ich war schon eine halbe Stunde unterwegs und hatten etwa die Hälfte der Strecke geschafft, als mir ein silberner Geländewagen entgegen kam. Schon aus der Ferne konnte ich sehen das er viel zu schnell war, hoffentlich würde er die Kurve schaffen, und keinen Unfall bauen. Scharf darauf an. Einen ersten Tagen gleich erste Hilfe zu leisten war ich nämlich nicht grade. Der Wagen wurde überhaupt nicht langsamer, der waren schaffte grade so die Kurve und kam jetzt auf mich zu. Der Fahrer musste mich doch gesehen haben? Dennoch wurde er nicht langsamer. Ich realisierte in diesem Moment das die schmale Straße keine wirkliche Ausweichmöglichkeit für mich zuließ. Ich stellte mich so weit wie möglich an den Rand, auf die andere Seite hätte ich es nicht mehr geschafft. Hinter mir ging es steil Berg ab. Ich hoffte das es irgendwie passen würde, trotzdem kam Panik in mir auf. Der Wagen musste doch endlich mal langsamer werden, der Fahrer musste mich doch endlich sehen. Es waren nurnoch ein parr Meter, dann war der Wagen auch schon auf meiner Höhe, wurde aber trotzdem nicht langsamer, sondern gefühlt noch schneller. Für mich lief ab diesen Moment alles wie in Zeitlupe ab.
Unsanft traf mich der Seitenspiegel in der rechten Seite, augenblicklich strauchelte ich nach hinten, rudert wild mit meinen Armen, wollte einen Schritt nach hinten machen, trat ins Leere, kippte nach hinten, verlor den Halt, schlitterte den Hang hinab, versuchte verzweifelt mich irgendwo festzuhalten, riss mir die Hände auf, schlug mit dem Kopf gegen den Felsen, schmeckte Blut, schliterte weiter, versuchte weiter irgendwo halt zu finden, scheiterte und kam schlussendlich unsanft mit dem Rücken auf dem Felsboden auf. Dann waren da plötzlich heftige Schmerzen und es begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen, ich versuchte noch verzweifelt dagegen an zu kämpfen. Ich bekam Panik, ich wusste nur zu gut welche Folgen ein Sturz aus dieser Höhe haben konnte. Angestrengt versuchte ich ruhig zu ahtmen und die schwarzen Punkte weg zu blinzeln. Ich wusste das ich beo Bewusstsein bleiben musste. Ich durfte mich so wenig wie möglich bewegen. Verzweifelt versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Doch die schwarzen Punkte wurden immer mehr und egal wie sehr ich dagegen an kämpfte, die Punkte wurden immer mehr. Dann war plötzlich alles um mich herum schwarz und fürchterlich still.
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Never give up
FanfictionEin Sturz kann alles verändern oder auch nicht. Selbst wenn man nicht klettert kann, kann man stürzen. Auch Avelina musste das feststellen. Ok ich bin nicht gut in Kurzbeschreibungen. Dies ist mein zweiter Versuch, ich habe eine sehr ähnliche FF sc...