Akt 1 - Begegnung

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"Man sieht sich immer 2 Mal im Leben"

War das ein Versprechen? Falko hoffte es inständig. Er hatte Kakmann - oder konnte er ihn vielleicht sogar... Hans nennen? Nein, dafür war es noch zu früh - erst ein Mal getroffen und dennoch konnte er nicht aufhören, an ihn zu denken. Wie nah sie sich waren, sodass nur er seine Worte verstehen konnte. 

Um ehrlich zu sein, hatte er ihm gar nicht wirklich zugehört, viel zu hypnotisiert von seinen wunderschönen, vollen Lippen. Ihm war natürlich bewusst, weshalb er da war: Sokrates. Nein, nicht der griechische Philosoph, sondern sein, wohlgemerkt sehr kostbares, Fohlen. Die Geringverdiener mit denen sein Sohn sich täglich assoziiert, nennen ihn "Socke", was Falkos Meinung nach eine starke Untertreibung des eigentlichen Wertes des Tieres darstellt, aber das würde er ihnen niemals sagen, denn in diesem Alter wird Alexander recht aufsässig und würde eine solch wahre Aussage nicht einfach akzeptieren. Sicherlich würde Kakmann seiner Meinung zustimmen.

Kakmann. Hans.

Diese Augen... Er wollte Sokrates kaufen. Um ehrlich zu sein, mit diesen Lippen könnte er Falko alles abkaufen und er würde sich bedanken. Außer seine Monokel Sammlung vielleicht. Da versteht der Gute keinen Spaß! So weit kommt's noch... 

Das Treffen am vorigen Tage hatte den Grafen jedoch sehr überrascht. Nicht nur schien der Kaufmann recht eloquent zu sein, sondern auch noch sehr charmant gegenüber ihm. 

"Oh sie haben aber ein sehr hübsches Monokel, Herr Graf" sagte er, seine braunen Augen, mit diesem hypnotisierendem Grünstich, direkt in seine blickend. Da war es kein Wunder dass sein Monokel direkt runterfiel. Schon seit Jahren hatte ihm niemand mehr so ein ehrliches Kompliment gegeben. Er spürte seine Wangen direkt erröten, doch konnte es nicht über sich bringen, wegzuschauen. 

Hatte Kakmann bemerkt dass er ihn in Verlegenheit gebracht hat? Falko wusste nicht, ob er wollte dass die Antwort ja lautet oder nicht. Heiliger Gott, diese Gedanken, nein, diese Gefühle, die er hatte, waren schwer einzuordnen. War es Liebe? War es Lust? War es... Beides? 

"Dagobert!" rief er mit melodramatischer Verzweiflung in seiner Stimme. 

"Ja, mein Graf?" 

Und diese 3 Worte waren die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Er spürte wie seine Tränen anfingen an seinen Wangen runterzulaufen. Die Wangen, die noch 24 Stunden zuvor gerötet waren von Hans, nein, Kakmann. 

Dagobert stand neben ihm und, so höflich und diskret wie immer, bat ihm ein Taschentuch an. 

"Herr Graf, würden Sie vielleicht wollen, dass ich ihre Flöte mal wieder spiele?"

Und genau dafür liebte Falko seinen Butler. Er wusste immer, was er braucht, ohne dass er es ihm erklären musste und natürlich auch jetzt, stimmte er ihm sofort zu. Was würde er nur ohne ihn machen?

Die Klänge seiner Flöte beruhigten ihn und schon bald war sein Kopf auch wieder frei von den unzüchtigen Gedanken. 

***

Zwei Tage später, fand Graf von Falkenstein sich vor Kakmanns Anwesen wieder. Das Flötenspiel von Dagobert hatte doch nicht so viel gebracht, wie erhofft. Diese verdammten Lippen fanden ihren weg zurück in seinen Kopf und sind seitdem nichtmal eine Sekunde verschwunden. Und das obwohl noch viel zu tun war für das Pferderennen, so ein Irrgarten organisiert sich schließlich auch nicht von allein, ganz zu schweigen von den finanziellen Problemen. 

Aber er konnte doch jetzt nicht einfach so klingeln... Was sollte er denn dann sagen? Wieso ist er überhaupt hier her gekommen? Er wird ihm schließlich nicht einfach mal so einen Heiratsantrag machen, die beiden kannten sich ja nicht einmal. Gott, Falko wusste doch auch gar nicht, ob der attraktive Mann überhaupt Single war! Wie kam er denn auf diese abgrundtief dumme Idee hierher zu kommen? Kakmann hatte ihn sicherlich schon längst vergessen. 

Da hörte der Graf Geräusche aus dem Stall und entgegen seinem gesunden Menschenverstand, folgte er diesen mit neugieriger Präzision in seinen Schritten, denn anscheinend hatte er diesen unerklärlichen Drang, sich vor der Liebe seines Lebens so oft wie möglich zu blamieren. Fiel sein Verhalten eigentlich unter Hausfriedensbruch?

Doch alle Gedanken der Zweifel verließen ihn als er den Ursprung der Laute erblickte. Sein Monokel fiel von seinem Auge und etwas regte sich in seiner Hose. 

Zwei junge Burschen, die sich von hinten sehr ähnlich sahen, knieten vor dem Mann, der seit Tagen nicht mehr aus seinen Fantasien verschwunden ist. Völlig in Ekstase warf er seinen Kopf nach hinten, Augen geschlossen, Mund offen und seine Hände in den dunklen Haaren der Jungen vor ihm. Ihre Köpfe bewegten sich abwechselnd von oben nach unten im Takt zum wunderschönen Lied, das im Hintergrund lief. 

"You know that we are living in a material world
And I am a material girl

Some boys romance
Some boys slow dance"

Es war das schönste, was Falko jemals gesehen hat. Sogar noch schöner als die Geburt seines Sohnes. Die Monokel-Sammlung wird jedoch immer an erster Stelle in seinem Herzen stehen. 

Und da war es. Kakmann blickte auf und direkt in seine Augen. Und so traf blau-grau abermals auf braun-grün und Falko spürte den Wunsch nie wieder in etwas anderes zu schauen. 

Die beiden Jungs schauten nun auch auf und.. woah... Es waren Zwillinge. Kinky. Seine Hose wurde noch enger bei dieser Realisation. 

Sie standen auf, die Stiefel, die sie bis gerade eben noch geputzt hatten in der Hand und kamen auf ihn zu. Mist. Falko wusste dass es eine schlechte Idee gewesen war hierher zu kommen und dann auch noch einfach so das Grundstück zu betreten ohne eine Erlaubnis. Mist. Er musste sich irgendeine Ausrede einfallen lassen. 

"Ahhh, Falko von Falkenstein. Schön, dass Sie vorbeikommen! Haben Sie es sich nun doch überlegt?"

Der Graf war perplex. Überlegt? Was soll er sich überlegt haben? Die zukünftige Hochzeit der beiden? Das sicherlich, aber dafür müsste er ihn vielleicht erst noch fragen... 

"Ja, ähm, nein, äh ähm"

Kakmann fing an zu lachen und Falko konnte nicht anders, er musste einfach anfangen zu sabbern bei diesem Anblick. Seine Gedanken bereiteten ihm das Bild dieser Lippen beim Flöte spielen und... Heureka! War das ein Anblick...

"Sehr gut, Herr Graf, dann wird- "

"Nennen Sie mich doch Falko, Herr Kakmann!", platzte es unerwartet aus ihm heraus. Er konnte ihn auch in anderen Situationen noch Graf nennen, dafür würde es noch genug Gelegenheiten im Privaten geben. 

"Nun gut, Falko, dann müssen Sie mich aber auch Daddy nennen", war die einzige Antwort von Hans.

Die Augen des Grafen wurden größer als das Vermögen von Christian Lindner und seine Knie weicher als Susannes Butterkuchen. 

"Ja..", brachte er noch mit unsicherem Atem aus seinem Mund heraus.

Kakmanns Augenbrauen zogen sich zusammen, Kinn in die Höhe gestreckt und er sagte nur: "Ja...?"

Natürlich wusste Falko sofort, was er damit meinte. "Ja... daddy."

"Guter Junge." Er nickte mit einem teuflischen Grinsen auf seinen Lippen, was den Jungen nur noch mehr in den Wahnsinn trieb.

"Also, Sokrates. Ist das ein Deal?" Er streckte seine Hand aus mit einem Blick in den Augen, der keinen Spielraum für Diskussionen ließ. Natürlich ergriff Falko die Chance, seine Haut zu spüren und schlug ein. Doch von Loslassen war nie die Rede gewesen, oder?

Kakmann schien dies nicht zu stören, denn er zog ihn nur noch näher an sich heran, sodass sie jetzt Brust an Brust dastanden. Ihre Lippen waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Der Graf konnte sogar den Atem wie eine leichte Sommerprise auf seinem Gesicht spüren. Es roch etwas nach Kaviar. Genauso, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Und in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie absolut und unwiderruflich, er sich in Hans "Daddy" Kakmann verliebt hat. Und das wahrscheinlich auch noch unerwidert. Na toll. 

***



Author's Note:

Someone: "Oh, du schreibst? Was schreibst du denn so? Kann ich's lesen?"

Me: "ähm... It's complicated..." *starts to play Mädchen aus Paris und wandert aus nach Frankreich, um nie wieder mit dieser Person reden zu müssen*

Kakmann von Falkenstein voll verhext - Eine romantische Tragödie in 3 AktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt