Kapitel 4 - Wirtshaus

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Elenas Sicht

Eine ganze Weile folge ich dem Prinzen und seiner Eskorte schon, bis jetzt sind wir auf keine Feinde gestoßen, aber dass wird sich schnell ändern.

Man wird versuchen uns oder besser gesagt, den Prinzen vom überqueren des Flusses abzuhalten, von dem wir nur noch fünf Tagesritte entfernt sind.

Ich sehe, dass Erik seine Hand hebt, als Zeichen, dass alle anhalten sollen.

Auch ich löse mich aus den Schatten, um ihnen Gesellschaft zu leisten.

Einige von ihnen zucken merklich zusammen und ich sehe sogar, wie Eriks linkes Auge leicht zuckt.

Ob nun, weil er sich erschreckt hat, oder weil er so genervt von meiner Präsenz ist.

"Warum halten wir an?"

Meine Stimme klingt immer noch rau, ob sie je wieder so wird, wie früher?

"Hier werden wir den Rest der Nacht verbringen." Antwortet mir Erik und steigt von seinem Pferd.

"Ist das nicht zu riskant? Wir müssten so schnell, wie möglich den Fluss überqueren." hake ich nach.

"Das ist mir bewusst, aber wir werden noch angegriffen werden, bevor wir den Fluss erreichen und meine Männer sind müde und müde können sie nicht kämpfen."

Ich nicke und sehe mich nachdenklich um.

"Ich werde wache halten. An wird keiner vorbeikommen und eure Männer können sich ausruhen."

Einen Moment sieht er so aus, als würde er mein Angebot nur zu gerne annehmen wollen, aber Misstrauen siegt und er schüttelt seinen Kopf.

"Du wirst ein Zelt brauchen..." beginnt er.

"Ich brauche kein Zelt." unterbreche ich ihn.

Er sieht mich an, als wollte er widersprechen lässt das Thema aber fallen und wendet sich den Männern zu.

Mir entgehen auch ihre misstrauischen Blicke nicht.

Plötzlich packt jemand meinen Arm.

Jem.

"Hier hast du einen Mantel. Die Nacht wird sehr kalt."

Erstaunt sehe ich ihn an.

"Dankeschön." murmel ich als Antwort und nehme ihn vorsichtig den Mantel aus den Armen.

Ich werfe ihn mir um und Jem lächelt mich zufrieden an.

Eriks Sicht

Morgens stehe ich auf, um den Prinzen zu wecken, allerdings komme ich nicht weit, denn vor seinem Zelt sitzt, zusammen gesunken, die Fremde.

Es sieht aus, als würde sie schlafen und ich strecke meine Hand aus, um mir die Male an ihren Armen noch einmal anzusehen.

Plötzlich wird meine Hand ergriffen und ich schaue in ein paar rubinrote Augen.

Vorsichtig ziehe ich meine Hand zurück und langsam lässt sie mein Handgelenk los.

"Es tut mir leid, ich dachte du schläfst."

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mich an.

"Ich werde nicht schlafen, bis wir den Prinzen über den Fluss gebracht haben."

"Warum ist es dir so richtig den Prinzen in Sicherheit zu bringen, wo du doch selber das Symbol des Königs trägst?"

"Ich werde es irgendwann erklären, aber nicht jetzt. Das alles ist ein bisschen komplizierter und du würdest es mir sowieso nicht glauben."

Sie erhebt sich elegant, im selben Moment, als der Prinz aus dem Zelt tritt.

Er wirft ihr einen bösen Blick zu und sie lächelt leicht, während sie dabei in die Ferne schaut.

"Was machst du hier draußen?" fragt er sie genervt.

"Ich beschütze dich." antwortet sie geduldig.

"Ich brauche dich nicht, um mich zu beschützen, dafür habe ich ja Erik und seine Männer."

Die Fremde lächelt ihn an, als wäre er ein kleines Kind.

"Du wirst mich noch brauchen und du wirst mich auch so schnell nicht loswerden. Also finde dich damit ab."

Sie kehrt uns den Rücken zu und verschwindet in den Bäumen.

"Sie hat recht, sie kann uns wirklich helfen." sage ich nachdenklich.

"Ich vertraue ihr nicht. Ich kann den Schatten in ihr fühlen. Es fühlt sich dunkel und alt an. Wir dürfen ihr nicht vertrauen."

Elenas Sicht

Den ganzen Tag über sitze ich schon auf diesen verdammten Pferd, während ich darauf warte, dass es endlich dunkel wird.

Wenigstens haben wir heute ein gutes Stück geschafft, ohne auch nur einer einzigen Person zu begegnen.

Heute Nacht werden wir ein Dorf erreichen und dort übernachten.

Das Problem dabei ist, dass ich bei so vielen Menschen, Feinde nicht von normalen Menschen unterscheiden kann.

Also werde ich mich selber vergewissern müssen, dass niemand in die Nähe des Prinzen kommt.

Ich weiß, dass er es nicht mag, dass ich in der Nähe bin.

Das liegt an meiner Natur, die er spüren kann, trotzdem wird er sich daran gewöhnen müssen, mich um sich zu haben.

Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Dorf und bekommen Zimmer in einem großen Wirtshaus.

Zum ersten mal habe ich die Möglichkeit mich endlich zu waschen.

Wieder gut gelaunt, weil ich endlich sauber bin gehe ich runter, um mich zu den anderen zum essen dazu zusetzten.

Für einen kurzen Moment verstummen die Männer und starren mich kurz an, wenden sich aber sofort wieder ihrem Essen und Unterhaltungen zu.

Still sitze ich neben Jem und kaue auf meinem Essen herum.

"Wie heißt du?" fragt mich Jem

Einen kurzen Moment sehe ich ihn überrascht an.

"Elena." antworte ich leise, wie lange habe ich nicht mal meinen eigenen Namen ausgesprochen.

Er betrachtet mich einen Moment nachdenklich.

Einer der älteren Soldaten, der uns gegenüber sitzt hat uns zugehört.

"Woher kommst du?" fragt er neugierig.

"Aus dem selben Königreich, aus dem auch euer Prinz kommt."

"Aber wo dort?" hackt er nach.

"Ich habe lange Zeit im Schloss gelebt."

"Aber warum erinnert sich dann niemand an dich? Ich selber habe schon fast 30 Jahre in dem Schloss gelebt."

"Ich rede auch nicht von den letzten 30 Jahren." antworte ich und lächle leicht.

"Wie alt bist du dann? Du siehst aus wie Mitte 20, höchstens." wirft Jem ein.

"Ich bin um einiges älter, als ihr es euch vorstellen könnt. Ihr würdet mir es auch nur schwer glauben, dass ich wirklich so alt bin, wenn ich euch mein wirkliches Alter verrate."

"Warum willst du uns helfen, den Prinzen zu beschützen?"

"Es ist ein Versprechen, dass ich vor langer Zeit gegeben habe." antworte ich dem Mann und schiebe meinen Ärmel hoch, um ihn das Mal des Versprechens zu zeigen.

Gespannt beobachte ich sein Gesicht, ob er das Mal erkennt.

In seinem Gesicht sehe ich, dass er das Symbol kennt, aber sich nicht mehr an die Bedeutung erinnern kann.

Die letzte KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt