Als es darum ging, die Botschaft im Lande zu verbreiten, hatte sie nicht angenommen, dass Freyr es zum Anlass für eine Reise nehmen würde. Doch nun saß die kleine Familie zu Pferd, während einige der Hofangestellten ihnen mit Karren und Kutschen folgten.
Es war eine Überraschung, die den Kindern Jubelgeschreie entlockt hatte.
Jeder hatte mittlerweile sein eigenes Pferd, nachdem Freyr mit den Tieren gesprochen hatte, wer zu wem passen würde.
Stolz und sicher saßen die Jüngeren im Sattel. Der Unterricht zahlte sich wirklich aus und lächelnd trug Fenrir Sanja im Tragetuch, während sie Funken lockere Zügel ließ. Ihr, aber auch dem kleinen Mädchen, bekam das Reiten unwahrscheinlich gut. Das gleichmäßige Schaukeln brachte Sanja schnell in den Schlaf, doch nun sah sie sich mit aufmerksamen Augen um.
Das Wetter war noch immer warm, doch der Herbst stand bald vor der Tür. Die langsam kürzer werdende Tage kündigten es an. Im Moment erstrahlte noch alles in einem wunderschönen Dunkelgrün, doch das würde sich schnell ändern.
"Wann wollen wir Pause machen?", fragte sie ihren Mann, da die Kinder das lange Reiten noch nicht gewohnt waren und Sanja auch gefüttert werden musste. Die Wege, die sie gewählt hatten, waren gut zu befahren und zu reiten, weshalb sie gut vorankamen.
"Wir können gern eine Zwischenpause einlegen. Das nächste Dorf ist leider noch zu weit weg", sagte er, als er das Tier neben sie gelenkt hatte. Funken und Flocke hatten keine Probleme damit, nebeneinander zu gehen. Ähnlich wie Sternchen.
Auf diesem saß Erin und ritt voller Stolz neben Kale. Die drei Kinder ritten generell nur zwischen Kale und Kaila.
"Ich denke, eine kleine Rast wird uns guttun. Mit Sanja im Tragetuch zu reiten ist anstrengender als gedacht", gab Fenrir verlegen zu.
"Ich kann sie gern auf der zweiten Hälfte nehmen", schlug Freyr lächelnd vor, der sich ein Stück zurückfallen ließ, um die anderen zu informieren, dass sie an der nächsten Gelegenheit Halt machten.
Die Mitreisenden sprachen sich dafür aus. Ihnen schienen mehrere Pausen nicht zu schaden. So konnten sich auch die Pferde ein wenig erholen und trinken.
Ruhig ritten sie weiter, bis sie an einer Waldlichtung ankamen. Diese war groß genug, um Rast zu halten. Zudem gab es einen kleinen Fluss in der Nähe, dessen Strömung hier sogar zu hören war. Die Bäume spendeten Schatten, um eine Pause angenehm zu machen.
"Das sieht gut aus", entschied Freyr, der die Gruppe darauf zulenkte. Hier konnten sie für einige Zeit ruhen.
Allgemeines Aufatmen ging durch die Reihen, als die Reiter abstiegen und die Kutschen stehenblieben. "Dürfen wir baden?", fragte Erin begeistert. Sie hatte das Rauschen des Wassers bereits länger wahrgenommen und sie sehnte sich nach einer kleinen Erfrischung.
"Wir schauen uns den Fluss erst einmal an. Damit wir wissen, dass er sicher ist", sagte Freyr, der zu Kaila blickte, damit sie wusste, dass die mit Kale die Sache übernehmen sollte.
Leicht nickte die Kriegerin ihm zu und übergab ihrem Vater die Zügel, bevor sie sich mit Kale auf den Weg machte.
"Ich habe Durst. Es ist ziemlich warm", meinte Erin und wartete, bis Suno ihnen Getränke aus der Kutschte brachte.
Fenrir sprang elegant von Funken und so, dass Sanja nicht verletzt wurde. Es erinnerte Freyr daran, wie sie stets von seinem Hals sprang. Dann warf sie ihrer Stute die Zügel über den Hals und verknotete diese, damit sie nicht herunterrutschen konnte, solange sie graste und trank. Zudem lockerte den Gurt, damit Funken durchatmen konnte.
Die meisten anderen taten es ihr gleich, während einige Dienstmädchen bereits Decken am Boden ausbreiteten, damit sie dort sitzen konnten.
Schon bald saßen sie gemütlich im Kreis und genossen einige Kleinigkeiten und Getränke. Auch die Kinder aßen und tranken, aber sie begannen, Fangen zu spielen. Ein Spiel, bei dem Fenrir wehmütig wurde und sich an die früheren Zeiten erinnerte.
"Willst du mitspielen?", fragte Freyr, der seiner Frau den Rücken streichelte. "Noch kannst du es."
Mit großen Augen sah sie Freyr verständnislos an, bis sie verstand. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie es gar nicht mehr tun durfte, sobald sie Königin war, doch nun wusste sie, dass er lediglich auf die Schwangerschaft anspielte. Deshalb nickte sie begeistert, gab ihm einen innigen Kuss und stand schließlich auf. "Wird Zeit, sich zu amüsieren", meinte sie lächelnd und krempelte die langen Ärmel ihres dunkelblauen Kleides hoch.
Fayra, die es liebte mit ihrer Mutter oder ihrem Vater zu spielen, jubelte vor Begeisterung, denn sie kannte die Anzeichen, dass sich Fenrir ihnen anschließen würde.
Freyr blieb jedoch sitzen. Er liebte es zwar ebenfalls mit den Kindern zu toben, doch heute würde er seiner Frau zusehen.
Diese begann, langsam hinter den Kindern her zu rennen. So, dass sie eine Möglichkeit hatten, vor ihr zu fliehen. Begeistertes Gekreische und Lachen sorgten dafür, dass die Mitgereisten ihre Köpfe zu ihnen umdrehten.
So auch Kale und Kaila, als sie vom Fluss zurückkamen und Freyr Bericht erstatteten, dass dieser völlig in Ordnung war.
Die Strömung war nicht sonderlich stark und er war auch nicht sehr tief. Es gab an manchen Stellen einige gefährlichere Steine, doch solange sie nicht dort spielten, war alles in Ordnung.
Freyr beobachtete lächelnd seine Frau. "Wenn ihr wollt, könnt ihr dann mit ihnen zum Fluss gehen", sagte er und suchte die Sachen zusammen, um Sanja zu füttern.
"Möchtet Ihr uns begleiten?", fragte Kaila, da Freyr normalerweise immer dabei war. In erster Linie wegen Fenrir, doch da sie nun Kinder hatten, war er noch wachsamer geworden.
"Ich werde mich in der Zeit um Sanja kümmern, habe euch aber im Blick", entschied er, da er auch auf seine Leute aufpassen musste.
"In Ordnung", sagte Kaila und nickte Kale zu, dass sie gehen konnten.
Allerdings wollten sie die Kinder auch noch nicht unterbrechen. Diese spielten noch immer, wobei sie sich Richtung Fluss bewegten.
Wohl auch, weil Fenrir sie direkt in die Richtung jagte. Sie warf Freyr einen kurzen Blick zu, lächelte und ging ihnen dann hinterher.
Am Fluss beeilten sich die Kinder, sich auszuziehen und in das kalte Wasser zu springen. Es war wirklich eisig, weil es von einem nahe gelegenen Berg stammte. Dort gab es Wasserfälle, welche die umliegenden kleineren Flüsse füllten.
Es sah sehr schön und idyllisch aus, weshalb sie sich alle sehr gut erholten, spielten und dann frisch gestärkt zurück zu der Gruppe kamen, die bereits dabei war, die Sachen wieder einzupacken.
Dankbar und vergnügt kam Fenrir auf ihren Mann zu und nahm ihm Sanja liebevoll aus dem Arm. "War sie brav?", wollte sie lächelnd wissen und bediente sich an einem Getränk, um sich zu erfrischen. Sie war nicht im Wasser gewesen, hatte aber den Kindern zugesehen, wie sie herum geplanscht hatten.
"Ja, das war sie", sagte Freyr, der Fenrirs Wange küsste. "Ich nehme sie auf den weiteren Weg."
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Drachenaugen - Die Wahrheit (Band 8) [Leseprobe]
FantasiaAls neue Königin von Tir Na Zaj hat Fenrir einiges zu tun. Freyr und sie helfen den Kindern aus den Dörfern und bauen ein Waisenhaus für sie. Dennoch beschäftigen sich die beiden noch immer mit dem wahren Täter hinter Fenrirs ehemaligen Verletzunge...