3. Kapitel

53 3 1
                                    

Nach dieser Aktion hatte Adrian seine Airpods nicht wieder rausgenommen und sich ganz weit weg von hier gewünscht. Warum um alles in der Welt, hatte er sich bloß auf diesen Trip eingelassen? Nils machte die Situation nicht besser, als er ihm akribisch mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. Genervt öffnete Adrian seine Augen und drehte sich zu ihm, während er einen der Pods aus dem Ohr nahm: ,,Was gibt's?" ,,Kai ist schlecht!", meinte er und nickte in die Reihe hinter ihnen hinüber zu Kai, der den Kopf in den Nacken gelegt und nahezu jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren hatte. Allmählich begann Adrian wirklich all seine Lebensentscheidungen, die er je getroffen hatte, zu bereuen. ,,Da sind Tüten!", er griff in sein Fach und reichte eine Tüte nach hinten weiter. ,,Ich kann das nicht so!", nuschelte Kai, seinen Blick hielt er an die Decke des Flugzeuges gerichtet. ,,Dein Ernst?", so langsam, wurde er wirklich ungehalten. Das die Gefahr im Raum stand, dass sich Kai quasi in seinem Nacken übergab, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. ,,Dann geh halt zur Toilette!", schlug er ihm als nächstes vor, Kai nickte leicht, bewegte sich allerdings kein Stück vom Fleck. Jetzt hatte Adrian wirklich genug, gereizt schnallte er sich ab und erhob sich aus dem eigenen Sitz: ,,Dann komm jetzt mit!" Kai löste sich aus seinem Sitz und folgte seinem Freund in den vorderen Teil des Flugzeuges. Wie um alles in der Welt sich Kai die Flugzeugtoilette vorstellte, wusste er nicht, aber sonderlich geräumig waren die absolut nicht.
Der Flugbegleiter sah sie fragend an, als Adrian den Vorhang zur Seite schob und Kai sich an ihm vorbei bis auf die Toilette drängte. ,,Tut mir echt verdammt leid!", seufzte Adrian und zog den Vorhang wieder zu. Natürlich passte Kai nicht unbedingt bestens in die Kabine, übergeben musste er sich allerdings dennoch so ziemlich direkt. Auch der Steward seufzte leise: ,,Ist ja am wenigsten Ihre Schuld!", er wand sich lieber Adrian als Kai zu. ,,Ne echt, das sollte wirklich nicht so sein!", meinte Adrian, die Tür zur Toilette hatte Kai wie zu erwarten nicht zubekommen. Die Toiletten waren genauso klein, wie er sie gewohnt war, aber für eine solch kurze Flugdauer, pflegt er sie in der Regel nicht aufzusuchen. ,,Ich bin übrigens Adrian!", fiel Adrian so relativ beiläufig ein, er hatte sich an eine der Wände des Fliegers gelehnt und zog die Maske unter sein Kinn. ,,Marc!", auch der Steward schmunzelte leicht und tat es ihm gleich, beide schielten wieder hinüber zu Kai, der eifrig weiter würgte. Das Flugzeug durchzuckte ein kräftiger Ruck und Marc, der sich nicht wie Adrian angelehnt hatte, taumelte ein paar Schritte nach vorn, bis er schließlich gegen diesen stieß. Seine Wangen verfärbten sich schlagartig, schnell trat er wieder einige Schritte zurück, als er sein Gleichgewicht wiederfand: ,,Tut mir leid!" ,,Schon gut!", Adrians Grinsen entwickelte sich zu einem Schmunzeln, die Verlegenheit des anderen hielt an. ,,Wenn Sie... wenn du magst, dann würd ich dich gern zum Essen einladen oder auf was auch immer du magst, so für all das hier...!", was Besseres war Adrian gerade nicht eingefallen, aber es fühlte sich ziemlich richtig an. Sie hatten in der kurzen Zeit schon viel gemeinsam erlebt und die Einladung war gleichzeitig Entschuldigung, sowie Freundschaftsangebot. Denn so oberflächlich sie sich bisher auch kennen mochten, eine gewisse Sympathie war einfach da und Adrian zweifelte nicht daran, dass man sich gut verstehen würde. ,,Essen klingt gut!", Marc lächelte leicht, er war mindestens einen halben Kopf kleiner, aber in seiner Gegenwart fühlte sich Adrian wenigstens nicht mehr overdressed. ,,Okay gut, krieg ich deine Nummer? Ich melde mich dann!", meinte Adrian, Marc nickte und nahm das Handy des anderen entgegen. Er tippte seine Nummer in das Handy ein, Adrian beobachtete ihn dabei, seine Lippen zierte nach wie vor ein leichtes Lächeln. Das Geräusch der Vakuumpumpe erklang, beide Männer zogen sich die Maske über die Nase, ehe sie sich in Richtung Toilette wandten. ,,Gehts dir besser?", wollte Adrian von seinem Freund wissen, dieser nickte und wand sich dann dem Waschbecken zu. Der Vorhang schob sich zur Seite und eine Stewardess schob sich an diesem vorbei: ,,Ist hier alles in Ordnung?", ihr Blick wanderte zwischen den drei Männern hin und her. ,,Alles in Ordnung!", beteuerte der Steward und auch Kai nickte zaghaft. ,,Derart betrunken sollten Sie und Ihre Freunde nie wieder in ein Flugzeug steigen!", wand sich die Stewardess entsprechend an Adrian, da ihr dieser doch der umgänglichere zu sein schien: ,,Wir haben hier wirklich noch ein Auge zugedrückt, aber das ist absolut inakzeptabel. Ich bin mir nicht sicher, ob andere Flugbegleiter und Airlines die Situation nicht ganz anders handhaben würden!" Adrian nickte leicht, was das anging, war er sich sogar ziemlich sicher. ,,Ich glaub wir haben noch nie so viele Tüten gebraucht und eigentlich ist der Rückflug von dort immer das schlimmste!", wand sich die Dame eigentlich an ihren Kollegen, Adrian war sich aber ziemlich sicher auch zu wissen, von was genau sie sprach. Er entschuldigte sich ein weiteres Mal und geleitete Kai wieder zu seinem Platz, unter seinen Freunden verteilte er die Tüten, die man ihm großzügigerweise noch mitgegeben hatte. Zu allem Überfluss fanden einige davon tatsächlich noch Verwendung, andere würde er definitiv für die Busfahrt mitgehen lassen.
Adrian war selten so glücklich gewesen, wie als endlich die Durchsage: ,,Cabin Crew, prepare for landing!", erklang und das Flugzeug etwa zwanzig Minuten später, endlich auf dem Rollfeld zum Stehen kam, natürlich mit gebührendem Applaus. Er hatte Filme gesehen, in dem die Menschen den ersten Boden küssen, den sie nach langem, wieder unter die Füße bekamen, nie hatte er sich mehr mit ihnen verbunden gefühlt als am heutigen Tag. Die ersten Passagiere standen gleich, als das Flugzeug seine Parkposition erreicht hatte und leerten eifrig die Gepäckablagen. Auf Dank für die Mitreise und den Wunsch nach einem baldigen Widersehen, verzichtete die Kabinencrew wohl heute ganz gezielt. ,,Ich melde mich!", versprach Adrian dem Flugbegleiter beim Verlassen des Fliegers, unter seiner Maske zeichnete sich ein Grinsen ab.
Immerhin das Gepäck war schnell ausfindig gemacht, die anschließend folgende Busfahrt bis zum Hotel, profitierte definitiv davon, dass er noch einige Tüten im Angebot hatten. Adrian hatte Marc noch während des Wartens am Gepäckband eine Nachricht geschickt. Der Flieger würde schließlich gleich wieder starten und der Steward so mindestens zwei Stunden nicht mehr online sein. Bis dahin sollte er zumindest auch seine Nummer haben, damit ihm ersichtlich war, dass er es auch wirklich ernst meinte und nicht einfach so dahin gesagt hatte.

Flight Attendant 🛫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt