Kapitel 4

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„Fuck" flüsterte ich zog ein letztes mal an meiner Kippe und drückte sie dann aus. Langsam lief ich in die Straße in der mein Vater geparkt hatte. Ich sah aus einigen Metern Entfernung durch die Windschutzscheibe und blieb stehen. Er stieg aus und das erste was ich sah war sein kahl geschorener Kopf. Er schloss die Auto Tür und kam mit seiner Camouflage Jacke mit großer Deutschlandfahne drauf auf mich zu. Ich atmete tief durch und schon stand er vor mir. „Nicolai, du kommst jetzt mit!" ich rotzte knapp ein Meter neben ihn und sah ihm in die Augen. „Kannste vergessen" gab ich zurück. Er packte mich an meinem bereits verletztem Arm. „Und ob du mitkommst" er zog mich weiter in die Seitenstraße. Ich löste mich und wich einige Schritte zurück. „Was wird das Nicolai?" fragte mein Vater mit bedrohlich wirkender Stimme. Ich sah ihn verachtend an und ging langsam und rückwärts in Richtung Schule. Anscheinend hat mein Vater gecheckt das es dumm wäre mich hier einzusammeln da zuviele Lehrpersonen anwesend waren. Er drehte sich um und ging zurück zu seinem Auto. Ich verschwand hinter der Ecke und sah Koralle auf dem Platz sitzen auf dem ich vorher saß. Mit ner frischen Kippe in der Hand. „Kann ich kurz nen Zug?" Fragte ich mensch. Koralle gab mir einfach nur die Zigarette. Ich nahm ein Zug und gab sie mensch wieder. „Ich geh schonmal rein" sagte ich zu Koralle und verschwand im Schulgebäude. Im Flur begegneten mir ein paar Lehrer*innen die mich baten auf den Hof zu gehen. Ich sagte jedem das ich gleich runter gehe aber das tat ich nich. Ich ging ganz hoch und kletterte über das Tor das den Weg aufs Dach versperrte. Ich ging noch ein paar Stufen hoch bis ich vor einer Tür stand. Dort setzte ich mich hin, nahm mein Skizzenblock raus und zeichnete einfach ein bisschen. Als es zur Stunde klingelte packte ich meine Sachen zusammen und ging in den Raum in dem ich jetzt Unterricht hatte. Deutsch... ansich hab ich ja nichts gegen Deutsch, aber wer zum Teufel braucht Gedichts Analysen? Also das is doch so unnötig... ich öffnete die Tür und meine Lehrerin guckte mich an. „Nicolai, du bist zu spät!" sagte sie. Ich stellte mich grade hin legte meine Hand wie ein Soldat an meine Schläfe und sagte: „Ja!" sie schüttelte den Kopf und bat mich, mich hinzusetzten. Ich ging zu meinem Platz und warf mich auf den Stuhl. „Jo man, was los?" fragte City mich. „Mein Vater war da..." „shit! Alles gut? Sollen wa gehen?" „nee muss nich sein nach der Stunde würd ich gehen aber du musst nich mit hast schon genug Stress." „als ob ich dich so alleine lasse!" ich zuckte mit den Schultern und sagte: „wie du meinst" die restliche Stunde saßen wir da und Taten so als ob wir aufpassten. „Das wars für heute, schönen Tag euch noch" beendete unsere Lehrerin den Unterricht. Ich warf mein Blatt und den Stift in meinen Rucksack und ging mit City raus. „Wohin gehen wir?" „keine Ahnung lass noch kurz auf Koralle und Roxy warten vielleicht wollen sie auch schon mit" gab ich zurück. Nach 5 Minuten kamen die beiden durch die Tür gelaufen und waren anscheinend mit irgendeiner Person aus ihrer Klasse in einer hitzigen Diskussion. „Zwiebel! Kommt mal rüber!" rief Koralle dann. Ich nahm Citys Arm und wir liefen zusammen zu den drei rüber. „Also Markus hier sagt das der Veggie-Hotdog bei IKEA nicht ansatzweise so gut is wie der „normale"" „Hö? Der is viel geiler! Ganz ehrlich!" Antwortete ich. City nickte nur zustimmend. „Nee du, der schmeckt halt einfach wie warmer Salat!" argumentierte Markus. „Was ist du denn für Salat? Das schmeckt null so!" sagte diesmal Roxy. „Na gut, wenn ihr das sagt" sagte er und ging schulterzuckend weg. „Ich würd gehen, City kommt mit, wie siehts bei euch aus?" sagte ich als er außer hörweite war. „Also ich bin dabei" sagte Roxy strahlte Koralle an, „und du? Kommste mit?" fragte sie an Koralle gewandt. „Jo, holen wir noch bisschen Sterni?" „Klar!" antwortete ich. City guckte mich mit einer Art mütterlichem Blick an und strubbelte mir durch meine ausgewaschenen blauen Haare. „Was soll das? Du hast mir meine Frisur zerstört" sagte ich gespielt beleidigt und tat so als ob ich mir meine Haare wieder richten würde. Koralle und Roxy liefen schon vor. City rannte vor zu ihnen und sprang zwischen sie. Die Kette an seiner Hose klapperte dabei laut und er striff mit ihr knapp das Auto unseres Hausmeisters. „Alter City pass mal auf! So nen Auto is echt teuer" Rief ich ihm hinter her. City musste laut los lachen. „Klar... sagst du! Der mit den 5? 10? 20? Ach egal aufjedenfall sehr vielen Mercedes-Sternen an der Hose und Jack und achso, Schuhen und generell überall" sagte City immer noch laut lachend. Ich lief ein bisschen schneller und holte die anderen ein. Ich griff City in den Nacken und grinste ihn schief an als er seinen Kopf mit einem schrillen quicken in den Nacken warf. Wir liefen durch das Schultor und bogen in Richtung Kiosk ab. An unserem Ziel angekommen gingen wir rein und holten einen Kasten Sterni. Koralle bezahlte, da mensch die einzige Person von uns ist die bereits volljährig ist. Als wir mit unserer Beute nach draußen traten nahm ich mir direkt eine der Flaschen und öffnete sie mit der nächst besten Kante. „Jo Zwiebel, kannste mir auch eine aufmachen?" fragte Roxy mich. Ich gab ihr meine Flasche nahm mir noch eine, öffnete sie auch und nahm Koralle den Kasten ab. Mensch nahm sich auch eine Flasche und reichte eine weitere City. „Gehen wir wieder in den Park?" fragte ich. „jaa aber aber wieder in die Sonne." Antwortete Koralle. Wir liefen los und auf dem Weg leerte ich meine erste Flasche. Als wir uns setzten nahm ich mir eine zweite und öffnete sie mit einem Feuerzeug. Koralle holte das Dreh zeug raus und drehte sich eine Kippe. „Kannst du mir auch eine drehen?" fragte ich. Koralle gab mir die fertig gedrehte und drehte sich selbst noch eine. Ich zündete meine an und lies mich nach hinten fallen. „Wieso is das Leben so schwer? Also ich mag mein Leben, wirklich! Aber es is so verfickt schwer! Mein Vater is nen Nazi meine Mutter tot und ich bin nen Nikotin-süchtiger-halb-Obdachloser-Minderjähriger-Punk. Und das einzige was mich glücklich macht sind meine Freunde und meine Ratte, die bei meinem Vater zuhause grad wahrscheinlich verhungert... achso und natürlich alk und kippen!" sagte ich und atmete tief aus. Der Rauch stieg in die Luft. „Das Leben ohne irgendwelche Pflichten müsste soo schön sein... stellt euch mal vor," sagte ich während ich mich hinsetze,"ihr müsstet nicht mehr zur Schule. Ihr müsstet aber auch nicht arbeiten. Stellt euch vor ihr könntet einfach das machen was euch Spaß macht. Wäre das nicht phenomenal? Ist das nich ein Ziel für das es sich zu kämpfen lohnt?" sagte ich und guckte meine Freunde mit einem leuchten in den Augen an. „Ja, es wäre toll. Nur in dieser Gesellschaft wird es schwierig so etwas durchzusetzen..." 

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