Es war eine sehr ruhige Nacht. Die Bäume wiegten sachte im Wind und der klare Nachthimmel zeigte den Mond heute in seiner vollen pracht. Nur unsere Schritte waren über den Laubboden zu hören, ein leises knistern dass die Tiere in ihrem Schlaf störte.
Eigentlich war es ein perfekter und gewöhnlicher Rundgang, um die Grenzen unseres Rudels zu kontrollieren. Darauf hatte ich mein ganzes Leben lang vorbereitet, denn als ein Omega war ich für diese Aufgabe nicht gerade die erste Wahl. Ich war schon von Natur immer klein und schmächtigt gewesen, anfällig für jede Verletzung und Krankheit. Daher war es auch kein Wunder, dass die meisten mich als eine Last sahen. Ich war der Parasit des Rudels!
Ich war so stolz darauf als Grenzwache eingeteilt worden zu sein. Ein Privileg, dass eigentlich nur einem Delta oder Beta zuteil wurde und mit dem ich endlich jedem das Gegenteil beweisen konnte.
Doch ausgerechnet heute war mein Wolf unruhig. Ich schreckte bei den kleinsten Geräuschen zusammen und zog dauernd prüftend die Luft ein, wodurch auch meine Truppe nervös wurde.
Genervt knurrte mich unser Beta an und blieb stehen um selbst die Umgebung zu prüfen. Seine Ohren und Augen scannten jede Himmelsrichtung, bevor er uns mit einem Schwanzschnippsen entwarnung gab. Sofort entspannten sich alle wieder, einige schüttelten über mich den Kopf und liefen knurrend an mir vorbei.Wimmernd senkte ich meinen Kopf, vielleicht war ich dieser Aufgabe als Omega wirklich nicht gewachsen.
Schon wieder knackte es laut im Gehölz und ließ mich erzittern, es war als würde uns ein großes Tier verfolgen.
Neugierig aber auch ängstlich, drehte ich meine Ohren in jede Richtung des Waldes, bevor ich meinen Blick prüfend zu meiner Truppe gleiten ließ. Doch von ihnen schien keiner beunruhigt. Seelenruhig und ohne ihr Tempo zu drosseln steuerten sie direkt auf unsere Grenze zu. Also versuchte ich mich und meinen Wolf wieder zu beruhigen. Ich musste auf ihre Erfahrungen und besseren Instinkten vertrauen!
Plötzlich kurz vor der Grenze vernahm ich einen eigenartigen Geruch, der mich jaulend stehen bleiben ließ. Sofort stoppten die anderen auch und sahen angespannt zu mir hinüber. ,,Venla, ich weiß heute ist es dein erstes Mal aber reiß dich etwas zusammen! Das war nur ein aufgeschrecktes Kaninchen.“ brummte Neo der Anführer unserer Gruppe genervt.
Verwirrt zog ich wieder die Luft ein und senkte beschämt meinen Kopf. Tatsächlich roch es stark nach Kaninchen, dabei kannte ich den Geruch doch gut. Es war nur ein kurzer Moment gewesen, da hatte es anders gerochen, gefährlich und anziehend zugleich.
Schnaubend schüttelten die anderen den Kopf und liefen weiter. Sie wollten alle endlich schlafen gehen, nur ich hielt sie gerade davon ab.
Mit gesenkten Kopf wollte ich ihnen folgen, als plötzlich ein riesiges Geschöpf aus dem Dickicht direkt auf mich zu sprang. Erschrocken jaulte ich und konnte im letzten Moment noch rechtzeitig ausweichen, doch eine seiner scharfen Krallen hatte meinen Oberschenkel erwischt.
Sofort richtete ich mich wieder kampfbereit auf und sah meinem Gegenüber entgegen.
Es war ein riesiges Geschöpf. Einfach nur gewaltig.
Seine furchtbaren Lechzen waren gebleckt und seine schwarzen Augen waren auf mich fixiert. Ängstlich blickte ich in die Richtung in der meine Gruppe verschwunden war, doch sie blieb verschwunden. Verwirrt wich ich weiter vor dem Ungeheuer zurück, das sich langsam an mich heran pirschte.
Sie konnten die Geräusche doch unmöglich überhört haben. Doch wo waren sie nur?
Das Tier schien sich über meine aussichtslose Lage lustig zu machen. Mit einem Lächeln verzogenen Gesicht kam es immer näher. Seine Augen glänzten verspielt und ließen mich nicht aus dem Blick. Es freute sich auf seine Beute.
Mein Herz donnerte wie verrückt gegen meinen Brustkorb, als ich ängstlich nach hinten wich. Meine Route war zwischen den Beinen eingeklemmt und meine Ohren angelegt, bedrohlich stellte ich mein Fell auf. Mit einem Knurren warnte ich ihn nicht näher zu kommen, doch der Rouge fühlte sich auf keinster Weise beeindruckt.
Panisch blickte ich mich um, ich würde sterben wenn er mich angriff.
Schließlich machte er einen Satz nach vorne - ihm schien das Spiel langweilig geworden zu sein - und schleuderte mich mit seiner mächtigen Pranke zu Boden. Wimmernd blieb ich starr vor Angst liegen und sah mit panischen Augen zu ihm hinauf. Zufrieden setzte er sich vor mich und leckte sich mit seiner Zunge genüsslich über seine Schnauze.
Es machte ihm Spaß, dachte ich entsetzt.
Ich spürte wie langsam etwas warmes meinen Oberschenkel entlang floss und sich die Luft mit dem Geruch von Blut füllte. Schnuppernd hielt er seine Schnauze in die Luft. Auch ihm schien es aufgefallen sein. Mit seinen schwarzen Augen verfolgte er das Schauspiel und schloss genießerische seine Augen.
Ich werde sterben, dachte ich nur einzig und allein. Wimmernd schloss ich die Augen. Dabei hatte ich noch nicht einmal meinen Mate kennenlernen dürfen.
Plötzlich fuhr seine warme Zunge über meine Wunde und ließ mich vor schmerzen stöhnend den Mund öffnen. Als er jedoch über meine Schnauze leckte, öffnete ich erschrocken meine Augen.
Er gab mir einen Kuss, dachte ich perplex.
Seine schwarzen Augen sahen in meine und leuchteten amüsiert auf. Wieder ließ er seine Zunge über meine Schnauze schnellen und brummte diesmal zufrieden. Als er ein weiteres Mal über meine Schnauze lecken wollte, wich ich mit dem Kopf zurück.
Unzufrieden knurrte er leise und stand wieder auf. Kurz blickte er sich prüfend um, drehte seine Ohren einmal in jede Richtung, bevor er sich zu mir hinunter beugte und mich wie ein Junges am Nacken packte. Keuchend hing ich hilflos in der Luft. Bei seiner gewaltigen Größe berührten selbst meine Pfoten nicht mehr den Boden. ,,Lass mich runter!“ knurrte ich wütend und zappelte mit meinen Beinen. Ein lautes wütendes Knurren von ihm ließ mich jedoch sofort wieder erstarren und kurz entwich mir auch ein leises wimmern. Ohne weiter auf meinen Protest zu achten trappte er mit mir Richtung Grenze.
Hilflos musste ich mit ansehen wie wir mein Rudel verließen.
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Entführt von einem Rouge
FantasyVenla ist eine kleine tapfere Omega, welche sich mit ihrem Status versucht nach oben zu kämpfen. Als sie endlich zum ersten Mal mit auf Patrouille gehen darf, kommt ihr jedoch das Schicksal in die Quere.