Nach dem kleinen merkwürdigen Stopp, waren wir weiter in Richtung Norden unterwegs. Dieses Mal lief er voraus und ließ mich wie ein Welpe folgen. Er hatte wohl keine Angst mehr das ich ihm floh. Nur wenn ich anhielt, stoppte auch er sofort und knurrte warnend in meine Richtung. Seine Augen ließen mich dann nicht aus dem Blick und sein Körper war bis auf jeden Muskel angespannt, jeder Zeit bereit mir hinterher zu jagen.
Seufzend senkte ich meinen Kopf. Dabei hatte ich bei ihm doch wirklich keine Chance. Er brauchte doch nur ein paar Schritte, dann hätte er mich wieder eingefangen. Außerdem litt ich immer noch unter der Wunde, sie war zwar durch seinen Speichel etwas schneller geheilt aber vollkommen leider noch nicht. Dieser lange Marsch war da nicht gerade vorteilhaft.
Verwundert blieb ich stehen, als ich merkte wie er auf einmal erstarrte und zu einem der Gebüsche hinüber spähte. Angespannt dröhnte ein warnendes Knurren aus seiner Kehle, während sich sein Fell bedrohlich sträubte.
Verwirrt schnupperte ich in der Luft, doch ich konnte nichts ungewöhnliches riechen.Nervös wich ich leicht zurück, als sich das Geäst vor uns teilte.
Ein fremder Wolf trat hinaus, der auch sehr nach Rouge stank. Sein Fell war zerzaust und hatte an einigen Stellen schon kahle Stellen. Seine gelben Augen starrten direkt in die meine. Genüsslich fuhr seine Zunge über seine Schnauze, als er seine Augen über meinen Körper fuhren ließ und seine Augen bekamen einen erregten Glanz.Erschaudernd schüttelte ich mich und trat ängstlich zurück. Ein hämisches Lächeln machte sich bei ihm breit, als er meine Angst roch.
Scheiße. Das war nicht gut, das war gar nicht gut.
Er beachtete meinen Entführer gar nicht, sondern hatte nur mich im Blick. Das schien auch ihm aufgefallen zu sein und es störte ihn gewaltig. Wütend stellte er sich vor mich und schirmte mich vor den Blicken des fremden Wolfes ab. ,,Mein!" knurrte Arzur gefährlich leise und bleckte zusätzlich seine Zähne.
Der Wolf schwenkte unruhig seinen Kopf als würde er seine Möglichkeiten abwägen, bevor er schließlich beschloss das er gegen meinen Entführer keine Chance hatte und sich wieder in die Büsche zurückzog.
Ängstlich blickte ich ihm hinterher. Ich schluckte. Alleine hätte ich ihn nicht überwältigen können. Ganz im Gegenteil, er hätte mich mit nur einem Hieb töten können. Ohne ein Rudel war ich hier draußen hilflos, ein gefundenes Fressen für jeden. Leichte Panik bereitete sich in mir aus, als schreckliche Gedanken auf mich nieder prasselten.
,,Komm." brummte der Rouge und rieb beruhigend seinen Kopf an meinen. Er schien meine Angst und innere aufruhe zu spüren. Als er wieder voraus lief, stürmte ich ihm ängstlich hinterher. Alleine wollte ich jetzt nicht mehr sein. Zufrieden sah der Rouge zu mir hinunter.
Es war schon eine ganze Zeit vergangen, die Schatten krochen aus den Ecken und der Wald hatte sich zu Feldern gelichtet als er auf einem kleinen Hügel anhielt. Stolz blickte er über das Tal, das sich vor uns erstreckte bevor er zu mir hinunter blickte. ,,Zu Hause."
Erstaunt riss ich meine Augen auf. Das war sein Territorium? So groß?
Die Felder waren saftig grün, gesäumt von kleinen Bächen und Seen. Alles schien so fröhlich. Die Vögel zwitscherten und die Rehe grasten, als würde es keine Gefahren geben.
,,Das gehört alles dir Rouge?" fragte ich verunsichert und tänzelte auf einer Stelle. Er schien wirklich ein geborener Alpha. ,,Azur." Korregierte er mich grimmig und nickte leicht stolz mit seinem Kopf.
,,Azur." flüsterte ich leise. Der Name war wunderschön, er passte wirklich besser zu einem Alpha als zu einem Rouge. Schnurrend drückte er seine Schnauze in meinen Nacken und zog hörbar meinen Geruch ein. Er mochte es wenn ich seinen Namen aussprach.Ein Wolfsheulen unterbrach ihn und ließ mich zusammenzucken. Sofort hob er seinen Kopf um dem Heulen beizustimmen. Plötzlich stürmten zwei große Wölfe unseren Hügel hinauf, direkt aus uns zu.
Noch mehr Rouges?
Ängstlich riss ich mich von Azur los. Gegen diese Meute hatten wir keine Chance! Je näher sie kamen, desto schneller begann mein Herz schmerzhaft zu pochen. Langsam wich ich zurück. Wir mussten fliehen, sonst war heute unser letzter Tag!
Doch der Rouge blieb stolz standhaft stehen. Für ihn war das sein Revier, er würde sich nicht so leicht vertreiben lassen.
Sofort stürzten sich die beiden auf Azur und rissen ihn zu Boden. Knurrend schüttelte er sie wie lästiges Ungeziefer von sich und schleuderte einen der Wölfe von sich.
Zitternd kauerte ich mich zwischen das hohe Gras, um ihnen auszuweichen. Azur schlug sich wirklich gut, doch gegen diese beiden großen Wölfe würde er nicht ankommen können. Ich hörte wie Knochen brachen und Fellfetzen durch die Luft schwebten. Wimmernd schloss ich meine Augen. Obwohl Azur mein Entführer war, wollte mein kleines Omega Herz nicht das ihm etwas geschah.
Irgendwann hörten die Kampfgeräusche auf und jedes Geräusch erstarb. Es war beängstigend wie still es geworden war.
Erschrocken zuckte ich zusammen als eine zarte Zunge beruhigend über meine Ohren strich. Glücklich wedelte ich mit meiner Rute und öffnete meine Augen.
Azurs Augen beobachteten mich nachdenklich, als ich bellend auf meine Pfoten sprang und meinen Kopf glücklich gegen seine Brust rieb. Er lebte und er hatte gewonnen!
Schnurrend genoß er für einen kurzen Moment meine Zärtlichkeit, bevor er sich zu mir hinunter beugte. ,,Venla! Keine Angst." Befahl er rau und leckte mir noch einmal über meine Ohren, trat von mir und gab die Sicht auf die beiden fremden Wölfe frei.
Erstarrt sah ich in ihre neugierigen Augen, welche mich freundlich betrachteten.
Vollkommen verwirrt schwenkte mein Kopf zwischen den Wölfen und Azur hin und her.Stolpernd wich ich schließlich von ihnen zurück, wodurch Azur unzufrieden knurrte. ,,Hallo Venla." Sagte einer der Wölfe und wackelte beruhigend mit seiner Rute. ,,Wir freuen uns dich kennenzulernen."
Kopfschüttelnd sah ich zu Azur. ,,Warum?" Flüsterte ich verunsichert. Sofort richtete er sich auf und schlich langsam auf mich zu, um mich nicht zu verschrecken. ,,Mein." Knurrte er nur leise und lässt mich nicht aus seinem Blick. Zitternd wich ich weiter zurück. Hatte er mich entführt um mich seinen Rouge Mitgliedern vorzuwerfen? War ich deren gemeinsames Weibchen für ihre Welpen?
Panisch stolperte ich noch weiter zurück und gab schließlich meinen Instinkten nach, um von hier zu flüchten. Doch wie beim letzten Mal ist Azur schon in einigen Schritten bei mir und hatte mich am Nacken gepackt wieder eingefangen. ,,Nein! Lass mich los!" Fauchte ich panisch und windete mich in seinem Griff. Knurrend ließ er mich fallen und setzte eine Pfote auf meine Rute, um mich ans flüchten zu hindern. ,,Mein!" Knurrte er mir ins Ohr, nur um es dann leicht zu beißen. ,,Du wirst nicht vor mir fliehen!"
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Entführt von einem Rouge
FantasyVenla ist eine kleine tapfere Omega, welche sich mit ihrem Status versucht nach oben zu kämpfen. Als sie endlich zum ersten Mal mit auf Patrouille gehen darf, kommt ihr jedoch das Schicksal in die Quere.