Kapitel 1 - Das Experiment

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Hallo Leser, ich kenne dich zwar nicht, aber ich mag dich!
Vor allem, weil du -wie auch immer- auf diese Geschichte gekommen bist.
Ich hoffe sie gefällt dir!

LG
BilligerHose

...und jetzt viel Spaß beim Lesen

    

Am Abend des 19.07.1995, An einem streng geheimen Ort

Ein Blitz schießt quer durch den Raum des Labors und schlägt in die Westwand ein. Auch in Richtung Eingangsbereich des Labors ziehen sich weitere Blitze und hinterlassen schwarze Brandspuren. Dann auf einmal: Links, Rechts. Wieder brennen sich Flecken in der Größe riesiger Melonen in die gekachelte Wand. Ein weiterer gigantischer Blitz zielt in Richtung Labortisch - wenn man ihn mit all dem Papiermüll und der halb leeren Kaffee-Tasse darauf noch als diesen bezeichnen kann.

Die Angestellten hinter dem Tisch zucken zusammen wie Hunde bei einem Gewitter. In diesem Moment springt auch die Warnsirene an. Die Notstromversorgung hüllt den Raum nun in ein rotes Licht, welches die Stromschläge noch bedrohlicher wirken lässt. Diese werden schließlich weniger. Hinter dem Tisch schieben sich drei lange Nasen hervor. Eine dieser Nasen gehört zu einem schlanken aber beachtlich langen Mann mit Kittel. Hinter seiner dicken Brille auf dem schmalen Kopf, tropfen Schweißperlen.

„Haben wir es geschafft?" eröffnet er mit zittriger Stimme. Die beiden Anderen gucken sich nur mit zuckenden Schultern an.

Der Schmalkopf steht vorsichtig auf und geht am Tisch vorbei in Richtung Zentrum des Raumes. Von diesem strahlt nun eine ungewöhnliche Kälte ab. Der ganze Raum kühlt allmählich ab, sodass sich auf sämtlichen Flächen langsam Eiskristalle bilden. Während er dem Zentrum näher kommt, verteilt sich ein Kältenebel auf dem Boden und verdeckt die zerbrochenen und verbrannten Gegenstände. Diese geben beim zertreten mit dem eintönigen Sirenenalarm das einzige Geräusch.

Im Hintergrund stehen nun auch die beiden anderen Gestalten auf und schauen in Richtung Zentrum. Dort liegt vermutlich das, wofür die Firma bereits so viel Zeit und Geld investiert hat, von Nebel verborgen auf einem Podest.

Als sich der Schmalkopf über das Podest beugt, zieht sich ein breites Grinsen über sein knochiges Gesicht: „Das wird der Chefin bestimmt gefallen".

Währenddessen am anderen Ende der Welt (hier ist es tatsächlich Morgens)

Im Haus der Høbsons hört man eine helle Stimme rufen: „Nil-Taavi Høbsons, jetzt beeil' dich! Ich muss zur Arbeit und das nicht erst in einer halben Stunde sondern jetzt!" „Ja ich komme doch schon Mom" schallt es zurück.

Tatsächlich surft nun ein gut gebauter junger Mann mit blondem, lockigem Haar das Geländer der großen Treppe hinunter und greift sich seine Lunchbox vom Fichtentisch. In seiner kurzen, blauen Hose steckt noch eines der Fotos von letzter Nacht. Die Augenringe des Sechzehnjährigen verdeutlichen, dass es auf der Party von gestern rund gegangen seinen muss. In seiner rechten Hand schwingt er seinen Rucksack, der bestimmt so viel kostet haben muss, wie alle Getränke der vergangenen Nacht zusammen. Er joggt durch den breiten und mit teuren Gemälden dekorierten Korridor zum Flur, in welchem seine Mutter genervt auf ihn wartet.

„Wo warst du denn?" fragt sie und macht eine Handbewegung auf ihre moderne Casio-Digialarmbanduhr.

„Noch schnell Fische füttern" entgegnet er ihr.

„Super lustig. Du weißt ganz genau, dass wir keine mehr haben, seit dem DU es geschafft hast, Goldi und Fisch-Pretator Nummer1 verhungern zu lassen, weil der ach so feine Herr sich zu schick war, in den Fachmarkt zu gehen und neues Futter zu kaufen." Nil rollt daraufhin nur die Augen und steigt in den schwarzen Mercedes.

Auf der Fahrt herrscht Stille. Svenja Høbsons muss die Augenringe wohl hinter Nils Sonnenbrille erkannt haben. „Du hast mir was zu sagen?" fängt sie das Gespräch an.

Nil, der aus dem Fenster die kleinen Häuser von Morraly Hills vorbei ziehen sieht, antwortet, ohne seine Mutter dabei anzugucken mit einem lässigen „Nein."

Vermutlich hätte er bei dem Versuch, ihr es irgendwie zu erklären eh nur wieder den gleichen Vortrag gehört: Du sollst nicht so viel Alkohol auf einmal nehmen. Das ist schlecht für dich und deine Seele. Somit verunreinigt man sie und zwingt sie dazu, sich zu verändern.

Nils Mutter kommt ebenfalls aus wohlhabendem Haus. Nach ihrem Abschluss studierte sie christliche Spiritualität. Auch war sie generell spirituell gepolt, was sie zu einer Art Außenseiterin machte. Und so richtig mochten sie nur die ebenfalls Reichen in Morraly Hills -kann aber auch daher kommen, da sie sich nie ohne Outfit blicken lässt, was nicht mindestens so viel kostet, wie eine kleine Einzimmerwohnung. Vor ein paar Jahren heiratete sie Nils Vater Christian. Dieser traf die Finnin auf einer Geschäftsreise und zog sie mit ihm in die Staaten. Dort heirateten sie und bekamen zwei Jahre später ihren einzigen Sohn, Nil. Amen.

Mit einem lauten Knall schließt sich die schwarze Tür des Wagens. „Bis heute Abend Nil."

„Bis dann Mom!"

Es ist das befreiende letzte Mal vor den Ferien, das die Schüler der Cleveland Highschool die backsteinernen Flure entlanggehen.

Die Sonne brennt auf die Stufen vor dem Eingang. Dort erwarten Nil schon drei weitere Jugendliche. Alle mit teuren Uhren und Rucksäcken bewaffnet. Alle dicke Augenringe im Gesicht. Und alle rauchen.

„Jo was geht?" begrüßt ihn der Größte der Truppe, „Ich seh du bist noch durch von letzter Nacht?"

„Meine Eltern haben voll Stress geschoben heute morgen." klinkt sich der etwas Dickere ein.

„Hast du noch das Foto von der Süßen?" kommt es jetzt auch von der rechten Ecke. Auf Nils Gesicht breitet sich ein breites Grinsen aus. Er greift in seine Hosentasche und holt das etwas unscharfe Foto heraus. Links auf dem Bild erkennt man seine Kumpels mit ein paar Dosen Bier in der Hand. In der Mitte sitzt eine leicht bekleidetes Mädchen auf Nils Schoß. Alle fangen laut an zu lachen.

„Du bist es einfach." ruft der Dicke.

Mit einer selbstbewussten Handbewegung tut Nil so, als würde er die Komplimente verwehen wollen. „Ich meine sie wollte es ja auch und nach ein paar Bier intus kommt da immer was Gutes zustande."

Wieder bricht die Truppe in jaulendes Gelächter aus. Anschließend macht Nil eine Kopfbewegung in Richtung Eingangskorridor. Weiter lachend gehen die Vier in das Schulgebäude, um ihre Zeugnisse abzuholen.

Das Morgan ProjektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt