Kapitel 2 - Der Deppenverein

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Kurz nach 8, Vor der Cleveland Highschool auf dem Vorhof des Eingangs

„Idioten!" Emilie beobachtet, wie der Deppenverein mit dem Deppenkönig Nil  Høbsons, wie sie ihn liebevoll nennt, sich lachend in Richtung Eingang bewegt. Sie steht unweit des Eingangs an einen großen Baum gelehnt und schaut genervt auf die große Uhr über dem Eingangsportal.

„Wo bleibt er denn?" murmelt sie sich selber zu.

Viele Schüler, die eben noch vor der Schule standen sind schon in das Innengebäude gegangen. Nur noch sie und ein paar andere Jugendliche, die sich nicht die Bohne für sie interessieren stehen noch draußen in der prallen Sonne.

Ihre langen dunkelbraunen Haare liegen weit über den Schultern. Das weinrote T-Shirt unter der lässigen grauen Jacke ist kaum sichtbar, hängt aber -da es viel zu groß ist- weit über ihrer kurzen Hose.

Allmählich verschwinden auch die letzten Schüler vom Hof in die Turnhalle, in welcher in einer halben Stunde die Zeugnisse ausgeteilt werden. Langsam steigt eine Unruhe in ihr auf. Sie dreht sich schließlich auch in Richtung Eingang, da quietschen hinter ihr Reifen.

Sie gehören zu einem olivgrünen heruntergekommenen Renault Clio Williams. Der linke Seitenspiegel ist gesprungen und trotzdem mit Panzertape liebevoll an den Rest der Schrottkarre angeklebt. Überall an der Motorhaube und an den Türen zeigen sich erste Spuren von Rost. Dieser werden nur durch die zahlreichen Dellen und Kratzer rund um das Auto getoppt.

Die Fahrertür öffnet sich. Heraus kommt ein großer breiter Junge mit englischem Rasen auf dem Kopf. Er trägt neben einem ebenfalls olivgrünen Hawaiihemd abgelatschte Flip Flops und eine kurze ausgefranste Jeans.

„Was hast du den bitte da gemacht?" bricht es sofort aus Emilie los. Sie muss sich ein Lachen verkneifen, als sie auf den viel zu kurz geratenen Boxerschnitt von Jack sieht.

„Was denn?" entgegnet er ihr. Jetzt hält sie es nicht mehr aus. Ihr kommen die Tränen als sie anfängt auf dem Boden rumzukullern wie ein Kleinkind. Dabei hält sie sich fast schon verkrampft den Bauch.

Anstatt rumzuschreien rennt Jack auf einmal auf das am Boden liegende Mädchen los. Emilie springt sofort, immer noch lachend, auf und rennt vor ihm weg in Richtung Schulgebäude.

„Na warte!" ruft er ihr mit einem Grinsen im Gesicht hinterher. Kurz vor dem Eingang hat Jack Emilie dann schließlich eingeholt. Er springt um sie und hebt sie mit einer flinken Armbewegung in die Höhe. Ihr Kopf zeigt in Richtung Boden. Ihre Beide in den Himmel.

„Wie findest die Frisur jetzt nochmal?" hinterfragt er mit einem verschmitzten Schmunzeln.

„Gut, gut. Ist ja schon gut" beantwortet Emilie, die sich immer noch nicht wieder eingekriegt hat. Jack setzt Emilie behutsam aber lachend wieder auf den Boden ab.

„Nun ich muss aber auch sagen, dass das da oben echt schon gemeingefährlich blöd aussieht." Er grinst, „Und darum hab' ich die hier dabei." Jack holt aus seiner hinteren Hosentasche eine Cap -natürlich ebenfalls olivgrün- und setzt sie sich auf.

„Besser?"

„Viel besser."

Die Beiden rennen nun ebenfalls in das Gebäude, um ihre Zeugnisse abzuholen.

Gegen Mittag, Im Hauptkorridor der Cleveland Highschool

Die Schulglocke ringt viel zu laut. Kinder schreien und rennen strahlend aus den Räumen. Viele unterhalten sich über ihre Noten. Mache weinen. Andere gucken so glücklich drein, als ob ihnen die ganze Welt gehören könnte. Zwischen dem Tumult quetschen sich die vier Partygänger von letzter Nacht durch den Gang ins Freie.

„Und du bist echt nächstes Jahr wieder dabei? Mit den kleinen Scheißern unter uns in einem Kurs? Ich fass' es nicht!" ruft der Große dem Dicken viel zu laut ins Ohr.

„Und du auch!" ächzt nun auch der Kleinste der Truppe Nil ins Gesicht.

„Da haben eure Mamis und Papis Mr. Carlson wohl doch zu wenig Dollar ins Heft gesteckt" kommt es nun wieder vom Großen.

„Aber eure Zeugnisse sehen doch auch nicht besser aus!" erwidert der Dicke.

„Na und? Wir wussten es doch eh schon vorher." „Ja genau" jault der Kleine. Mrs. Peanfield  kann uns mal."

Aber noch bevor die Anderen sich weiter beschweren können erhebt nun Nil die Stimme: „Klappe halten Jungs! Wir alle haben dieses Jahr verschissen." Er senkt die Stimme nun wieder, „Wir hängen nächstes Jahr alle bei den Zwergen in einem Kurs. Ich bin auch sauer, aber was solls'?"

„Unsere Eltern werden uns den Kopf abreißen, wenn sie das erfahren." tobt der Dicke wieder, „Ja und wer ist es Schuld? Unsere Lehrer. Mr. Carlson, Mrs. Peanfield, die kleine Mrs. Sanovic." stichelt er die Drei an. „Dafür werden wir diese Bies-"

Noch im selben Moment unterbricht ihn Nil. „Nein werden wir nicht. Sie sind nunmal miese Leute. Heißt aber noch lange nicht, dass wir übermütig werden."

„Hat da jemand Angst?" grinst der Dicke. Die Anderen stimmen mit ein.

Der Große stachelt Nil nun weiter an: „Du bist doch hier von uns Vier der Macher, der Held. Zeig' uns, dass du keine Memme bist. Und lass' verdammt noch mal deine Wut raus!" „Wer hat dir in Mathe die Sechs verpasst?" fragt der Dicke wieder.

„Mrs. Sanovic." antwortet Nil. Auf seiner Stirn bilden sich nun kleine Falten.

„Wer ist dafür verantwortlich, dass du in Englisch und Spanisch durchgefallen bist?"

„Mr. Peanfield" antwortet er wieder. Seine Hände beginnen sich zu Fäusten zu verkrampfen.

„Und wer stellt dich mit der schlechtesten Bewertung, die man haben kann, in Geschichte bloß?"

„Verdammt Mrs. Carlson!" schreit Nil jetzt und sein Mund verzieht sich zu einem hasserfüllten Grinsen. „Ihr habt Recht. Zeigen wir es denen."

Der Trupp dreht sich in Richtung Parkplatz und stampft zum Jeap des Großen. Dabei stößt Nil vor Wut das im Weg stehende Fahrrad zur Seite.

„Hey! Was soll das?" schreit Emilie ihnen nach. „Idioten." kommt es dann aber etwas murmelnd  aus ihr heraus, sodass der Deppenverein es nicht mehr verstehen kann. Danach hört mann nur noch das Quietschen der Reifen vom Geländewagen.

Das Morgan ProjektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt