Notwendiges Opfer

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Nives sah sie vor ihrer Tür stehen. Die Hexenzwillinge warteten nur noch auf den Befehl ihres Meisters Aro, die 200 Jahre alte Vampierin zu ihm zu bringen. Nives Augen starrten auf ihre Zimmertür und erblickten, was sich dahinter verbarg. Sie waren pechschwarz, vor einige Sekunden noch strahlten ihre Augen giftgrün. Ihre Augen schenkten ihr, erkennbar an deren Farbe, unterschiedliche Fähigkeiten. Waren sie grün, so sah Nives Volturi was an Orten vor sich ging, an welchen sich ihr Körper in diesem Moment nicht befand.

Sie hatte den Thronsaal der drei Anführer beobachtet. Markus saß wie immer teilnahmslos auf seinem Thron. Aro lief nachdenklich durch den Saal, beide Hände gefaltet, als würde er beten. Nives belächelte diese Art von Haltung, seit sie Aro kannte. Ein Vampir betete nicht. Caius starrte seinen Bruder voller Wut an, als würde er am liebsten den Kopf von dessen Körper trennen. Doch es war nicht Aros Kopf, welcher heut rollen würde, es war der von Nives, der seinen Körper verlieren sollte.

Der Moment war gekommen, die Tür zu ihrem Zimmer schwang auf. Nives Iris wurde perlweiß, ab jetzt sah sie ihre unmittelbare Zukunft, wie ein Film vor sich. Ihren Gegenüben war sie ab dieser Sekunde an immer einen Schritt voraus. Im nächsten Augenblick würde Jane ihren allbekannten Schmerz auf Nives anwenden. „Das ist nicht nötig Jane, ich folge euch auch so", Nives Stimme war kalt und gefasst, als sei es ihr gleichgültig, was in der nächsten Stunde mit ihr geschehen sollte. Die äußerlich 13-jährige Vampirin hielt inne. „Nun gut", entgegnete sie kalt und doch erleichtert. Ihr Bruder nahm dennoch den Arm der äußerlich 25-Jährigen zum Tode verurteilten. Er gab kein Wort von sich.

Im Sekundentakt Schritten die drei durch das Schloss der Volturi, vorbei an unzähligen Wachen. Einige von diesen wandten sich ab, als hätten sie nichts gesehen, andere Folgten dem Trio. Sie wollten sich wohl an dem Leid ergötzen, einer Vampirin, der ihr Stand zu Kopfe gestiegen sei. Doch alle hatten sie etwas gemeinsam, sie schwiegen. Es dauerte kaum eine viertel Stunde und Nives stand vor den riesigen Türen des Thronsaals. Das erste Mal als Vampir betreten hatte sie diese vor nun mehr als 30 Jahren. Ein Wimpernschlag für die meisten hier lebenden Vampire. Für Nives war das ein Sechstel ihres gesamten Lebens gewesen. Das letzte Sechstel ihres Lebens.

Die Türen schwangen auf, Jane ging voran. Alec gab Nives einen rabiaten Stoß, welcher sie vor die drei Anführer schleuderte. Unsanft landete sie auf allen Vieren. Markus saß wieder erwartend nicht auf seinem Stuhl. Er stand neben Caius und hatte alle Mühe ihn davon ab zu halten nicht auch Nives zu zu stürmen. Sein Blick war nun noch hasserfüllter, als vor einer Stunde. Aro saß gelassen in seinem Stuhl und richtete sich erst auf, als die Türen hinter Nives verschlossen waren. „Meine Liebe Nives, was tust du uns nur an. Solch ein Geschenk, deine Augen, solch ein Geschenk. DOCH", seine Stimme hob sich mit seinem Körper. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, welches in dieser Sekunde verflog. „Deine Person ist es mittlerweile um so weniger." Caius fauchte, Markus die emotionslose Puppe, wie Nives ihn gerne nannte, hatte ebenfalls alle Mühe ruhig zu bleiben. Er erkannte Nives Loyalität, er wusste, dass es das Falsche war und doch war seine einzige Tat Caius davon zurück zu halten los zu stürmen. „Meine Liebe, gerne würde ich dich bei uns behalten, doch du zerstörst den Frieden unserer Ordnung. Das kannst du mit Sicherheit verstehen." Aro faltete seine Hände erneut und ging einen Schritt auf die regungslose Vampirin zu. Immer noch kniete sie auf allen Vieren.

In diesem Augenblick färbten sich Nives Augen grau. So grau, sie schienen noch seelenloser als die Vampire um sie herum. Die Arme ihres Körpers wurden festgehalten. An ihnen wurde gerissen. In dieser Sekunde verlor der bei allen als gnadenlos bekannte Vampier-Anfürer Caius jegliche Fassung. Aro der Meister von allen stand vor ihrem Körper, in Begriff diesen um einem Kopf zu erleichtern. Wie war es zu diesem Augenblick gekommen, was hatte sie falsches getan, womit hatte sie diese Strafe verdient. Niemanden hatte sie angegriffen. Immer getan, was Aro befohlen hatte und doch missfiel ihm der Einfluss, den sie auf die Vampire in diesem Raum ausgeübt hatte. Keine Intrigen, keine Versuche des Stürzens. Es war ihr Charme gewesen, der alles umwarf, was Aro je aufgebaut hatte und das gefiel ihm nicht. Er musste der Mächtigste unter allen bleiben. Diese Macht wurde heute demonstriert und Nives war das notwendige Opfer dafür.

Ein Schrei. Eine Träne. Stille im Raum.

Das tote Herz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt