„Ist machbar, wann beginnen wir", wiederholte Jane empört. „Spinnst du Nives, spinnst du?!" Aufgebracht zischte die Vampirin um Nives herum, welche regungslos in ihrem Zimmer stand. Schon wieder flog ein Buch nur ganz knapp an ihrem, Kopf vorbei und landete mit einem Affenzahn in ihrer Hand. Vollkommen unbeeindruckt von Janes Ausraster, stellte Nives auch dieses Buch zurück an seinen Platz. Eine Sekunde später flog auch schon das nächste Buch. Dieses landete direkt in Felix großer Hand, welche Ausgestreckt emporragte. Er ließ es weiter zu Nives fliegen, welche auch dieses nun eingedrückte Buch an seinen Platz brachte. Felix und Demetri lagen weitestgehend regungslos auf dem großen Himmelbett, welches ein beträchtlicher Teil des Raumes füllte. Sie beide hatten schwer an Nives Entscheidung zu knabbern, nur endete es bei ihnen nicht damit, dass Bücher durch die Gegend flogen, wie bei Jane. Jane tobte durch Nives Zimmer, wie ein Orkan. Ihre feuerroten Augen brannten noch mehr als sonst. „Schmerz", schoss es auch ihrem Mund. Nives krampfte augenblicklich. Feuer durchzog ihren Körper. Jeder ihrer Gliedmaßen stand gefühlt in Flammen. Vor ihren Augen zerriss es sie in tausende Aschewölkchen. Der Schmerz schnürte ihr die Kehle ab und allmählig schwand selbst das Augenlicht ihrer blutroten Augen. Nives hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, ihre Fähigkeit anzupassen, sonst wäre ihre Augen mit Sicherheit in einem sonnigen Gelb erstrahlt. „Jane! Stopp!" Demetri schrie durch den Raum. Erschrocken hatte er sich aufgerichtet. Felix hielt Jane augenblicklich fest. Im Vergleich zu seinem Körper erschien sie wie eine Puppe, eine äußerst wütende Puppe. „Das bringt doch nichts", schrie Demetri erneut auf. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis die Meister Corin zu ihnen schicken würden, um die Situation zu regeln, überlegte Nives. Doch in diesem Augenblick entkrampfte ihr Körper. Die Welt um sie herum erkaltete. Ihre Beine lagen regungslos auf dem Boden. Wie gelähmt starrte sie an die Decke ihres Zimmers. Immer wieder schwang jemandes Hand über ihre Augen hinweg. Alles war verschwommen. Jemand rüttelte an ihrem Körper. Weder ihre Arme, noch ihre Beine waren zu spüren. Nives war sich nicht einmal sicher, ob sie ihre Gliedmaßen überhaupt noch besaß oder ob sie bereits verascht worden waren.
Unsanft wurde sie in die Luft befördert. Eine laute Klingel nahm ihr die Fähigkeit zu hören. Ob sie hier schon lange gelegen hatte? Sie wusste, dass jemand sprach, doch wer, wusste sie nicht. Jemand ließ sie Richtung Boden sinken, doch Nives landete in dem viel zu großen Bett. Nives hatte bis zu diesem Tag nicht einmal in diesem Bett gelegen. Die Frau mit den besonderen Augen zog es vor, durch den Garten zu spazieren oder in ihrem Sessel zu sitzen und zu lesen. Immer wieder verloren sich ihre Gedanken in sich selbst. Immer noch fehlte ihr die Fähigkeit etwas zu sehen oder zu hören. Janes Fähigkeit war so unfassbar stark, dass sie selbst einen Bären wie Felix mit Leichtigkeit in die Knie zwingen konnte. Wieder hörte Nives ganz weit entfernt Stimmen. Immer wieder schob sich eine blasse Hand vor ihre Augen. Ein Gesicht mit roten Augen und blondem Haar schob sich vor ihr Sichtfeld. Es begutachtete ihr Gesicht. Es war so nahe, dass Nives in ihrem Zustand beinahe glaubte geküsst zu werden. „Sie darf kein Blut", war das erst, was Nives verstehen konnte. Die Worte stammten eindeutig von Jane, die aufgewühlt im Raum auf uns ablief. „Halt den Mund Kind", zischte es aus dem Mund eines Vampirs, welchen Nives am wenigstens sehen wollte. Der salzige, metallische Geschmack von Blut küsste Nives Lippen, als auch ihre Augen wieder begannen zu funktionieren. „Verzeih bitte Meister." Genervt rollte Caius mit seinen Augen um keinen Augenblick später mit dem Wort „Das wird Konsequenzen haben. Jane, ich sehe dich heute Nacht im Saal", den Raum zu verlassen. Verwirrt und erschöpft richtete sich Nives auf. „Was war das denn?" Überglücklich fiel ihr eine Jane um den Hals, Tränen glänzten auf ihren perlweißen Wangen wie Diamanten. „Es tut mir so unendlich leid, ich wollte nicht..." „Ich weiß das doch", unterbrach Nives sie. Hinter Jane sah sie Felix und Demetri erleichtert aufatmen. Zu ihrem Nachteil blieben ihre Augen weiterhin trotz jeder Anstrengung rot. „Felix, was wollte der hier?". „Du bist gleich wieder ganz die Alte, das freut mich sehr", atmete er auf. Nives hob eine Augenbraue. „Caius kam in deinem Zimmer, naja, einige Zeit nachdem du, nachdem du wegen mir", sie schluchzte, „das Bewusstsein verloren hattest. Er hatte wohl Demetris Schreien gehört und", begann Jane immer noch aufgelöst zu erklären, Demetri löste sie ab. „Nun ja, er war nicht grade erfreut über den Anblick. Amüsiert mit Sicherheit, das ließ er mehr als nur deutlich werden, aber wirklich erfreut war er nicht." „Eher genervt", ergänzte Felix nachdenklich. „Mensch hat der getobt und Jane ganz schön zur Schnecke gemacht, wegen deiner Prüfung und so." „Und weil es Aro überhaupt nicht in den Plan passen würde, würdest du, nun ja, zu einem Verlust werden." Felix versuchte sich so diplomatisch wie nur möglich auszudrücken, nicht um Nives vor der Wahrheit zu schützen, sondern um Jane noch mehr Tränen zu ersparen. „Bitte hör auf zu weinen Jane, es ist alles in Ordnung. Wo ist die taffe und selbstbewusste Vampirin hin?" Nives erhielt von Jane keine Antwort. Demetri stimmte im selben Moment Felix zu, der ihren Bericht beendete mit der Information, dass Caius Nives untersucht und ihr ohne einen weiteren Kommentar eine Ampulle mit Blut verabreicht habe.
Es dauerte, bis Jane sich gefangen und ihre Stimme wieder gefunden hatte. „Nives, warum. Ich wollte dich noch öfter sehen. Warum musst du diese Prüfung machen," begann Demetri nach längerem Schweigen. Keine Diamanten glänzten mehr auf Janes Wangen. „Und ich wollte dich bei uns Wächtern haben, warum?" Jane schrie die beiden Männer wie aus dem Nichts an. „Demetri, du wirst sie nie wieder sehen und Felix, du wirst sie nirgends haben. Die kluge Nives hat ihr endgültiges Todesurteil unterschrieben." Jane fuhr wieder herum uns starrte Nives direkt in ihre Augen. Wie Nives es hasste angestarrt zu werden, wenn sie rote Augen hatte; und wie schnell Jane doch wie ein Vulkan explodieren konnte. Keiner in diesem Raum traute sich Jane zu unterbrechen, gar zu widersprechen. Wo nahm diese Vampirin die Energie mit einem Mal her? „Ist es dir egal, dass du so gut wie tot bist?" Aufgebrachte schüttelte Jane Nives Arme, zumindest versuchte es ihr kleiner Körper. Noch erschrocken von Janes vorhergehenden Wutanfall samt Anwendung ihrer Fähigkeit, schnellte die beiden Männer auf sie zu.
„Ja." Nives Stimme war ruhig und abgeklärt. Die Männer fuhren herum und starrten nun auch auf Nives. Alle drei Wächter wiederholten im selben Augenblick fassungslos „Ja?". Nives Geige ruhte in ihrem Kasten. Das Stillleben wartete darauf vollendet zu werden und die Kerzen flackerten leise in allen Ecken. Mittlerweile waren sie beinahe komplett abgebrannt. „Ja", wiederholte Nives. Fragende Gesichter füllten den Raum voller Kleider und Bücher. „Was hält mich schon hier, ein wenig Aufregung verleite dieser ganzen Existenz doch bloß ein wenig mehr Würze." Empört fiel Jane alles aus dem Gesicht. „Nives, hast du sie nicht mehr alle?!" „Hast du denn niemanden? Hast du keine schönen Erinnerungen, an denen du festhalten möchtest?" Vorsichtig hatte sich Demetri vorgedrängt. Sanft strich seine Hand über Nives Schulter. „Sicherlich gibt es da vieles Schönes, doch das Dunkle überwiegt" Jane ergriff das Wort. „Gibt es nichts in deiner Existenz, was dich hier hält?" Traurig seufzte Nives, sie wollte dieses Thema so gut es ging meiden. „Es gab jemanden, doch er wurde mir genommen, an dem Tag, an dem man mir mein neues Leben aufzwang. Jeder Schritt den ich tute erinnert mich daran, dass er nie wieder einen tun wird und das alles nur, alles nur wegen..." Angespannt schlug Nives auf das Bett. Ihre Zähne presste sie aufeinander, doch es half nichts, ihre Tränen begannen wie ein Wasserfall zu laufen. „Lasst mich bitte alleine."
Hi, mich würde interessieren, wie ihr auf diese Geschichte gestoßen seid und ob sie euch bis hier gefällt ^^
Viel Spaß bei weiter lesen.
LG
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Das tote Herz
VampireCaius starrte seinen Bruder voller Wut an, als würde er am liebsten den Kopf von dessen Körper trennen. Doch es war nicht Aros Kopf, welcher heut rollen würde, es war der von Nives, der seinen Körper verlieren sollte. Nives ist eine 200 Jahre alte...