Kapitel 1: Im Abseits der Kanzlerwahl

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Disclaimer: Diese Story ist meine erste geschriebene Geschichte, habt also etwas Nachsicht 😅. Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt! 😊🥰😉

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"Mit 'Ja' haben gestimmt: 395 Abgeordnete. Mit 'Nein' haben gestimmt: 303 Abgeordnete. Herr Olaf Scholz hat die erforderliche Mehrheit von 369 Stimmen erreicht. Er ist zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt."

Als Bundestagspräsidentin Bärbel Bas das Ergebnis der Kanzlerwahl verkündete, erfüllten stehende Ovationen den Raum. Parteiübergreifend wurden Applaus und Glückwünsche verteilt. Altkanzlerin Angela Merkel überreichte Scholz einen Blumenstrauß, die neue Außenministerin Annalena Baerbock freute sich mit ihm auf 4 Jahre Regierungszeit und FDP-Chef Christian Lindner malte sich schon aus, welche Steuersenkungen er nun als Finanzminister durchführen könnte. Linda aber saß emotionslos auf ihrem Platz, folgte stumm dem Geschehen und klatschte widerwillig. Die letzten Wochen der Koalitionsverhandlungen waren für die Liberale sehr kraftraubend. Schließlich verhandelte sie mit ihren FDP-Parteikollegen einen Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen aus, eine Situation auf die alle Partner weder inhaltlich noch emotional vorbereitet waren. Nächtelange Diskussionen und Kaffeekonsum im Übermaß waren die Folge. Einmal, um Mitternacht, schien sie ein lautes Stöhnen in dem Raum der benachbarten Finanz-Verhandler zu hören, in denen auch Christian mitdiskutierte. Allerdings hakte sie nicht nach, da sie es wahrscheinlicher fand, dass der vierte Espresso in Folge ihr eher zu stark zusetzte und sie sich das einbildete.

Nach der Wahl des Kanzlers beobachtete sie auch, wie die Minister der bundesweit ersten Ampelkoalition vereidigt wurden. Erst die Minister der Sozialdemokraten, dann die der Grünen und letztlich auch die FDP-Minister. Bettina-Stark Watzinger, Marco Buschmann, Christian Lindner und Volker Wissing. Letzterer ließ ihre Emotionslosigkeit in Wehmut umschlagen. In ihr kam ein Gefühl auf, dass sie auch an dieser Stelle hätte sein können. Sie war, genauso wie er, Generalsekretär der Liberalen gewesen. Anders als Volker wurde sie jedoch nicht Verkehrsminister, sondern fristete seit der Entlassung von diesem Posten ein Dasein als gescheiterte Hinterbänklerin. Diese Erkenntnis ließ sie mit Trauer zurück. Schnell zog sie ihr Handy aus der Tasche um dem neuen Verkehrsminister Glück und Erfolg zu wünschen, ihm persönlich zu gratulieren hätte sie in diesem Zustand nicht gekonnt.

WhatsApp Chat mit Volker:

Linda: Herzlichen Glückwunsch nochmal, du bist jetzt ja Verkehrsminister...

Volker: Danke! Dir wünsche ich auch noch viel Erfolg für deine Zukunft! Wollen wir gemeinsam Tee trinken gehen?

Volker hatte mitbekommen, dass Linda diese Situation belastete und hoffte, dass es der Liberalen nicht zu sehr an die Seele ging. Am Anfang, als er den Posten des Generalsekretärs von ihr übernommen hatte, hatte er sie oftmals in ihrem Bundestagsbüro weinend sitzen gesehen. Ihr niedergeschlagener Ausdruck und ihre emotionale Leere war für ihn damals herzzerbrechend, weshalb er sie häufig in dem Fall getröstet hatte und mit ihr gelegentlich Tee trank. Bei den beiden Politikern war "Tee trinken" mit der Zeit zu einem Codewort für diese Art von Begegnung geworden. Sonst hatte Volker mit ihr nicht oft Kontakt gehabt, darum war dieser Moment auch oftmals ein Austausch über aktuelle Dinge aus dem privaten Umfeld. 

Linda: Danke, aber nicht nötig.

Volker: Wenn du das so sagst... Wie läuft denn die Parteiarbeit im Innenausschuss? 

Linda: Gut.

Volker: Ok, bis dann!

Linda verfluchte sich innerlich für ihre einsilbigen Aussagen, denn sie war der Auffassung, dass sie eigentlich gut Worte finden konnte. Aber nun war ihr Wortschatz im Kopf leer. "Unangenehmer kann man doch kein Gespräch führen", dachte Linda sich.

Etwas später entschloss sich die Liberale in ihr Büro zu begeben, um einige E-Mails zu beantworten und Autogrammkarten zu signieren. Einerseits wollte sie sich so von ihren Gefühlen ablenken, andererseits brachte die AfD-Fraktion in diesem Moment einen Antrag mit dem Titel "Klimahysterie: CO₂ ist kein Teufelszeug - CO₂ ist eine gute Gabe Gottes!" ein, worauf sie definitiv verzichten konnte. So verließ Linda den Plenarsaal und bewegte sich in die Richtung der Bundestagsaufzüge. Als sie an den Aufzügen ankam, begegnete ihr aber unerwarteterweise Phillipp Amthor. "Guten Morgen!", sagte Phillipp und er schaute Linda schelmisch an. "Was wollen sie von mir? Übrigens: Es ist 15 Uhr!", entgegnete Linda gefühlskalt. Phillipp Amthor konnte sie noch nie leiden. "Wissen sie... die Verhältnisse zwischen der CDU und der FDP sind offensichtlich etwas erkaltet. 2017 hat das Bilden einer Jamaika-Koalition nicht funktioniert und jetzt bewegt sich ihre liberale Partei freiwillig in ein Rot-Grünes Linksbündnis. Vielleicht müssen wir versuchen Brücken zu bauen. Nicht nur inhaltlich, sondern auch personell. Damit es am Ende auch gut läuft"

Linda war völlig überrumpelt. Hat Amthor ihr gerade einen Anmachspruch serviert? "Fragen sie dafür doch einfach die Hochfunktionäre der FDP. Vielleicht wissen die damit was anzufangen. Ich jedenfalls bin nicht an ihrem Angebot interessiert!", sagte Linda schroff. Hektisch drückte sie den Knopf der Aufzugstür, damit sich die Türen öffneten und lief sofort in den Aufzug hinein. Das tat sie dann etwas zu hastig, weshalb sie schnurstracks in den Aufzug stolperte. Linda bereitete sich schon auf den schmerzhaften Aufprall an der Aufzugswand vor, als sie plötzlich jemanden an ihr spürte...

most predictable plot ever haha :D

Bis zum nächsten Mal!



Sternennacht am Potsdamer StegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt