Noah povAls ich wieder erwachte, flutete Licht mein Zimmer und tauchte es in orange und gelb. War es früh am Morgen? Hatte ich etwa einen Tag und eine Nacht durchgeschlafen?? Doch so war es nicht. Die Sonne sank immer weiter hinter die großen Kiefern des Waldes. Also war es abends. Da leuchtete es mir ein. Ich musste mich ja ab jetzt daran gewöhnen, am Tag zu schlafen um nachts wach zu sein. Ein seltsames Gefühl, am Abend aufzustehen. Ob die anderen schon wach waren?
Ich trat hinaus auf den Flur. Ezra stand am oberen Ende der Treppe und staubte ein Gemälde ab. "Oh, du bist ja früh wach. Frühstück ist noch gar nicht fertig." "Ehm ja", antwortete ich. Es war so komisch, abends so zu reden als wäre es früh am Morgen. "Wenn ich hier fertig bin, mache ich Frühstück. Außer natürlich, du verhungerst mir bis dahin.", Ich lachte. "Nein, alles gut. Kann ich dir beim Frühstück helfen?" Er lächelte und rückte seine Brille zurecht. "Klar, das wäre lieb."
Gemeinsam gingen wir in die große Küche, die mich an die Burgküche erinnerte, die wir auf einem Ausflug in eine Ritterburg besichtigt hatten. Obwohl alles in Stein gehauen war und es eine große Feuerstelle mit Kupfertopf gab, fand ich auch moderne Pfannen und Töpfe, einen Kühlschrank und sogar einen Ofen, auf dem ein Gasherd angebracht war. Eine sehr seltsame Mischung aus alt und modern.
"Du kannst schon mal Schinken schneiden, für Bacon." Ezra legte mir ein Schneide-Brett, ein Messer und den Schinken hin bevor ich anfing, schmale Scheiben abzuschneiden. Währenddessen rührte Ezra einen Teig für Pancakes an.
"Au!", Ein kleiner Schmerzlaut entfuhr mir als das Messer in meinen Zeigefinger fuhr. Schnell zog ich ihn vom Essen weg. "Mist. Ezra, hast du ein Pflaster?" Keine Antwort. "Ezra?", Ich sah auf und bemerkte, wie er mich zwar ansah aber mich dennoch nicht zu hören schien. Seine Augen waren an den kleinen Schnitt geheftet."E-Ezra..?"
Sein Blick war ganz anders als sonst, fremd und irgendwie... hungrig. Ezras Nase zuckte leicht als das Blut auf die Fliesen tropfte. Ich stand auf und wich zurück. Auf einmal hatte ich Angst vor ihm. Angst vor diesem freundlichen und sanftem Gesicht, welches nun wie das eines anderen wirkte.Auf einmal zuckte er zusammen und sein Gesicht wurde wieder normal. "G-geh das abwaschen, s-schnell! Bevor die anderen es riechen!", sagte er laut und hektisch. Ich lief zum Spülbecken und ließ Wasser über die kleine Wunde laufen bis sie aufhörte zu bluten.
Als ich mich umdrehte sah ich zu Ezra rüber. Der grauhaarige lehnte sich an den Steintisch und versuchte, sich zu beruhigen. Ich bekam Schuldgefühle. Klar, ich wusste nicht dass ein paar Tropfen Blut einen Vampir so aus der Fassung bringen konnten. Aber ich hätte trotzdem besser aufpassen sollen. Als könnte er meine Gedanken lesen, fing Ezra als erster an zu sprechen. "N-nein, es ist nicht deine Schuld." Dann lächelte er ein bisschen. "Du hast also doch noch ein bisschen Blut in dir. Bis du ein kompletter Vampir bist, pass besser auf dass du dich in unserer Nähe nicht verletzt." Ich nickte und stellte ihn ein Glas Wasser hin bevor wir mit dem Frühstück fortfuhren.Sam pov
"ESSEN!", Ezras Stimme hallte durch das Haus. Schnell zog ich mir ein schwarzes T-Shirt über bevor ich aus meinem Zimmer ging. Charlie murmelte mir ein verschlafenes Guten Morgen zu als ich durch den Flur ging. Ich klopte an Damians Tür und trat ein, als ich keine Antwort erhielt. Leises Schnarchen füllte den Raum als ich zum Bett ging, aus dem nur ein Büschel brauner Haare raus ragte.
Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter. "Damian, wach auf. Es gibt Frühstück.", Ein Grunzen und Bewegung unter der Decke verriet mir, dass er wach war. Ich verließ das Zimmer wieder und ging ins nächste. "Michael, wach auf kleiner." Das blonde Kind gähnte laut und öffnete die Augen bevor er lächelte. "Guten Morgen Sammy" "nenn mich nicht so, wie oft noch?", sagte ich bevor ich ging.
Als ich das Esszimmer betrat, blieb ich kurz stehen und rümpfte die Nase. Neben den süßen und deftigen Düften des Essens lag noch etwas anderes in der Luft. "Es riecht nach Blut", sagte ich monoton.
"Tut mir leid.", ertönte eine Stimme. "Ich hab mich beim Kochen geschnitten." Ich sah zu dem Menschen Jungen und wurde rot vor Wut. Es war nicht genug, um jemanden von uns ins Rage zu versetzten aber trotzdem. "Weißt du nicht wie gefährlich das ist?! Ihr Scheiß Menschen blutet doch beim kleinsten Wehwehchen, warum kochst du dann überhaupt?!" Charlie fiel mir ins Wort. "Beruhige dich doch Samuel. Es ist doch nichts passiert und Noah tat es bestimmt nicht mit Absi-" -"Nein, stell dir doch Mal vor was alles hätte passieren können! Ich hab es dir gleich gesagt, dieser Mensch bringt nichts als Ärger!" Unterbrach ich ihn.Auf einmal schlug eine Faust auf den Tisch und alle sahen zu Ezra rüber. "Es war meine Schuld dass ich mich nicht komplett unter Kontrolle hatte, nicht Noahs! Außerdem habe ich ihm eine Aufgabe mit Messer gegeben, das war auch mein Fehler. Wenn hier jemand Mist gebaut hat, bin ich das!"
Dazu hatte keiner mehr etwas zu sagen. Michael betrat das Esszimmer und ich hörte sofort auf, zu streiten. Ich mochte es nicht, vor ihm aggressiv zu sein.
Endlich setzten sich alle an den Tisch und fingen an zu essen.Noah pov
Nach dem Frühstück entschied ich mich, das Haus ein bisschen zu erkunden. Damian hatte mir von einer Bibliothek erzählt. 'Vielleicht finde ich dort etwas zu Vampiren', dachte ich mir während ich versuchte, sie zu finden. Dieses Wissen könnte mir helfen, Situationen wie vorhin in der Küche zu vermeiden. Immernoch plagten mich Schuldgefühle. Wegen mir hätte Ezra fast die Kontrolle verloren. Da kam Charlie mir entgegen. "Oh, Charlie, kannst du mir helfen? Ich suche die Bibliothek, kannst du mir zeigen wo sie ist?" Der dunkelhaarige nickte. "Natürlich. Ich wollte sie auch gerade aufsuchen. Folge mir." Gott, seine geschwollene Art zu reden konnte einem ziemlich auf den Keks gehen. Klar, er musste sich über die Jahre wohl schon ziemlich gut angepasst haben aber trotzdem klang er wie ein Opa.
'Wenigstens ist er nett', dachte ich als wir die große Bibliothek betraten. "Ich wollte mich auch noch einmal für das Verhalten Samuels entschuldigen. Lass dich bitte nicht von seinem ruppigen Verhalten entmutigen, er hat in Wahrheit ein gutes Wesen."
"N-nein, er hatte ja Recht. Ich hätte besser aufpassen sollen."
"Dennoch war seine Art und Weise seine Meinung darzustellen auch nicht gerade zielführend." Charlie ging seiner Wege und verschwand zwischen den Regalen. Ich begann, nach Büchern über Vampire zu stöbern. Nach Minuten des Suchens fand ich endlich ein Regal mit der Aufschrift 'V'.
Gründlich durchsuchte ich das Regal und schließlich sah ich das Wort "Vampir" zwischen den Buchrücken aufblitzen.
Hoch über mir, in abgeblätterten Lettern. Eine Rollleiter, oben am Regal befestigt, führte zu meinem Fund. Ich griff sie, zog sie zur richtigen Stelle und erklomm sie. Bis ganz nach oben musste ich klettern bevor ich mir das Buch genauer ansehen konnte.
"Fabelwesen Band IV- Vampire"
Ja, genau was ich brauchte!"Die Leiter ist kaputt.", ertönte eine ruhige Stimme von unten. "Wie bitte?" Krach!
Auf einmal fühlte ich die Sprosse brechen und ich fiel in die Tiefe. Doch anstatt auf den Boden zu knallen, fühlte ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken und fand mich etwa zwei Meter über dem Boden wieder. "H-huch?" Als ich runter sah, sah ich zu wem die Hand gehörte. Charlie hielt mich mit nur einer Hand in der Höhe, während die andere das Buch hielt, in das er vertieft war. "Sprachen wir nicht über das Vermeiden von Verletzungen?" fragte er bevor er mich behutsam runter ließ. Ich musste ein bisschen lachen. "Sorry.", murmelte ich verlegen. 'So stark sind Vampire also. Aber bestimmt finde ich mehr dazu in dem Buch', dachte ich während ich die Bibliothek verließ.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Heute Mal ein längeres Kapitel weil ich gerade am Strand liege und mich langweile. R.I.P an mein Handy, welches in der Sonne gerade kurz vorm explodieren ist. ಥ‿ಥ
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Moon Brothers
VampireEin Waisenjunge namens Noah bricht aus um seinen verschollenen Bruder zu finden. Doch was er dabei entdeckt, wird sein gesamtes Leben für immer verändern...