Kapitel 2

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Kaum dass ich nach draußen trat, begann es zu nieseln. Ich sparte mir jeglichen Kommentar dazu und joggte zur Bushaltestelle. Der Bus (genau sieben Minuten und achtunddreißig Sekunden zu spät) war - wer hätte das gedacht?!- rappelvoll und die Fenster waren vom Regen und der feuchen Luft darin beschlagen. Ich fand keinen Platz, musste stehen, meine Tasche wurde schwer und ich dachte an die Busfahrten mit Lucie früher...

In der Schule setzte ich mich zu meinen Freunden. Man könnte sie eigentlich eher als Bekannte bezeichen, aber egal....

"Hi", sagte ich und lächelte schwach. "HALLO NADJA!", antwortete Melanie mit ihrer überschwänglichen Art und umarmte mich hauchzart. Auf ihrem perfekt geschminkten Gesicht lag ein übertriebenes, unechtes Lächeln. Die anderen drei - Luise, Vincent und Jakob- reagierten kaum und setzten ihr Gespräch fort. "..und außerdem", sagte Luise gerade, "ist es wirklich total daneben." "Was ist daneben?", mischte ich mich ein. "Worum geht's?" Alle vier sahen mich an, als hätte ich das zu wissen. Hey, ich war gerade erst gekommen, sorry, dass ich keine Hellseherin bin! "Um Annamaria, du weißt schon, die Schlampe aus der Elften." Ich wusste nicht, aber ich setzte ein verstehendes Lächeln auf und nickte, als sei mir der Sinn der Unterhaltung gerade voll und ganz klar geworden. "Jedenfalls", nahm Luise den Faden wieder auf, "soll sie auch noch Mina ihren Freund ausgespannt haben!" "Wer war das noch gleich?" Jakob runzelte die Stirn. "Tom", seufzten Melanie und Luise gleichzeitig verträumt. "Wartet. Tom? Mein Bruder??" "Ja na klar", meinte Vincent. "Wusstest du das nicht. Also komm, Nadja. Er ist immerhin nur ein Jahr älter als du!" "Du kriegst aber auch gar nichts mit!", sagte Melanie abschätzig. "Du lebst ja fast unter einem Stein! Was ist los mit dir, Nadja?? Seit einem halben Jahr bist du jetzt so! Am Anfang konnte ich es noch verstehen, aber langsam solltest du schon darüber hinwegkommen..." Jakob fing an:"Wir wissen alle, dass Lucie deine beste..." "Stopp! Ich möchte nicht darüber reden! Danke für die exzellente Unterhaltung, aber ich habe noch was zu tun!" Ich erhob mich und steuerte das Biozimmer an. Im Gehen wischte ich mir die Tränen aus den Augen und zwang mich, an etwas anderes zu denken.

Im Zimmer angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz und legte den Kopf auf den Tisch. Der Tag hatte kaum angefangen und ich wollte schon nach Hause...

"Ähm, hallo? Ist der Platz frei?" Ich drehte den Kopf minimal, gerade genug um den großen, durchschnittlich gutaussehenden Jungen zu sehen, den ich nicht kannte, nicht sehen wollte und der da stand und auf den Platz neben mir zeigte. Lucies Platz. Gerade wollte ich nein sagen, als die Stimme der Vernunft sich anschaltete. Sieh es ein. Sie kommt so schnell nicht wieder. Sei keine depressive Zicke, lass ihn sich setzen. "Ja, klar", murmelte ich also und machte eine einladende Geste. "Setz dich." "Danke." Anonymus lächelte und setzte sich. Ich rückte mit meinem Stuhl etwas ab, ich mochte es nicht, so nah neben Fremden zu sein. "Also, ich will mal nicht unhöflich sein...", begann Anonymus, "Ich bin Alexander. Kannst gerne Alex sagen. Ich bin 16, vor einer Woche hierher gezogen, habe einen älteren Bruder namens Christoph und mein Vater ist alleinerziehend. Ich interessiere mich sehr für Biologie, Fachgebiet Insekten, speziell die mit Flügeln. Sonst noch Fragen?" Alexander wippte leicht auf dem Stuhl und lächelte weiterhin gewinnend. "Ähm", machte ich perplex und versuchte die geballte Macht Information, die mein neuer Banknachbar gerade geliefert hatte, zu verarbeiten. "Ähm. Also, nein. Danke." Er nickte, lächelte weiter geduldig und schien auf etwas zu warten. "Achso, ja... also, ich heiße Nadja, ich bin auch 16, ich habe vier Geschwister.." "Gleich VIER??"Es schien ihn zu erschüttern. Ich musste lächeln. "Ja. ich bin die zweitjüngste. Nils ist 15, Tom 17, Jasper 18 und Melissa 19." "Wow. Deine Eltern scheinen ja viel..Spaß... gehabt zu haben..." "Früher. Jetzt sehen sie sich ja kaum, so beschäftigt wie sie sind", sagte ich bitter. "Und wir sehen sie noch weniger." "Tut mir leid", meinte er. Da merkte ich, was er geschafft hatte: ich hatte weitaus mehr preisgegeben, als ich wollte, und das machte ihn mir sofort unsmpathisch. Und auch, wenn ich wusste, dass es zickig, launisch und ungerecht von mir war, sagte ich nur schnippisch "Ist halt so", und drehte mich nach vorn, wo gerade unser Lehrer Herr Mäusler seinen Platz einnahm. Er sprach kurz mit Alexander, und der erhob sich und spulte seinen gesamten Katalog von vorhin noch einmal ab. Dann verkündete Herr Mäusler: "Für das nächste Vierteljahr werdet ihr selbständig arbeiten. Ihr werdet zusammen mit eure Banknachbarn ein Referat über ein Tier eurer Wahl ausarbeiten, plus PowerPoint-Präsentation, plus Handout, anschaulich, ausführlich, interessant. In der heutigen Stunde werden wir die jeweiligen Tiere festsetzen und dann könnt ihr sofort mit der Arbeit beginnen." Ein unwilliges Murren ging durch den Kurs. "Ich empfehle euch", sagte Herr Mäusler extra laut, "..die Aufgabe ernst zu nehmen, denn sie macht einen großen Teil eurer Endjahresnote aus. Also sucht euch jetzt bitte Themen aus. Und Achtung, ich will keine Dopplungen." Alle begannen sofort zu diskutieren und ein Trupp Mädchen fing an, sich um das Thema "Pferde" zu streiten. Ich hörte angewidert zu, als mich jemand antippte. Ich drehte mich um und sah, dass Alexander mich anstrahlte. "Können wir Glühwürmchen nehmen? Bitte!" Mir fiel auf die Schnelle nichts anderes ein, also zuckte ich nur mit den Schulter und sagte "okay", obwohl Glühwürmchen mich eigentlich nicht die Bohne interessierten. Egal. Alexander sauste nach vorn, um Herrn Mäusler das Thema eintragen zu lassen. Ich seufzte. Ich hatte nicht die geringste Motivation zu alldem. Wenn Lucie nur hier wäre...


Hallo, ich bin zurück :) oder besser, meine Inspiration. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber mir fiel einfach nichts ein :/ dafür ist es diesmal etwas läner. Ich hoffe, es gefällt euch.

Eure Jenny

FireflyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt