Unbreak my heart - Baerbeck

Come back and bring back my smile

Sie hatten sich dazu entschieden, ihren dringenden Wunsch nach einer Familie hinten anzustellen. Es war schlicht zu anstrengend für Annalena, mit allem, was beruflich vor sich ging. Der Stress hatte sich in den letzten Wochen bemerkbar gemacht. Kaum hatte sie geschlafen oder gegessen, hatte abgenommen und konnte kaum noch lachen. Es hatte Robert zu sehr geschmerzt, seine Frau auf diese Weise zu sehen. Normalerweise war sie eine Kämpfernatur, eine Frau, die niemals aufgab, doch diesem Kampf sah sie sich erlegen, hatte sie doch keine Erfahrung mit dem Scheitern. Er musste sie beschützen, musste dafür sorgen, dass ihr bewusst war, dass er sie keinesfalls beschuldigte, eine unfähige Mutter zu sein. Er musste ihr dringend helfen, wieder zu sich zu finden.

Auch an seinen Kräften hatte es gezerrt. Niemals zuvor hatte er sich emotional dermaßen ausgelaugt. Jeden Monat war es eine Tortur, besonders wenn der Test erneut negativ ausgefallen war. Auch körperlich hinterließ diese Reise ihre Spuren. Unter keinen Umständen hätte sich Robert jemals vorstellen können, dass er sich einmal über zu viel Sex beklagen könnte, konnte er sich am Anfang ihrer Beziehung kaum von ihr fern halten, doch es war etwas verpflichtendes, etwas obligatorisches geworden ohne viel Freude. Ein weiterer Punkt auf einer Agenda, den sie abarbeiten mussten und er hasste das.

Sie hatten sich entschieden den Stress und die Verpflichtungen vorerst ruhen zu lassen und sich wiederzufinden, weil die Angst einander zu verlieren in beiden tief schlummerte, wollten sie es beide auch noch so dringlich verhindern.

Die Monate waren vergangenen und tatsächlich schien es Annalena besser zu gehen. Sie blühte förmlich auf in ihrer Rolle als Vorsitzende und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sah Robert sie wieder lachen. Nicht dieses aufgesetzte Zähnezeigen für die Presse, nein, dieses Lachen war Annalena. Sie lachte mit dem gesamten Gesicht und jeder der sie sah, konnte nicht anders, als mitzulächeln. Seine Frohnatur, seine Frau war wieder bei ihm und nichts machte ihn glücklicher.

Sie war auch vorsichtiger geworden, ging es um Roberts mentalen Zustand. Nicht weniger als fünfmal fragte sie ihn heute bereits, ob es ihm gut ginge und ob wirklich alles in Ordnung wäre. Amüsiert drückte er ihr dann bloß einen liebevollen Kuss auf die Lippen und versicherte ihr, dass es ihm mit ihr an seiner Seite nicht besser gehen könnte.

Ihr Leben schien für einen kurzen Zeitraum schlicht perfekt. Ihre Beziehung hatte sich erholt, sie sprachen miteinander und hatten nur noch Sex, wenn sie sich beide danach fühlten. Auch das vorgesehene Kinderzimmer hatten sie schweren Herzens in ein Büro umgewandelt, komplett renoviert, damit sie keines Wegs irgendwie an ihre gescheiterten Pläne erinnert werden konnten.

Der April kündigte sich an, mit neu erwachendem Leben. Der Frühling war schon immer eine Roberts Lieblingsjahreszeiten. Neues Leben erwachte, die Luft roch frisch nach der neugeborenen Natur, alles grünte und das kühle Wetter gab einen Eindruck von Erholung. Doch dieser Frühling würde das grüne Paar erneut vor eine Herausforderung stellen.

Ehrfürchtig und etwas ängstlich starrte er aus dem großen Fenster, welches direkt in den Garten führte. In wenigen Tagen müssten sie die Kanzlerkandidatur bekannt geben, doch hatten sie noch nicht einmal darüber gesprochen, aus Angst, sie würden in ihrem erst schon fragilen Frieden erneut daran zerbrechen.

„Wir müssen darüber reden, Schatz", ertönte ihre sanfte Stimme vom Eingang des Raumes und unterbrach seine rasenden Gedanken. Langsam drehte er sich zu ihr um, sah wie sie in ihrer Schönheit gelassen im Türrahmen lehnte und ihm eine Hand entgegenstreckte. Schmunzelnd schritt er langsam auf sie zu, um diese anzunehmen und sie in einen langen Kuss zu verwickeln. Vor diesem Gespräch hatten sie sich beide gefürchtet, weshalb sie dies auch bis jetzt aufgeschoben hatten, doch es musste sein. Und natürlich war es eskaliert, wollten sie doch beide, stur und ehrgeizig wie sie waren, nichts sehnlicher als Deutschland als Kanzler*in zu dienen.