"Hey hey was ist denn mit dir passiert, du siehst ja aus als hättest du fünf Geister auf einmal gesehen." Lachte Liv, als sie bei der Tür rein kam und mich auf der Couch sitzen sah, mit einem gut gefüllten Weinglas in der Rechten, und dem beschissenen Brief in der Linken. Meine Hände zitterten unaufhörlich. "Vielleicht stimmt das auch." stellte ich Gedankenverloren fest. "Was hast du da überhaupt in der Hand, zeig mal." Mit einem Stück Croissant von heute Morgen zwischen den Zähnen nahm sie mir den Zettel ab und las ihn sich für eine Weile selbst durch. Ihre Augen schienen bei jeder Zeile größer zu werden und ich stellte bereits das Glas auf dem kleinen Couchtisch ab und raufte mir die Haare. "Du bekommst einen Mordfall?!" rief sie die Worte, die ich nie in einem Brief von der Kanzlei stehen haben wollte aus. ich saß nur da, nahm mir wieder das Weinglas zur Hand und ließ den Tränen freien Lauf. Olivia nahm mich sachte in den Arm und wiegte uns beide leicht hin und her, während ich den restlichen Wein wortlos hinunter kippte und meinen Kopf gegen ihre Schulter lehnte. Natürlich hätte ich damit rechnen müssen, dass mir als Anwältin alles möglich aufgebrummt werden konnte. Aber ich hatte trotzdem Angst. Viele meiner Dozenten im Studium hatten uns in den Vorlesungen immer von Mordfällen erzählt und, dass sie schon mit so manchen Psychopathen oder Gestörten zutun hatten. Bis jetzt hatte ich mich zwar nie davon einschüchtern lassen, aber es war nochmal ein anderes Gefühl, wenn man auf einmal selbst vielleicht ein Opfer oder einen Mörder vertreten musste. "Sie haben geschrieben, dass du morgen alle weiteren Anweisungen bekommen wirst. Mach dir jetzt am besten nicht all zu viele Gedanken darüber, du kennst die Personen nicht und sie dich auch nicht. Jetzt komm, wir schlafen heute gemeinsam bei mir im Bett, Paul kommt erst morgen wieder von seinem Betriebsausflug zurück." Sie streichelte mir liebevoll über den Kopf und zog mich dann an der Hand mit sich hoch und wir gingen ins Schlafzimmer der beiden.
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"Du machst das schon, du bist eine wunderbare Anwältin und du bist eine einfühlsame Person. Jetzt geh zur Arbeit und zeig den Arschlöchern was du so drauf hast." motivierte mich Liv und ich schüttelte nur lachend den Kopf. Sie hatte vielleicht etwas zu viel "Suits" geguckt, denn in dieser Liga spielte ich noch lange nicht mit.
Mit zügigen Schritten ging ich auf den Aufzug zu und stellte mich neben ein paar-neue- Kollegen und lächelte ihnen nur einmal Kopfnickend zu. Ich war so aufgeregt, dieser Fall spielte anscheinend im Millionen Raum, was auch ein weiterer Grund war, wieso ich so verblüfft darüber war, dass sie ihn mir gegeben haben. Nicht, dass ich nicht das Vertrauen in mich hatte, sondern dass sie es bereits vor meinem ersten Arbeitstag hatten. "Ms. Alderidge, schön Sie bei uns willkommen heißen zu dürfen. Bitte folgen Sie mir doch, auf dem Weg in Ihr neues Büro würde ich Ihnen gerne mehr über Ihren angehenden Fall schildern. Guten Tag, Allison Bronwill, Mr. Jones hat mich beauftragt." die junge Sekretärin, was man von Anfang an erkennen konnte, streckte mir freundlich ihre Hand hin. Ich schüttelte sie schnell und folgte ihr auch schon zu meinem neuen Büro. Komisch eigentlich, dass sie extra für mich ein eigenes eingeräumt hatten, ich meine ich war neu und jung noch dazu, in meiner alten Kanzlei hätten die mir vielleicht einen kleinen Platz in einer Abstellkammer gegeben.
Ich staunte nicht schlecht über die tolle Aussicht, ich war im ersten Stock und konnte quasi unmittelbar über das gläserne Vordach hinweg die ganzen Menschen sehen, wie sie überall hin hasteten. Es war toll, auch, wenn ich hier nur in der ersten oberen Etage saß und das Gebäude über 70 Stockwerke besaß. Allison hat mir erzählt, dass ich wohl fliegen müsse, und zwar nach Italien. Dort soll ich einen Mann vertreten, der des Mordes beschuldigt wurde. Sie hatte mir noch einen Briefumschlag gegeben und ist dann gegangen. Ich öffnete den schwarzen Umschlag und zog daraus eine mir unbekannte Adresse in Italien und noch eine Adresse hier aus Amerika. Ich gab sie schnell in Google Maps ein und angezeigt wurde mir ein leeres Feld, als ich auf die Satelliten Karte blickte. Was zum?! Nebenbei stand noch auf einem kleinen Zettelchen geschrieben, dass ich dort um Vier Uhr heute Nachmittag zu erscheinen hatte. Mit Gepäck für zwei Tage. Okay, wow. Wenn die das hier immer so händeln, dann würde ich noch irgendwann verrückt werden, dachte ich mir, als ich mir also wieder meine Tasche und mein Handy schnappte und das Büro verließ.
"Bitte zu dieser Adresse, wenn das möglich ist." gab ich dem freundlichen Taxifahrer die besagte Adresse zu diesem leeren Feld und er fuhr auch schon los. Während der Fahrt checkte ich noch ein paar E-Mails und schrieb Liv und Paul, dass ich spontan geschäftlich unterwegs war und erst in zwei Tagen wieder zurückkehren würde. Liv antwortete daraufhin mit einem: Okay, pass auf dich auf und vergiss nicht, du schaffst das! und Paul mit einem Klar, bis in zwei Tagen und pass auf dich auf. Wie ich die beiden doch liebte.
Ich beachtete die ganze Fahrt lang nicht meine Außenwelt, weswegen ich stutzte, als der Fahrer stehen blieb. Ich dankte ihm, drückte ihm das Geld in die Hand und er holte für mich noch schnell den Koffer heraus. Nun stand ich da, ganz allein und starrte auf das, was vor mir war. Ein Flugplatz. Er schien privat zu sein und wie ich sehen konnte, standen dort einige Maschinen. "Sie müssen also die Anwältin sein. Ich bin Cassandro, freut mich Sie kennenzulernen. Wenn Sie mir doch bitte folgen würden, der Boss- Mr. Romano hat angeordnet, Sie im Privatjet zu sich fliegen zu lassen." das alles ging so schnell. Er führte mich, immer darauf bedacht einen Sicherheitsabstand einzuhalten, zur bereitstehenden Maschine. Als ich diese genauer betrachtete, blieb mir die Spucke weg. Vor mir auf diesem riesigen Landeplatz stand ein schwarzer, glänzender Privatjet, nur dazu bereit, mich nach Italien zu fliegen. Wer war der Typ bitte, dass er sich sowas leisten konnte. In so einem Ding fliegen zu dürfen, wäre für mich immer ein unerfüllter Traum geblieben. Bis jetzt. "Bitte, nach Ihnen Ms." lotzte mich Cassandro in den Flieger hinein und nahm mein Gepäck dabei in die Hand, um es einem Flugbegleiter lieblos in die Hände zu drücken, und dann hinter mir in den Jet zu steigen.
Der Flug war der beste den ich in meinem Leben genießen durfte. Die Flugbegleiterin kam und las mir die Speisekarte vor. Ich nahm das, was sich für mich am billigsten anhörte, ich wollte nicht aufdringlich wirken. Sie lächelte nickend und stellte mir noch nebenbei ein Glas mit Wasser und ein recht teuer aussehendes Glas mit Rotwein. "Der Herr möchte, dass es Ihnen an nichts fehlt. Darf ich vorstellen, Screaming Eagle Cabernet Sauvignon vom schönen Jahrgang 1992." So benannte sie mir die rote Flüssigkeit in dem Glas, welches ich, sobald sie weg war herum schwenkte. Ich roch ebenfalls daran und musste schwer schlucken. Das war wahrscheinlich der teuerste Wein, den ich je trinken durfte. Die Flugbegleiterin kam nach einer ganzen Weile mit meinem Essen und ich staunte wieder mal nicht schlecht, als sie mir das blanchierte Ei mit schwarzem Kaviar und Lachs neben Spargel servierte. "Vielen Dank, ich hätte noch eine kurze Frage. Wieviel kostet der Wein denn? Er schmeckt fantastisch." fragte ich die nette Dame und sie lächelte nun etwas zaghafter. "Sie wollen es wirklich wissen?" sie seufzte und warf einen kurzen prüfenden Blick zu Cassandro hinüber. "Ein Schluck von diesem Glas kostet ungefähr soviel wie ein Einfamilienhaus" ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke "Bitte was?! Vielen Dank aber das kann ich mir im Leben nicht leisten." hustete ich hervor "Müssen Sie auch nicht, es steht Ihnen all inclusive zur Verfügung, wie gesagt, Mr. Romano möchte, dass es Ihnen an nichts fehlt." sagte sie noch und verschwand dann wieder nach hinten.
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His Lawyer
RandomSie ist eine junge, gerade mit dem Studium fertige Anwältin aus New York. Madelyn Alderidge ist nicht nur gutaussehend, sie ist auch noch ein Ass in ihrem Job und bereits mit ihren jungen Jahren ist sie eine der erfolgreichsten angestellten Anwälte...