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Ich konnte einfach nicht mehr still sitzen, als ich vor zwei Wochen in Adrianos Büro gestampft bin und ihm eine Standpauke darüber gehalten habe, dass ich es nicht mehr aushalte und ich doch mit seinen Anwälten meinen Job machen könne. Zu meiner Überraschung hat der werte Herr zugestimmt. Ich hätte mir das eigentlich nicht gedacht, aber ganz im Ernst, ich hätte auch nie gedacht, mal entführt zu werden und auch noch fragen zu müssen, ob ich mein Leben wieder aufgreifen darf. Doch erstaunlicherweise durfte ich diesen Montagmorgen auch meinen ersten Arbeitstag wieder antreten.

Als ich gerade dabei war, mich für die Arbeit fertig zu machen, da Adriano anscheinend immer in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus ging, kam Calimero auf mich zu getapst. Es war so süß, weil er seinen Körper als Welpe überhaupt noch nicht kontrollieren konnte. Ich steckte mir schnell meinen zweiten Ohrring an und nahm den Kleinen auf den Arm. Er versteckte sich sofort in meinem Haar, als er sich selbst im Spiegel sah und fiepte ganz leise. "Oh mein Schatz du brauchst doch vor dem Spiegel keine Angst haben", redete ich beruhigend auf ihn ein, "na komm gehen wir weg von dem bösen, bösen Spiegel!" lachte ich und nahm ihn mit hinunter ins Erdgeschoss. "Miss, wir können fahren, sind Sie fertig?" fragte mich mein Chauffeur höflich lächelnd und ich bedankte mich schnell bei ihm und versicherte ihm, dass ich alles habe.

Während der Fahrt zur Kanzlei kamen mir einige Fragen auf. Adriano wirkte vor zwei Wochen nicht so, als würde er mich bald gehen lassen. Außerdem wurde mir das Ganze schon langsam unangenehm, die Reise nach Italien, der Wein, das Hotel, einfach alles. Teuer. Verdammt teuer, ich hätte einen Kredit auf mein Leben aufnehmen können und würde diesen vermutlich meinen Kindern vererben. Ich fühlte mich einfach in der Situation dazu verpflichtet, ihm alles zurück zu zahlen. Selbst, wenn er mich entführt hat.

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Stunden verbrachte ich damit mein eigenes Büro in der obersten Etage des schönen gläsernen Gebäudes einzurichten. Ich hatte eine verdammte Sekretärin, ein Einzel-Büro und auf meiner Tür Stand First Partner. Und da waren wir nun, vom Einstiegs-Anwalt zum First Partner. Alle hier mussten mir also nun den größten Respekt erweisen, denn ich hatte somit das Recht, Leute zu empfehlen, oder zu feuern. Mir war das alles noch nicht ganz geheuer, um ehrlich zu sein, war es mir etwas unangenehm in wenigen Minuten mein erstes Vorstellungsmeeting abhalten zu müssen.

Andauernd wurde ich in Gedanken von meinen Tätigkeiten unterbrochen, ich stellte mir so viele Fragen darüber, wie ich von Adriano wegkommen konnte. Einen Fluchtversuch habe ich bereits ausgeschlossen. Aber so konnte ich dich nicht den Rest meines Lebens verbringen, hinter geschlossenen Türen, mit der Angst, er würde mir etwas antun.

Niemand war mehr in der Firma, doch als mir Carl, der Chauffeur mitteilte, dass man mich bereits in der Villa erwarten würde, lehnte ich es höflich ab, schon zurück zu fahren. Durch die Arbeit, fühlte ich mich nicht mehr so eingesperrt, wie vor ein paar Tagen noch. 

Mein Handy am Tisch klingelte, während ich unter dem Tisch hockte um meinen Laptop an ein paar Kabel anzuschließen, durch den plötzlichen lauten Ton, stieß ich mir den Kopf an der Kante. Genervt rieb ich mir den Hinterkopf, als ich meinen Lautsprecher anstellte. „Wo bleibst du?" Na was werde ich wohl tun, wenn ich in meinem Büro hocke, dachte ich mir. Mein Kopf tat weh und ich war genervt davon, dass diese blöden Kabel zu kurz waren. „Alles in Ordnung? Ist was passiert?" Ein Hauch Sorge schwang in seiner Stimme mit. „Klar. Alles in bester Ordnung, ich werde noch eine Weile bleiben." besänftigte ich ihn. „Überarbeite dich nicht." schon hatte er aufgelegt. Ich blieb verwirrt zurück, doch wandte mich sogleich wieder meiner ursprünglichen Tätigkeit zu - nach einem Verlängerungskabel zu suchen.

22:00 Uhr Abends. Ich war hundemüde und packte endlich meine Unterlagen zusammen. Gemeinsam mit Carl lief ich durch die abgedunkelten und verschlossenen Gänge der Kanzlei. Wir stiegen ins Auto und er fuhr mich zum Haus zurück, wir redeten nicht miteinander, dafür war ich zu kaputt. Meine Second und Third Partner brachten mir grade den Respekt entgegen, der für sie als angemessen galt. Ich bekam sofort den Neid zu spüren und durfte mir öfter durch Lästereien die ich zufällig mitbekam anhören, dass ich für die Stelle doch viel zu schwach wäre. Bei den weiblichen Mitarbeitern hieß es sofort ich hätte mich ja nur hochgeschlafen. Die neidischen Blicke versuchte ich zumindest geflissentlich zu ignorieren.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 26, 2023 ⏰

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