Eine von Vielen

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Die Nacht legte sich wie ein gewaltiges Tuch über die Stadt und verschlang die vorherrschende Dämmerung viel zu schnell. Maria Smith war auf den Straßen eines leer gefegten Vorortes unterwegs und auf dem Weg ihre Eltern zum Abendessen zu besuchen.
Der Wind durchfuhr sie kalt und Maria hoffte mit ihren hohen Schuhen nirgendwo auszurutschen oder zu stolpern. Sie trug sie nicht oft aber gerne. Klick, Klack, Klick, Klack, tönten ihre Absätze auf dem Asphalt.
Die junge Frau spürte einen Schauer, der sich über ihren Rücken wuchs und sich bis in die Fingerspitzen zog. Die Art von Schauer, der nicht von Kälte kam, sondern vom Bauchgefühl, von Instinkten, von purem Unbehagen. Sie sah sich um, doch nahm ihre Umwelt kaum wahr. Dazu war ihr Tag auf der Arbeit viel zu kräftezehrend gewesen.
Plötzlich schienen ihr die Wege, auf denen sie ging unsicher und zwielichtig. Doch es waren die gleichen Wege wie am Tag auch.
Bei Überlastung lag Paranoia nicht allzu weit entfernt und Maria versuchte sie abzuschütteln. Wörtlich. Dabei wehten ihr dunkle Haarsträhnen in den Mund. Durch die Nase zu atmen war bei der Kälte unangenehm. Sie legte einen Zahn zu, doch das Gefühl wurde nicht vom Wind davongetragen.
Bald schon würde sie am Tisch mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder sitzen und Auflauf essen, ohne, dass ihr dieser Schauer im Nacken saß. Später sogar noch in ihrem ehemaligen Kindheitszimmer einschlafen. Im Gästezimmer. So lief das mindestens einmal im Monat und sie war froh darum. Nun, nach den stressigen aber geselligen Weihnachts- und Neujahrstagen kehrten alle zu ihrem gewohnten Alltag zurück.
Die Wolken schoben sich schwerfällig am Himmel zusammen. Wie verschlafene Liebende rückten sie zueinander und zeugten schon bald den Regen, der erst schwach, dann immer stärker auf die Erde niederging und sie einnahm. Die Tropfen verfingen sich in Marias Haar und in ihrem Schal. Sie zog sich die Kapuze ihres grünen Mantels über, doch der Regenschutz legte sich wie ein Paar Scheuklappen über die Ränder ihres Sichtfeldes und der steife Stoff knisterte in ihren Ohren.
Und so merkte Maria Smith nicht die Schritte hinter sich, die Stimmen, die durch die Dunkelheit flüsterten oder wie ihre Verfolger immer näher kamen.
Sie stand bereits auf der Fußmatte vor der Haustür ihres Elternhauses. Welcome.
Noch bevor ihre Hand die Klingel betätigen konnte wurde sie von den Füßen gerissen.
Sie wollte schreien, doch kam nicht dazu. Maria lag am Boden und wurde runter gedrückt. Etwas schweres saß auf ihr und sie spürte die Nässe des Rasens von unten in ihren Körper ziehen.
Plötzlich; ein dumpfer Schmerz am Schädel und ihre Augen fielen flatternd zu.


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