~Change of direction~ FF Felix Lobrecht

Kapitel 1 ~Faszination für einen prolligen Berliner~

„Bin wieder da!" schallte es durch den frisch renovierten Flur, als Alexander von der Arbeit nach Hause kam. Lächelnd  schaute ich auf die Uhr, mal wieder fast eine ganze Stunde später, als seine eigentliche Arbeitszeit geht. Aber das war nichts Ungewohntes oder gar Schlimmes für mich, sondern der ganz normale Alltag meines Freundes, an den ich nach etlichen Jahren gewöhnt war.

„Sorry Lisanne, ich hatte noch etwas Wichtiges zu regeln", erklärte er seine Unpünktlichkeit, währenddessen er sein Sakko auszog und es sorgfältig im Ankleidezimmer verstaute. „Na, welchen Verbrecher musstest du heute  aus dem Gefängnis retten?" Fragte ich ihn grinsend und gab ihm einen schnellen Willkommenskuss, während ich durch die Tomatensuppe rührte. „So dramatisch war es nicht ganz. Ich musste nur Herrn Lobrecht vor dem nächsten Shitstorm und der nächsten Anzeige bewahren", gab er mir kopfschüttelnd als Antwort und ließ seine Hand auf meiner Taille ruhen. Felix Lobrecht war hier öfter ein Gesprächsthema, doch wusste ich eigentlich gar nicht so genau was er tat, dass er anscheinend wöchentlich Mitmenschen gewaltig auf den Fuß mit seinen Äußerungen trat.

„Wir sind übrigens eingeladen", gab Alexander zwischen zwei Löffeln cremiger Tomatensuppe von sich und schaute mich an. „Bei wem?" „Der Lobrecht macht eine Show in Berlin. Als Dank dafür, dass er noch auf den Bühnen von Deutschland stehen darf, hat er mich eingeladen für sein neues Comedy Programm. Ich dachte aus Höflichkeit sollte ich mir den Quatsch einmal anschauen", gab er gelangweilt von sich. Ich wusste, dass er seine Abende lieber auf dem Sofa mit einem guten Wein und Fernsehen vebrachte, jedoch empfand ich seine Äußerung trotzdem als sehr despektierlich. „Warum? Ist doch nett, dass er dich eingeladen hat." „Ja. Wir gehen ja auch hin. Trotzdem muss er langsam mal lernen, dass nicht alles lustig ist, dass nicht alles für die Bühne geeignet ist und geschweige denn, in seinem Podcast. Witze über Behinderte und Hitler, wo kommen wir denn da hin?!" Sprach er aus und runzelte seine Stirn. „Ey, nicht Spoilern, ich mache mir da heute Abend ein eigenes Bild von." „Achja und noch was, wir stehen auf der Gästeliste. Demzufolge wird er dich auch persönlich begrüßen, stell dich bitte als meine Lebensgefährtin vor." Trotz Verwunderung über diese Aussage, beließ ich es dabei. Eigentlich stelle ich Alexander immer als meinen Freund vor, auch wenn wir nach 7 Jahren glücklicher Beziehung langsam aber sicher ins Heiratsalter kamen. Länger dachte ich aber nicht drüber nach, ich werde wohl kaum soweit kommen, um mit dem gewissen Felix Lobrecht über unseren Beziehungsstatus zu reden. Ein kurzes Händeschütteln wird wohl das Maximum sein, mit dem er mir begegnen wird und das war auch völlig verständlich.

Nachdem wir also fertig gegessen hatten und ich danach den Tisch abgeräumt hatte, sprang ich schnell unter die Dusche und mache mich für den Abend fertig. Auch wenn ich in mir eine leichte Erschöpfung spürte, freute ich mich auf einer eigenartigen Weise sehr auf diesen Abend. Mal endlich wieder was erleben. Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass es nicht ganz meinen Humor treffen wird.

„Siehst hübsch aus", begutachtete Alexander mich lächelnd und griff nach meiner Hand. „Du auch", antworte ich ihm und blickte auf seine typischen Anwalts- Garderobe, die er auch am Abend anzog.
Überraschend blickte ich auf die Menschenmenge die vor dem Theater zu sehen war. „Oh Gott, hoffentlich sind wir noch vor Showbeginn da", gab ich zähneknirschend von mir. Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit diesem Andrang gerechnet. Ein Typ der ein paar Witze auf der Bühne erzählt, kann einen solchen Saal füllen? Aber ich nahm mir vor nicht zu früh zu urteilen, der Hype musste ja begründet sein, wenn so viele Menschen am Mittwochabend herfinden. „Ach wir stehen doch auf der Gästeliste, der wird nicht ohne uns anfangen." Gab Alexander von sich, was ich eher unglaubwürdig aufnahm.

Die laute Ami- Rap Musik füllte den Saal und erhitze die Spannung auf dem Moment als der „große" Felix Lobrecht unter tosenden Applaus auf die Bühne gesprungen kam. Lächelnd blickte er durch die Menschenmenge. Ich konnte nicht sagen wieso, aber seit dem ersten Moment gehörte meine volle Aufmerksam dem Comedian, der mit Goldkette, Gucci Hose und weißem Pullover, der wahrscheinlich auch irgendwo einen Markenauftruck hatte, auf der Bühne stand. Und schon began die Show.