Kapitel 7 ~Er vereinnahmt dich~

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„Hey was machst du denn hier noch?" Fragte ich Alexander und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich betete, dass er nicht gesehen hatte, wie ich aus Felix Auto ausgestiegen bin und bereute es zutiefst, dass ich mir seit gestern Abend nicht überlegte hatte, welche Story ich Alexander auflegen werde, wenn er Fragen stellen würde. Und das wird er, allein schon seinem Beruf zu schulden, will er alles ganz genau wissen.

Damit bin ich allerdings gnadenlos gescheitert, vielleicht weil ich mich einfach ein bisschen zu wohl bei Felix gefühlt hatte und die Zeit nicht mit diesem unangenehmen Thema verbringen wollte. „Liebling, ich habe mir einen Tag freigenommen. Wir haben den ganzen Tag für uns." Beruhigt atmete ich aus, er hatte Felix anscheinend doch nicht gesehen, ansonsten hätte er mich direkt konfrontiert. „Oh wie schön, dann können wir uns ja gleich mal überlegen, was wir mit dem Tag anfangen." „Ja such dir was raus. Ich gehe kurz joggen." „Wollen wir nicht mal wieder zusammen Tennis spielen, das haben wir früher so oft gemacht" „Können wir gerne danach machen, ich bin ja noch fit." Lächelnd nickte ich und küsste ihn sanft. Sofort breitete sich wieder ein schlechtes Gewissen in mir aus und ließ mich an Felix Kuss zurückdenken, ich musste Alexander sagen. Aber nicht heute, ich wollte den schönen Tag nicht kaputt machen.

„Der Macker von Elisa scheint übrigens sehr, sehr gutes Geld zu verdienen", gab er von sich und hielt mich weiterhin in seinem Arm. „Warum?" Fragte ich ihn leise. „Naja Gucci- Tshirts sind nicht gerade billig und ich würde sie nicht der besten Freundin von meiner Neuen geben oder ist er etwa an meine wunderschöne Freundin interessiert?" „Ach Quatsch, du musst mal sehen, wie er Elisa anschaut. Aber ja, er sieht nicht gerade arm aus", merkte ich beiläufig an und bis mir auf die Lippen. Man, wie blöd bin ich denn, dass ich dieses typische Felix Tshirt angelassen hatte.

„Gefrühstückt hast du schon?" Fragte er mich fürsorglich, worauf ich nickte. „Okay, dann bis später", gab er von sich und gab mir einen kleinen Abschiedskuss. „Denk dir was Schönes aus!" Rief er mir noch hinterher, bevor er die Treppen runterjoggte. Zuerst einmal gönnte ich mir eine ausgiebige Dusche und begann mich auf den Tag richtig zu freuen. Endlich würden wir beide mal wieder einen ganzen Tag zusammen verbringen, ich konnte mich daran erinnern, dass wir das die ersten zwei Jahre in der Beziehung so oft getan hatten.

Eigentlich brauchten wir zu dem Zeitpunkt nur uns gegenseitig. Alexander habe ich alles erzählt und mit ihm alles unternommen. Das  hatte ganz eindeutig zur Folge gehabt, dass gute Freundschaften zerbrachen, aber ich hatte sie lange Zeit nicht vermisst, ich hatte ja Alexander. Doch dann ging sein Berufsleben so richtig los. Während ich die naive Vorstellung hatte, dass wir nun so richtig viel Zeit zusammen verbringen werden, wurde es mit jedem Semester weniger und jetzt im Berufsleben fast nicht mehr existent. Desto schöner waren solche Tage für mich.

„Bereit fürs Tennismatch?" Fragte Alexander mich, der noch ziemlich aus der Puste war. „Klar, heute hab ich vielleicht auch mal wieder eine Chance." Eigentlich war ich wirklich nicht schlecht im Tennisspielen, aber gegen Alex hatte ich normalerweise nun wirklich keine Chance. „Wer gewinnt, darf das Restaurant raussuchen!" Stellte ich die Challenge und grinste ihn an. „Na dann kannst du dich schon mal auf Griechisch freuen", antwortete er mir herausfordernd. Noch ein Grund mehr, alles im Spiel zu geben, denn Griechisch essen zu gehen, war ja nun wirklich nicht nach meinem Geschmack und tatsächlich lohnte sich meine Mühe, denn ich haute Alexander chancenlos vom Feld. „Gutes Essen motiviert mich", gab ich lachend von mir und umarmte ihn. „Gut gespielt", fügte ich hinzu und küsste ihn sanft. „Du auch, was machen wir gleich, nach dem Duschen?

„Also ich habe mir überlegt, dass wir beide mal wieder was für unsere Bildung tun könnten und uns das Humboldt Museum ansehen könnten, danach könnten wir uns in einem neuen Café, etwas Leckeres mitnehmen und dann eine kleine Tretboottour über die Spree machen. Danach haben wir bestimmt beide ziemlich Hunger, gehen Indisch essen und am Abend gehen wir entweder zu Charlies Beach, da werden wir uns wie im Urlaub fühlen oder wir gehen klassisch ins Kino, das können wir ja spontan entscheiden. Na sag schon, washältst du davon?" Fragte ich ihn grinsend. „Das klingt nach einem ganz schön straffen Progamm, aber ich finde es gut." „Wir müssen auch mal wieder was erleben!" Rechtfertigte ich mich lächelnd und stieg ins Auto ein.

~Change of direction~ FF Felix Lobrecht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt