Prolog

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Der Regen prasselte immer noch gegen die Fenster, wie vor einer Stunde. Severus saß in seinem Sessel vor dem Karmin, wie vor einer Stunde. Der Tee, welchen er sich vor einer Stunde gemacht hatte, war nun kalt und neben Severus, in einer Wiege lag ein Kind. Nicht sein eigenes, keines von einem Freund. Nein, es war das Kind seines Lords. 

Er starrte in das Feuer, welches er sich angemacht hatte. Mittlerweile war es nur noch eine kleine Flamme, welche im Karmin umhertanzte und wahrscheinlich auch bald erlöschen würde. Sein Blick wanderte zu seiner Linken. Zu der Wiege. Wie ist es nur hierzu gekommen, fragte er sich.

Vor einer Stunde hatte er es gespürt. Den Fall des Dunklen Lords. Severus wusste schon gar nicht mehr, was er in diesem Moment gefühlt hatte. Erleichterung? Er wusste noch, wie ihm das Kind einfiel. Das Kind, von welchem nur die engsten Vertrauten Voldemorts wussten. Er war einer dieser ausgelesenen Personen. Die anderen waren schon auf der Flucht, oder vielleicht schon auf dem Weg nach Askaban, je nachdem wie gut sie sich versteckt hatten. Er erinnerte sich noch, wie er die Verantwortung für dieses kleine Wesen spürte, den er wusste, das er die einzige Möglichkeit für dieses Kind war zu Überleben. Nur die Todesser kannten den geheimen Aufenthaltsort ihres Lords und sie alle würden lieber sterben, als diesen zu verraten. Niemand hätte das Kind gefunden. Es hätte dort in seiner Wiege gelegen bis zu seinem bitteren Ende. Also hatte sich Severus Hals über Kopf auf den Weg gemacht, um das Kind zu holen. Und nun saß er hier. In seinem Haus mit einem schlafendem Kind.

Immerhin schreit es nicht, dachte sich Severus. Er wusste nicht was er machen sollte. Er hatte die Liebe seines Lebens verloren, Lily, und saß obendrein noch mit einem Kind in seinem Wohnzimmer da. Es war komisch, wie sich seine Gefühlslage verändert hatte. Vor nicht mal mehr einer Stunde saß er im Haus der Potter und trauerte. Er hatte einen Abstecher gemacht, auf dem Weg zum Unterschlupf des Dunklen Lords. Die paar Minuten mehr hat das Kind ja auch durchgehalten. Doch nun saß er hier, in seinem Sessel, wie sonst auch immer, doch er fühlte sich leer. Und gleichzeitig schwebten ihm eine Menge Fragen durch den Kopf.

 Sollte er die Existenz des Kindes Lord Voldemorts geheim halten? Sollte er am nächsten Tag zu einem Kinderheim fahren, oder sollte er sich jemandem Anvertrauen? Aber wem nur? Viele Personen standen wohl nicht zu Auswahl. Sein Bekanntenkreis beschränkte sich auf Todesser und sein Lehrerkollegium. Doch wer würde ihn Verstehen. Da gab es wohl nur eine Person, an welche er sich richten könnte. Dumbledore.

Severus stand auf und trat an seinen Schreibtisch heran. Er setzte sich, öffnete ein Tintenfass, nahm eine Schreibfeder zur Hand und schrieb.

Sehr geehrte Dumbledore,

Ich wende mich  an sie, da ich einen Rat brauche. Ich weiß nicht was ich tuen soll. Es ist eine lange Geschichte, weshalb ich sie  darum bitten würde, so schnell wie sie es einrichten können, zu mir zu kommen.

Ich erwarte sie,

Severus

Severus versiegelte den Brief und gab ihn einem Waldkauz, welcher sich sofort auf den Weg machte. Seufzend setzte sich Severus wieder in seinen Sessel. Mit einem kurzen Blick in die Wiege versicherte er sich, dass das Kind noch schlief. Er nahm die Tasse Tee in die Hand und trank einen Schluck. Der Tee war kalt, wie erwartet. Doch er trank trotzdem weiter. Den nun musste er warten und seine Gedanken sortieren. So wie er Dumbledore kannte, würde es nicht lange dauern, bis der Schulleiter vor seiner Tür stand, und wenn das der Fall ist, möchte Severus wissen, was er seinem Vorgesetzten erzählen möchte. Momentan wusste er dies nämlich noch nicht.


She is a Riddle// Der Gefangene von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt