Kapitel 1

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Ich saß im Auto und beobachtete die Landschaft um mich rum. Sie bestand aus Bäumen. Wir fuhren gerade durch einen Wald in mein neues „Zuhause". Meine Laune war ziemlich bescheiden. Ich meine, ich musste alle meine Freunde hinter mir lassen und als „die Neue" in einer komplett fremden Schule mit komplett fremden Leuten zurechtfinden. Das Auto stoppte quietschend vor einer Hütte. Nicht sehr groß, aber besser als auf der Straße zu leben. Man soll ja immer positiv denken. Meine Laune war trotzdem im Keller. Meine Mutter und ich stiegen aus und ich packte so viel Gepäck wie mir irgendwie möglich und schleppte es die Treppe hoch in die zweite Etage, wo sich nur mein Zimmer und ein kleines Bad befand. Mein ganzes Leben lang waren es nur ich und meine Mutter gewesen. Meinen Vater hatte ich nie gekannt und ich wusste, dass es ein sensibles Thema für meine Mutter war, weswegen ich nicht mehr nachfragte. Sie hatte einen neuen Job bekommen und ich hatte mich natürlich für sie gefreut und das umziehen in Kauf genommen. Durch das Jobangebot, hatte sie mehr Freizeit und die hatte sie sich verdient. Ich wusste, wie hart sie gearbeitet hatte um uns über Wasser zu halten. Seufzend wollte ich mich auf mein neues Bett schmeißen, bemerkte aber, dass ich es erst noch beziehen musste. Genervt und mit nicht vorhandener Motivation bezog ich also mein Bett und schmiss mich dann darauf. Mein Gepäck könnte ich später ausräumen. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, das es schon 20:00 Uhr war. Morgen würde mein erster Schultag beginnen. Yay...
Provisorisch stopfte ich Hausaufgabenheft, einen Block und mein Mäppchen in meinen Ranzen und machte mich dann doch daran mein Gepäck auszuräumen. Ich beschloss, positiv in die Sache reinzugehen, vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden! Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
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„Aufwachen, Zeit für die Schule!"
Genervt seufzend erhob ich mich aus meinem Bett, machte mich schlaftrunken auf den Weg ein minimalistisches Frühstück zu verdrücken und schlurfte danach genau so motiviert ins Bad um mir die Zähne zu putzen. Dann schälte ich mich noch schnell aus meinem Schlafanzug, zog mir die erstbesten Sachen drüber, kämmte mir noch schnell die Haare und verließ das Haus mit einem: „Tschüss Mama! Hab dich lieb!"
Ich trat in die morgige Kälte und lief langsamen Schrittes Richtung Schule. Die Busverbindungen hier existierten nicht wirklich, weswegen ich beschloss, den 20 Minuten Weg, für den ich bei meinem üblichen Tempo wahrscheinlich 30 Minuten brauchen würde, zu Fuß zu gehen. Was anderes blieb mir eigentlich nicht übrig. Mein Weg schlängelte sich eigentlich die ganze Zeit durch den Wald, danach musste ich nur noch eine Straße überqueren und war da. Heute hatte ich ein komisches Gefühl. Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Eigentlich war das Quatsch, wer sollte denn so früh morgens in einem Wald rumlaufen? Ich schaute mich immer wieder um, aber entdeckte nichts. Ich beschloss, dass ich zu viele Gruselfilme gesehen hatte und ignorierte das mulmige Gefühl in meinem Bauch gekonnt. Kurze Zeit später kam ich auch schon an der Schule an. Yay....

Langsam spürte ich deutliche Nervosität in mir. Meine Hände schwitzten und meine Knie wurden ziemlich weich. Ich hatte mir doch vorgenommen cool zu bleiben! Die Blicke, die mich anschauten als wäre ich ein Alien, die, die mich herablassend anblickten und eine Jungsgruppe welche mich von oben bis unten abcheckte, machten das ganze echt nicht besser.  Ich versuchte, zwischen den Blicken irgendjemand freundliches zu finden. Irgendjemand, der wenigstens ein bisschen sympathisch aussah. Als ich meinen Blick durch die Menschenmenge gleiten lies, entdeckte ich einen Jungen, der ganz alleine stand. Er blickte mich undefinierbar an. Eigentlich war anblicken das falsche Wort, er starrte. Neugier packte mich, außerdem tat es mir leid, das er ganz alleine rumstand. Als ich also zielstrebig auf ihn zulief, veränderte sich sein Blick, ich wusste aber nicht, was das zu bedeuten hatte. Plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand. Verwirrt blieb ich auf dem Schulhof zurück. Ich fühlte mich unter diesem ganzen Blicken ziemlich hilflos. Überall um mich rum hörte ich Getuschel, doch ein Satz blieb mir besonders im Gedächtnis:
„Was will sie von dem Freak?"

Der Junge von eben war also der Freak an dieser Schule. Kein Wunder, dass er alleine stand. Aber warum war er vor mir weggelaufen? Seufzend schaute ich mich weiter um, in der Hoffnung, vielleicht doch ein paar Freunde zu finden. Da entdeckte ich einen Jungen in der Menge, welcher mich freundlich und neugierig musterte und lächelnd auf mich zukam. Er machte einen ziemlich sympathischen Eindruck.
„Hey! Ich bin Leo. Du bist neu hier an der Schule nicht war? Wenn du willst, kann ich dir das Sekretariat zeigen, da kannst du deine Sachen abholen."
„Isabell. Das wäre lieb! Danke!" ich lächelte zurück und schüttelte Leo die Hand. So schlimm war der Start ja gar nicht. Ich würde mich einfach an Leo halten und dann wird das hoffentlich. Doch der Junge mit seinem undefinierbaren Blick ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf...

My best friend - the wolve Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt