Kapitel 3

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Leo schaute mich komplett entgeistert an. Ich brodelte immer noch vor Wut. So kannte ich mich gar nicht! "Das ist sehr nobel von dir, aber was, wenn er gefährlich ist? Was, wenn er dir etwas antut?" So hatte ich es noch nie betrachtet und ich musste zugeben, irgendwie hatte er Recht. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. "Das ist doch Unsinn." murmelte ich. Wenn ich ehrlich war, wollte ich ihm nicht glauben, ich wollte an das Gute im Menschen glauben, aber ich wusste das diese Welt nicht nur Regenbogen-Farben mit rosa Konfetti war. Ja, dieser Realität musste ich ins Auge blicken, denn die kindliche Vorstellung von einem perfekten Leben war es nun mal nicht. Nicht die Realität. Zweifelnd schaute ich dorthin, wo vorhin noch der Junge gestanden hatte. Andererseits war es nicht lächerlich zu glauben, das nur weil jemand nicht redet er gleich gefährlich sein soll? Vielleicht ist er ja stumm?

Den ganzen Schultag konnte ich mich nicht konzentrieren. Wäre bei meinen endlosen Gedanken wenigstens was Sinnvolles rausgekommen, aber nein, nichts wurde klarer, eher noch verwirrender. Würde mein Gehirn sich mal so viel Mühe geben, wenn es um Mathe ging, wäre ich wahrscheinlich schon zu Einstein mutiert.

Irgendwann war auch dieser Schultag endlich vorbei und ich machte mich mal wieder auf den Weg nach Hause. Gerade als ich um die Ecke gebogen war, begrüßte mich mein Lieblings-Waldbewohner: Das knuffigste, süßeste, liebste, wundervollste Wesen auf dieser ganzen großen weiten Welt!

„Heyyy süßer, naaaa hast du mich schon vermisst?" Meine Laune schoss nur so und in Höhe und ich beugte mich zu dem Wolf runter, welcher sich mal wieder immer mehr in meine Hand schmiegte. Ich wuschelte ihm durchs Fell und er fing an zu hecheln. Wie konnte dieses Fell nur so weich sein? Nach einer ausgiebigen Begrüßung erhob ich mich dann wieder, schließlich musste ich immer noch nach Hause. Der Wolf trottete neben mir her und wir warfen uns immer wieder Blicke zu. Ich konnte mein Glück immer noch nicht fassen! Das alles passierte wirklich! Das war einfach so unglaublich und wunderschön! Ich lächelte so vor mich hin, fühlte mich beflügelt. Nach einer viel zu kurzen Zeit kam ich dann auch vor meiner Haustüre an. Meine Mutter war noch nicht zu Hause, also würde ich mir einfach selbst was kochen. Ich machte die Tür auf und drehte mich noch ein letztes Mal zu dem Wolf um.
„Tschüss süßer!" ein unzufriedenes Knurren entfuhr ihm und er schlängelte sich um mich herum und stellte sich zwischen mich und die Tür.
„Hör zu ich muss jetzt gehen. Tut mir leid." ich wollte an ihn vorbei gehen, aber er stellte sich mir wieder in den Weg und schaute mich stur an. Jetzt nicht wirklich, oder? Es war ja schon irgendwie süß, aber ich konnte ja nicht immer bei ihm sein, so gerne ich auch so viel Zeit vor möglich mit ihm verbrachte. Tatsächlich hatte ich ein Leben, welches ich auch weiterleben musste und wollte
„Hör zu ich komme später wieder raus, ok? Aber jetzt muss ich wirklich gehen!"
Ich hatte ihn damit wohl überzeugt, denn er gab mir den Weg frei und mit einem letzten Blick zu mir verschwand er im Wald. Lächelnd schaute ich ihm hinterher, bis ich irgendwann wieder an meinen eigentlichen Plan dachte: Essen. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen und voller Vorfreude schlenderte ich in die Küche. Ich liebte kochen, aber jetzt hätte ich darauf echt verzichten können. Hungrig zu kochen war schrecklich, das leckere Essen auch noch riechen, aber noch nicht essen zu können, wirklich nichts schönes. Ein Blick in den Kühlschrank verriet mir, dass noch Nudeln da waren. Kurzerhand entscheid ich mich, diese in der Pfanne schön gold-braun anzubraten und dann noch Käse darüber zu schmelzen. Einfach legendär! Nachdem ich diese verputzt hatte, machte ich mich schnell an die Hausaufgaben. Als ich die Unmengen an Mathe mehr oder weniger richtig hinter mir hatte, ging ich runter um noch schnell was zu trinken. Heute hatten wir viel zu viel aufbekommen und nach Mathe musste ich auch noch deutsch machen, da ich das natürlich aufgeschoben hatte und wir beides Morgen hatten. Aus dem Automatismus heraus schnappte ich mir mein Handy und erst dann machte ich mich auf den Weg nach unten. Meine Mutter war inzwischen auch schon gekommen. Auf dem Weg in die Küche bemerkte ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel und mein Kopf schnellte in jene Richtung. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Welcher normale Mensch sollte bitte bei einer einsamen Hütte im Wald rumschleichen?

My best friend - the wolve Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt