Kapitel 13| Inselzweisamkeit

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Überarbeitet

Haben den 22. Juni 2022

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Sicht Sky:

Jetzt sind wir schon fünf Tage hier und bis jetzt hat sich noch nichts verändert. Okay, Jaidens Augenfarbe hat sich bis jetzt nicht verändert, aber er schon etwas. Ich mein, er macht jeden Tag uns was Leckeres zu Essen, und ich muss sagen, er kann echt verdammt gut kochen. Das hat ihm wohl seine Mum beigebracht. Aber zwischen uns hat sich nichts verändert, zum einen, weil ich noch mit mir ringe und zum anderen, weil er mir Zeit gibt. Ja, er hat sich dann doch etwas mehr verändert, als ich eigentlich zu geben will.

Ich weiß einfach immer noch nicht, ob ich was für ihn empfinde? Ich mein, seien wir mal ehrlich, er hat sich, als ich neu ins Rudel kam, wie ein absoluter Arsch verhalten. Und nun, seit er weiß, dass ich seine Auserwählte bin, ist damit dann alles vergessen? Ich kann das nicht so einfach verdrängen. Ich denke, wäre ich auch ein Werwolf, dann wäre ich genau wie er so liebeskrank. Ist das dann noch wirklich Liebe, wenn man seit seiner Geburt seelisch an jemanden gebunden ist? Da ich eben ein Mensch bin, kann ich immer noch die Grenze sehen und bin nicht von jetzt auf gleich Hals über Kopf in jemanden verschossen. Für mich ist das auf einer Seite keine Liebe und auf der anderen eben doch schon irgendwie. Ich weiß selber nicht, was ich gerade denken oder fühlen soll. Das ist alles so verdammt kompliziert.

Aber ja, seitdem wir hier sind, lässt Jaiden mich weitestgehend in Ruhe. Ich geh entweder am Strand spazieren oder setzte mich auf den Felsvorsprung, wo ich auch schon am ersten Abend drauf saß. Auch merke ich, dass er immer wieder mit seinem inneren Wolf redet und es scheint, dass die beiden eine tägliche Auseinandersetzung haben. Was genau bei den beiden los ist, weiß ich nicht, doch es muss wohl ziemlich ernst sein, wenn selbst Jasmine mir geschrieben hat, dass, wenn seine Augenfarbe sich verändert, er vor nichts und niemandem halt macht. Darunter zähle wohl auch ich seine Mate. Wenn das tatsächlich so ernst bei einem Alpha ist, wie kann ich mich da denn nicht gegen Jaiden entscheiden? Ich will einfach nicht dafür verantwortlich sein, dass die wegen mir ihren Alphanachkommen verlieren, nur weil ich zu stolz bin und meinen inneren Despot wegen der verbalen Attacken von ihm runterschlucke.

Und ja, ich weiß, ich habe ihm am ersten Tag bzw. Abend hier gesagt, dass ich ihm eine Chance gebe. Doch es ist einfach verdammt schwer, das Verletzende hinter sich zu lassen und einfach alles zu vergessen. Auch ringe ich mit mir und meinen Gefühlen. Denn wäre er nicht so aschig am Anfang zu mir gewesen, dann hätte es eine Möglichkeit gegeben, dass ich mich von alleine in ihn verliebt hätte, denn er ist einfach der Typ, auf den ich stehe und zum allen übel, weiß das Nixi. Auch glaube ich, dass es eben nicht nur alleine die Idee von unseren Eltern war, uns hier hin zu verfrachten. Ich denke, dass auch Nixi ihren Teil dazu beigetragen hat.

Gerade sitze ich wieder auf diesem Felsvorsprung und schaue aufs Meer hinaus. Das ist ein so befreiendes Gefühl, das ich einfach nur über meine und seine Situation hier nach denke. Klar hat es vielleicht auch etwas Gutes, wenn ich seine Seelengefährtin bin, doch nur deswegen, mich ihm einfach hinzugeben, wäre dann doch etwas übertrieben. Auch merke ich schon etwas von diesem Mateband. Denn ich ertappe mich dabei, ihn heimlich zu beobachten, wenn er gerade aus dem Meer kommt und nur seine Badeshorts anhat. Ja, sein Körper ist echt nicht von schlechten Eltern, doch nur auf das äußere Erscheinungsbild ihn hin zu akzeptieren, ist dann eben doch nicht meins. Ich bin dann doch eher der Mensch, der auch auf die inneren Werte setzt. Und seine haben mich anfangs nicht gemocht und ausgegrenzt. Man kann denn mal nichts nur einfach sein? Muss denn die Liebe und alles auch so verdammt kompliziert sein?

Also so komm ich echt nicht weiter. Ich sitze hier, grüble und nehme die Wellentöne auf, die sie machen, wenn sie auf den Strand zu preschen. Wie kann ich denn auf eine plausible Lösung kommen, wenn ich nichts weiter mache, außer hier zu sitzen und ich keine wirkliche Zeit mit ihm verbringe? Ich mein nur ihm aus dem Weg zu gehen, hilft keinem von uns beiden. Ich muss einfach, denke ich, den ersten Schritt machen. Auch weil ich ihm an seinem Geburtstag nur in seiner Wolfsgestalt gelassen habe, bis wir hier hin verfrachtet wurden. Und das hat mir doch schon gezeigt, dass er alles dafür tun wird, dass ich ihn mit anderen Augen sehe. Hmm, ich denke, ich sollte definitive den ersten Schritt machen und mit ihm etwas Zeit verbringen. Vielleicht erkenne ich andere Facetten an ihm. Ist doch möglich.

Ein Mensch unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt