Der Blick in den Spiegel machte es allerdings vielmehr schlimmer statt besser. Ich konnte fühlen wie ein großes Gefühl der Angst in mir hoch kam. Es war als muss man sich übergeben, aber man kann einfach nicht und die Übelkeit wird trotzdem stärker. Ich senkte den Blick ins Waschbecken und umklammerte dieses. Ich versuchte krampfhaft alles zu schlucken was sich gerade anbahnte, aber ich war machtlos. Ich merkte wie ich zu zittern begann und setzte mich auf den Boden. Nervös knetete ich auf meinen Händen herrum. Ganz ruhig. Ich muss runterkommen. Rezo ist da draußen. Wenn ich zu lange brauche wird er nachsehen wollen. Ich atmete schwer und trotzdem versuchte ich so leise wie möglich zu atmen. Ich konnte nicht verhindern, dass ich in Panik geriet. Ich fühlte mich als wäre alles vorbei. Zu meinem Schreck klopfte es an der Tür.
"Ju? Alles Gut?" Ich konnte es ihm nicht sagen. Es wäre mir unangenehm, vorallem da ich nicht erklären konnte woher diese Attacke jetzt kam. Ich wollte eigentlich antworten, aber ich war so mit Zurückhaltung beschäftigt, dass ich kein Wort herrauß bekam.
"Ju? Ich komme jetzt rein." Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht abgeschlossen hatte. Ich wollte mich schnell gegen die Tür drücken, aber Rezo war schneller als ich, der nichtmal richtig vom Boden aufkam.
Als er mich am Boden sah setzte er sich besorgt zu mir und sperrte instinktiv hinter sich ab. Sehr rücksichtsvoll von ihm.Rezo PoV.
Als ich die Badezimmertür öffnete bestätigte sich meine Vermutung. So fluchtartig wie Ju den Raum verließ musste irgendwas nicht stimmen. Er saß vor dem Waschbecken und war komplett zusammengekauert. Ich sperrte ab, um zusätzlichen Stress zu vermeiden und setzte mich zu ihm.
"Hey..." Er mied meinen Blick und er zuckte auch zurück als ich seine Schulter berührte.
"Es..geht schon. Tut mir leid. " Er rückte von mir weck und lehnte sich gegen die Dusche. Er hatte beide Hände zu Fäusten gepallt und ich konnte deutlich sehen wie er mit seinen Emotionen rang. Jeder geht anders damit um, aber das kann nicht richtig sein. Es war ihm vermutlich unangenehm genug, dass ich ihn so sah, aber dieser Sturkopf muss sich einfach helfen lassen.
"Unterdrücke es nicht. Du weißt genauso gut wie ich dass das nicht der richtige Weg ist."
"Ich...kann nicht..." Ich rückte zu ihm und nahm vosichtig seine verkrampften Hände.
"Du kannst." Auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich und löste langsam seine Anspannung. Er passte sich meinem Atem an und kam so langsam wieder runter. Nach 15 Minuten zog er seine Hände zurück und stand auf.
"Geht's wieder?"
"Ja, sorry... und danke." Er wusste nicht wirklich was er sagen sollte und seine Körpersprache sagte mir, dass er auch nichts sagen wird. Ich beschloss es für jetzt so zu belassen und die Situation zu entspannen.
"Holen wir dir ein Glas Wasser und dann helfen wir unten Passi."
Er lachte zaghaft und wir taten was ich vorschlug. Vermutlich werden wir heute nicht mehr darüber reden, aber irgendwann werden wir es tun müssen.
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Schmerzen der Vergangenheit ~ Wenn Wunden heilen
FanfictionNach dem ganzen Gefühlschaos mit Clara scheint Julien auf dem Weg der Besserung zu sein und sein Leben wieder zu Ordnen. Auch dem Thema Frauen nähert er sich an. Doch findet man Vertrauen, wenn es einmal zerbrochen ist? Kann man einfach normal weite...