Nachmittags Gedanken

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Die Sonnenstrahlen die durch die Bäume drängen teilten ihr Licht in hundert kleine Fäden, die wie Seide herunter hingen und versuchten den feucht kalten Boden zu erreichen. In ihnen wirbelte der Staub und wenn man genauer hinsah, könnte man die Farben des Regenbogens erkennen.

Die dunkelhaarige Frau griff gedankenverloren in einen Lichtstrahl und war fast etwas enttäuscht als dieser sie nichts als Leere fühlen ließ. Zu sehr hatte sie gehofft etwas zu spüren. Ein einziges Zeichen des Universums das sie hier richtig war.
Sie schloss die Augen und setzte weiter vorsichtig einen Fuß vor dem anderen. Die bunten Blätter unter ihren Füßen knirschen und trugen sie weiter durch die herbstliche Abendlandschaft.

Es war eine halbe Stunde her das sie frustriert von ihrem Schreibtisch aufgestanden war, um bei dieser lei Spaziergang einen klaren Gedanken fassen zu können. Zu sehr war sie heute immer damit beschäftigt sich ihr Verhalten und ihr ganzes Leben zu hinterfragen.
Sie war eigentlich sehr glücklich mit ihrem Leben. Sie war verheiratet, hatte zwei wundervolle Töchter und einen Beruf in dem sie aufgehen konnte. Noch viel mehr als das. Sie hatte einen Beruf den sie liebte. Bei dem sie sich für Menschen einsetzen und etwas bewirken konnte, letzteres hoffte sie zumindest. Sie hatte einen Beruf in dem sie leiten konnte, indem sie die ihrer Ansicht nach richtigen Werte teilen konnte. Manchmal vor dem Schlafen gehen, da stellte sie sich vor wie sie die Menschen in ihrem Land inspirieren könnte. Ein kleiner Teil von ihr wünschte sich das so sehr. Das es Menschen gab die sie in einer Hinsicht als Vorbild ansahen. Für die sie die Figur war die ihnen zeigte, dass alles möglich war, wenn man nur daran glauben würde.

Aber war es das ?

Zu viel Kritik und zu viel Rechtfertigung hatte sie die letzten Wochen begleitet. Dabei versuchte sie sich immer nur es allen Recht zu machen, für alle zu glänzen und vorallem das richtige zu tun.

Genau das war es was sie am heutigen Tage nicht arbeiten ließ. Was sie hinaus in den Wald trug. Dabei liebte sie doch ihren Beruf. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte sie sich noch nicht vorstellen zu der morgigen Konferenz zu fliegen und vor hunderten von Menschen eine ambitionierte Rede zu halten. Dabei ist doch genau das ihr Anspruch.

Noch einmal sah sie die Lichtstahlen an, die den Staub in der Luft kreisten. Sie würde nicht versuchen ihn erneut zu greifen. Zu groß war die Angst wieder nichts zu fühlen. Stattdessen bewegte sie sich Richtung Zuhause. Sie hatte 20 Minuten Gehzeit um sich zu sammeln und ihre Fassade wieder zu richten. Die Ängste und die Sorgen einzusperren und wieder die Frau zu sein, die alle kannten und die fast allen entsprach.

Zuhause angekommen empfing sie der Duft von gebratenen Kartoffeln und etwas Würze. Erleichtert darüber das ihr Mann gekocht hat schälte sie sich aus ihrem Mantel und hängte diesen an die ihr gegenüberliegende Garderobe.

Sie sah sich noch einen kurzen Moment im Spiegel an, ehe sie die Ecke umrundete und in der kleinen Küche stand. Ihr Mann Daniel stand an der Spüle und stapelte sauber frisch getrocknete Teller aufeinander.
„Hallo mein Schatz!" begrüßte er sie, kam schnellen Schrittes durch den Raum auf sie zu uns drückte ihr einen nur allzu bekannten kurzen Kuss auf die Lippen.
„Die Mädchen sind bereits im Bett, ich habe mich spontan zu einer Kissenschlacht im Wohnzimmer hinreißen lassen während du unterwegs warst. Diese war wohl etwas anstrengender als die beiden erwartet hatten" er zwinkerte seiner Frau zu, stellte die Teller in den Schrank und wendete sich dann wieder an sie. „Der Rest des Abendessens steht im Kühlschrank. Ich wollte dich nicht anrufen, ich hatte den Eindruck die Arbeit hat dich vorhin ganz schön geschafft. Ich hoffe der Spaziergang konnte dir helfen?" fragend zog er die Augenbraue hoch und als sie nickte und ein leises "Danke" hauchte verabschiedete er sich mit einen Kuss auf ihrer Stirn in das Schlafzimmer, weil er morgen früh aufstehen wollte.

Die Schlafzimmertür traf den Rahmen und sie stand alleine in der Küche. Ausgelaugt von den Gedanken die sie den ganzen Nachmittag plagten schlich sie zum Kühlschrank, doch öffnete ihn nicht. Stattdessen drehte sie sich um und ging die schmale Treppe hinauf zu den Zimmern ihrer Kinder. Leichte schob sie die Türen auf und schaute still lächelnd auf die schlafenden Mädchen.

Danach ging sie ins Wohnzimmer. Schenkte sich großzügig ein Glas Wein ein und machte es sich auf dem Sofa bequem. Den Fernseh könnte sie heute nicht ertragen, also nahm sie sich ihr Handy und scrollte gedankenverloren durch ihre Social Media Apps. Draußen hatte es zu regnen begonnen und eine zeitlang starrte sie einfach auf die Scheiben ihres Wohnzimmerfensters und fragte sich, wann sie begonnen hatte sich so von ihren Gedanken leiten zu lassen. Gibt sie dem negativen zu viel Raum? Schnell schütelte sie den Kopf um diese Gedanken nun entgültig los zu werden. Sie würde sich jetzt auf ihre Arbeit konzentrieren die sie so sehr liebte. Auf die Termine am morgigen Tag und dann würde dieser Nachmittag der negativen Gedanken schnell in die Vergangenheit rückten.

Sie löste ihren Blick von den Regentropfen an der Scheibe, ließ ihn durch den Raum bis auf ihr Handy wandern. Ihre Instagram Startseite war mittlerweile geöffnet und als ihr Blick darauf fiel, schlich sich ein stilles lächeln auf ihre Lippen. Für einen, für sie unerklärlichen Moment, schloss sie kurz ihre Augen.

„Annalena?" leicht erschrocken von der Stimme im Hintergrund drehte sie sich um. „Kommst du nun auch ins Bett ? Du musst doch morgen zu dieser Konferenz." Ihr Mann hob verschlafen einen Augenbraue. Sie nickte und stand vom Sofa aus. Betätigte den Lichtschalter und folgte ihm die Treppe hinauf.

Zurück blieb ihr noch immer leuchtendes Handy, was uns einen Beitrag der Kanadischen Außenministerin zeigte.


Da hätten wir es also nun. Das aller erste Kapitel! Ich muss mich hier erst nochmal zurecht finden. Hoffe trotzdem das es gefällt! Vielen lieben Dank an alle die es gelesen haben:)

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