Schmerz

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Schweigend saßen sie da und blickten sich gequält an. Niemand wagte es, nach er Aufnahme auch nur ein Wort zu sprechen. Alle schienen wie versteinert und man hätte eine Stecknadel herunterfallen hören können. Noch immer hallte ihnen Tonys Ausruf im Kopf. "Er wusste es. Er wusste es von Anfang an", sprach er. Jedem ging zu diesem Zeitpunkt der gleiche Gedanke durch den Kopf: Warum haben wir ihm nicht zugehört? Ernstgenommen? Doch niemand wollte es laut aussprechen.

Genervt fuhr sich Tony durch das Gesicht. "JARVIS, hacke dich in die Überwachungskameras der Stadt", sprach er auf einmal. Alle blickten verwirrt zu ihm, doch Tony ignorierte sie. "Ich möchte jede einzelne Aufnahme. Lass keine aus. Und ihr", er wendete sich an die anderen und blickte jeden eindringlich an, "geht jetzt schlafen." Er zeigte nach draußen, wo die Stadtlichter das Dunkel erhellten. Heute war Vollmond. Dieser schob sich Langsam in den Zenit. "Es ist schon sehr spät und morgen wird ein langer Tag." Rogers bedachte ihn nur mit einem skeptischen Blick. Seine Augen verengten sich schlagartig. "Tony, es wäre schön, wenn du uns in deine Pläne einweihst." "Ach Cap", meinte er daraufhin nur. "Wie denn bitteschön, wenn ich keinen besitze?"

Aufgebracht stand Rogers auf und funkelte ihn wütend an. "Aber irgendetwas musst du doch geplant haben. Wieso sonst würdest du die Stadt von deinem elektronischen Haustierchen überwachen lassen?"

Tony sah nur emotionslos zu ihm herauf. "Raus", flüsterte er leise und kaum hörbar. Niemand rührte sich, auch nicht Rogers. "Schwing Amerikas Arsch endlich aus diesem Raum und kühl dich draußen verdammt nochmal ab", schrie er nun, deutlich aufgebrachter. Dieser öffnete nur erstaunt seinen Mund.

Bucky stand auf und lief zu Rogers. "Komm Steve, lass gut sein. Reicht für heute." Er legte einen Arm um ihn und führte ihn aus dem Raum. Als sie an Tony vorbeiliefen, klopfte Bucky ihm zweimal freundschaftlich auf die Schulter. Daraufhin senkte dieser nur den Kopf. Bruce schüttelte nur den Kopf und Clint begutachtete seine Hände. Nach weiteren zehn Minuten des totalen Stillschweigens erhoben sich auch die anderen. "Wir gehen dann auch mal. Gute Nacht Tony", meinte Natasha freundlich. Tony bekam mit, wie ein Quantum Mitleid in ihrer Stimme schwang. Er könnte kotzen.

Sowas benötigte er nicht. Schon gar nicht von ihr. Als alle gegangen waren, richtete er sich aus seinem Rollstuhl auf und lief in die Küche. "Sir, ich denke, Sie sollten sich wieder in den Rollstuhl setzen. Es ist zu ihrer eigenen Sicherheit." Tony stöhnte auf und rollte mit den Augen, während er in einem gemütlichen Gang die Stufen zur Bar hoch lief. "JARVIS, du weißt wie ich, dass mein Medikament schon vor vier Tagen meine Nerven zusammengeflickt hat."

Hinter dem Rücken der anderen Avengers entwickelte er ein Serum, welches irreparable Nervenschäden in kürzester Zeit heilen konnte. Um seine Kollegen nicht zu irritieren, tat er noch immer und auch die nächste Woche so, als wäre das Laufen eine für ihn unüberwindbare Hürde. "Ja, Sir", meinte die KI nur. "Wie weit bist du mit dem Übertragen der Aufnahmen von heute?" "Der Vorgang ist zu fünfzig Prozent beendet." Tony nickte.

Die Dunkelheit hatte sich die letzten Stunden nicht geändert. Die letzten Tage? Wie lange war er schon hier? Es roch noch immer nach nasser Erde. Sein Anzug war zerschlissen. Nachdem der Mann wieder verschwunden war, hatte er versucht, seine Umgebung zu identifizieren. Doch es half ihm nicht viel, da die ihn umgebende Dunkelheit zähflüssigem Teer ähnelte. Nichts durchdrang diese erwürgende Masse. Wo war er nur, wo war Tony?

Wann würde er hier wieder herauskommen? Es half alles nichts, Peter fand auf all diese Fragen keine Antwort. Er hoffte nur, dass Tony ihn endlich retten würde. Aber wie, wenn selbst er nicht imstande war, wenigstens etwas zu erkennen. Eine einzelne Träne entkam seinem Auge, doch unbewusst dessen, dass dies nicht die einzige sein würde. Auf einmal ertönte etwas weit neben ihm. Schritte. Jemand kam auf ihn zu, von links.

Er zuckte zusammen und versuchte, dem Geräusch zu entkommen. Er hörte ein leises, sarkastisches Lachen. Die Schritte wurden lauter. "Na Püppchen, hast du mich schon vermisst?", sprach die dunkle Stimme von vorhin neben ihm. Peter bekam eine Gänsehaut und zuckte mehr. "Ich war nur kurz weg, etwas holen. Aber jetzt wird es Zeit, dass du deinen Zweck erfüllst. Mir ist schon ganz heiß."

Auf einmal spürte Peter, wie mehrere Hände an ihn griffen und seinen Anzug mitsamt der darunter liegenden Klamotten zerrissen. Er wusste, was ihm nun blühte, er wusste es von Anfang an. Er spürte, wie der kalte Wind über seine nun nackte Haut fuhr und er fröstelte. Mit böser Vorahnung kniff er die Augen zusammen. Schon hörte er es rauschen und ein stechender Schmerz durchzog ihn. Krampfhaft biss er sich auf die Lippen, um nicht laut loszuschreien.

Dann ertönte das Rauschen wieder und erneut prallte etwas auf seinen nackten Rücken. Ihm rollten die Tränen über das Gesicht. Wieder ein Schlag, Playfect peitschte ihn aus. Wieder ein Schlag und wieder ein Schlag und wieder ein Schlag. Peter schrie nun qualvoll auf. Mit jedem Schlag spürte er, wie seine Haut mehr und mehr brannte und das Blut floss. Neben seinen Schreien hörte er nur das verächtliche Lachen seiner Peiniger.

"Mr. Stark, wo sind Sie nur?", flüsterte er weinerlich in einer kurzen Pause der Erholung. Daraufhin bekam er nur eine Backpeife. "Dein Daddy hört dich nicht. Außerdem gehörst du mir, Püppchen." Ohne Vorwarnung drang Playfect in ihn ein und Peter schloss seine Augen. All das war nur der Anfang und doch wünschte er sich schon jetzt den Tod herbei.


Author's Note:

Morgen oder übermorgen erscheinen zwei weitere Kapitel. Ich weiß es nicht. Ich bin derzeit etwas krank, vermutlich Corona oder so. Zumindest hatte ich Fieber und krassen Schüttelfrost. Bitte seid mir nicht böse, falls es etwas länger immer dauert ...


Starker - You belong to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt