Streit mit Folgen

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Gemeinsam mit dem Rest der Avengers saß er an einem Tisch und hörte sich die Ansprache des Captains an. So gut wie alle verfolgten mehr oder weniger interessiert den eigentlich wichtigen Worten aus Rogers' Mund. "Unser Gegner ist stark. Wir hatten große Verluste zu verzeichnen, als wir vor ein paar Tagen gegen ihn kämpften. Es ist wichtig, dass wir wissen, wie wir vorgehen. Ohne einen Plan, werden wir wie letztes Mal enden." Eine Person interessierte sich jedoch gar nicht für den Vortrag.

Amüsiert blickte Peter zu Tony, welcher seine Rollstuhllehne nach hinten geklappt hatte und jetzt mehr darin lag, als dass er saß. Dabei hielt er sich die Hand an den Kopf und hatte die Augen geschlossen. So lustig der Anblick für ihn auch war, so unschön war leider auch der Hintergrund.

Durch seine kurzzeitige "Behinderung" fühlte er sich vom Team ausgeschlossen. Er durfte nicht einmal mehr in seine Werkstatt, um sich während der Missionen abzulenken. Dass Rogers Peter aufgrund der Rettung von Clint nun als Avengers-Mitglied anerkannte, verbesserte die Stimmung nicht wirklich. Natürlich freute Tony sich ehrlich für Peter. Er lud ihn gestern zur Feier zu einem Serienmarathon ein, welchen er nicht abschlagen konnte. Gemeinsam hatten sie die Hälfte der gesamten StarWars-Saga durchgesuchtet und waren demnach heute morgen nicht besonders bester Verfassung.

Als Tony bemerkte, dass er beobachtet wurde, öffnete er die Augen und blickte zu Peter. Kurz starrten sie sich an. Peters Blick war verständnisvoll. Auf einmal zwinkerte Tony und lächelte. Danach hob er die Augenbrauen und rollte spielerisch mit den Augen, was Peter laut auflachen ließ. Alle schauten zu ihm und musterten ihn.

Genervt stöhnte Rogers auf und blickte wütend auf die beiden Spaßvögel. "Schön, wenn ihr euch in der Nacht so amüsiert habt, Tony. Aber ich bitte dich, lenk den Jungen nicht ab und verschiebt eure gedanklichen Konversationen auf später. Und du, Spiderboy, müsstest wissen, wie ernst die Sache ist. Oder hast du den Vorfall schon vergessen?" Erschrocken blickte der Junge zu Rogers. Dann wendete er sich schuldbewusst dem Boden zu. "Nein, entschuldigen Sie, Mr. Rogers."

Doch dann fuhr Tony dazwischen und funkelte den Captain böse an. "Sag mal, bist du noch ganz bei dir?" Rogers blickte überrascht zum Milliardär. "Mich kannst du ja anschreien", fuhr dieser fort. "Doch Pete ist noch ein Junge. Ihn kannst du nicht so anfahren." "Tony", fuhr Rogers betont ruhig in sein Wort. "Du weißt, wie wichtig das Ganze ist. Wenn wir nicht alle wissen, was jeder einzelne zu beachten hat, wird das gefährlich. Zudem ist, wenn wir seiner Aussage Aufmerksamkeit schenken, Spiderboy eventuell das nächste Opfer. Willst du das?"

Tony schnappte empört nach Luft. Mit dieser rhetorischen Frage hatte niemand gerechnet. Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, funkte ihm Natasha dazwischen. "Ihr beiden Kleinkinder seit sowas von unverantwortlich. Wie könnt ihr euch in Anwesenheit von ihm die Mäuler zerreißen?" Besorgt guckte sie zu dem geknickten Jungen und fuhr fort. "Wenn ihr schon eine Debatte führt, bezieht wenigstens seine Meinung ein. Vielleicht kann man Kompromisse machen." Rogers rollte genervt mit den Augen und seufzte auf.

"Na gut", kam es widerwillig von ihm. "Spiderboy, was ist deine Meinung zum ganzen?" Rogers' Stimme war ihm gegenüber warnend und vorwurfsvoll. Doch Peter war schon aufgestanden. Mit schnellen Schritten verließ er den Raum. Bevor er die Tür schloss, hörte er noch ein "Das war wohl sehr eindeutig" von Tony, dann klickte sie auch schon im Schloss ein.

Tränen lösten sich aus seinen rehbraunen Augen und ließen seine Sicht verschwimmen. Er rannte durch die Gänge. Einfach nur weg von hier. Peter verschwand in einem Raum, welcher ziemlich verlassen wirkte und rutschte an der Wand hinab. "JARVIS, bi-bitte verrate mich nicht. I-ich will a-allein sein", schluchzte er mit zittriger Stimme. "In Ordnung, Mr. Parker. Aber wenn ein Notfall vorliegt muss ich Mr. Stark benachrichtigen." Peter vertraute auf die KI. Die KI war vertraulich und würde gehorchen.

"Mr. Parker, möchten Sie erzählen, was Sie bewegt? Ich höre Ihnen zu." Peter lächelte. Tony entwickelte die KI wirklich sehr menschlich. Er wischte sich mit dem Ärmel über sein Gesicht, doch zugleich rollte eine neue Welle der Tränen über ihn und ließ ihn herzzerreißend aufschluchzen. "Ach verdammt. Das ist alles so kompliziert. Immer verursache ich Streit. Wegen mir verlieren die Avengers die Harmonie untereinander. Dabei möchte ich das nicht. Ich möchte nicht der Grund sein, weswegen sie sich zerstreiten. Der Captain und Mr. Stark verstanden sich gut, bevor ich auf der Bildfläche auftauchte. Seitdem ich mitwirke, gibt es nur noch Zwietracht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe niemanden, den ich vielleicht um Hilfe fragen könnte. In der Schule werde ich gemobbt und Tante May wurde umgebracht."

Beim letzten Satz sank Peter zu Boden und legte sich auf das Kühl des Parketts. Sein Schluchzen wurde stärker. "Das Superheldensein half mir, mein Leben zu bewältigen. Doch jetzt? Natürlich könnte ich noch immer Spiderman sein, aber mir vergeht die Lust, wenn ich mehr Schaden als Nutzen bringe. Ich möchte nicht mehr." Er atmete tief aus. "Es tut mir wirklich so leid, aber ich kann nicht mehr." Mit einem Knopfdruck umschloss ihn die Nanotechnologie seines Anzugs und er öffnete das Fenster.

Die kühle Luft strömte ihm entgegen. Mit einem Sprung verließ er das Gebäude. Eine dunkle Gestalt beobachtete ihn dabei und folgte ihm unauffällig. Peter bemerkte nicht, dass er sich in größter Gefahr befand.

Zeitgleich übermittelte JARVIS die willentlich aufgenommene Audio von Peters Aussprache an den Boss, welcher nur seine Augen weitete. Mit der Stimme Peters im Ohr blickte Tony geschockt drein. Er nahm sein Umfeld gar nicht wahr, als die Avengers ihn ansprachen. "JARVIS, stell auf laut und wiederhole die Audio." "Sehr wohl", antwortete die KI und im Moment darauf ertönte die jugendliche und weinerliche Stimme der freundlichen Spinne durch den Raum. Jeder der Anwesenden erstarrte und Tony senkte ergeben sein Haupt.

Rogers fand seine Stimme zuerst wieder. "Ich habe einen Fehler gemacht." Schuldbewusst blickte er aus dem Fenster. "Vielleicht", erwiderte Natasha. "Aber das bringt uns nicht weiter. Wir müssen ihn schnellstmöglich finden. Wer weiß, was er vor hat." "Ich komme mit", kam es leise von Tony. "Ich möchte nicht, dass ihm etwas passiert." Doch Rogers schüttelte nur den Kopf. "Nicht in deinem Zustand."

Während sie sich beinahe wieder eine Auseinandersetzung lieferten, schwang sich Spiderman durch die Gassen von Queens. Er hatte das Alleinsein jetzt sehr gebraucht. Hoffentlich würde sich alles zwischen dem Team klären, wenn er nicht mehr anwesend wäre. Sein Herz schmerzte sehr, wenn er daran dachte, wie sehr er sich auf die Aufnahme bei den Avengers gefreut hatte.

Dass es nur von so kurzer Dauer sein würde, hätte er nicht gedacht. Jedoch war es nicht anders zu erwarten. Warum sollte auch ein unbeliebter Junge in einem weltweit bekannten Team einen Platz bekommen? Er zerstörte alles, selbst Freundschaften. Hoffentlich vertrugen sich Tony und Rogers wieder. Vom Nachdenken bekam er schon Kopfschmerzen. Gequäkt griff er sich an den Kopf. Er musste sich unbedingt ausruhen.

Auf einmal stellten sich seine Haare auf. Jemand verfolgte ihn. Schnell drehte Peter sich um, doch sah niemanden. Merkwürdig, sein Spinnensinn täuschte ihn nie. Auf einmal fesselte ihn jemand von hinten und er schrie auf. Er versuchte sich zu wehren, doch erfolglos. Die Fesseln waren in rasanter Geschwindigkeit angebracht worden und Peter hatte keine Chance gegen diese. Sie schienen aus Metall zu sein.

Ängstlich blickte er in das Gesicht seines Angreifers, welches mit einer Maske bedeckt war. Langsam und gefährlich schritt dieser auf Peter zu. Hastig überlegte er hin und her. Dann schrie er. Doch in dieser verlassenen Gegend hörte ihn niemand. "Mr. Stark, bitte helfen Sie mir. Bitte retten Sie mich", wimmerte er verzweifelt. "Oh, vermisst du deinen Daddy?", kam es höhnisch mit verzerrter Stimme vom Angreifer. Er holte eine Pistole heraus und Peter schloss aus Todesangst die Augen.

"Er wird dich nicht finden", lachte er gefährlich, dann ertönte der Schuss.


Starker - You belong to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt