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Kapitel 2
Vergangenheit


3 Jahre zuvor

Die schwere Stahltür fiel gut vernehmlich ins Schloss, sperrte damit die Welt, das Schreien der Fans und jegliche anderen Geräusche aus. Schwer atmend lehnte ich mich gegen sie, spürte immer noch das Adrenalin durch meine Adern rauschen, das wohlbekannte Zittern, das mich bei jedem Konzert ergriff und mich in Hochstimmung versetzte. Wir hatten die Bühne gerockt. Ich bekam das Grinsen, das sich seit einer geraumen Weile auf meinen Lippen hielt, kaum in den Griff. Es war geil gewesen, einfach toll. Und einmal mehr wusste ich, dass ich das immer und immer wieder in dieser Form erleben wollte.
Und überhaupt... Was konnte es besseres geben, als all diese begeisterten Gesichter zu sehen, sich feiern zu lassen und dabei die aufregendste Zeit mit den Menschen, mit denen ich beinahe mein gesamtes Leben teilte, zu erleben? Nichts.
„Uruha, kommst du?"
Kais zerzauster Kopf erschien im Durchgang zwei Türen weiter und grinste mich breit an.
„Ja, ich komme gleich."
Schon war er wieder verschwunden, im Hintergrund hörte ich Reita lachen.
Tief einatmend löste ich mich langsam von dem kühlen Metall in meinem Rücken. Meine Beine fühlten sich seltsam wackelig an, während ich auf unseren Vorbereitungsraum zusteuerte.
Wir mussten nachher unbedingt zusammen etwas trinken gehen, das hatten wir uns nach dem Abend verdient. Irgendwie würde ich die anderen schon davon überzeugen.
Fürs Hotelzimmer war ich im Moment zu aufgekratzt, ich wollte die noch junge Nacht genießen und das nicht alleine. Im Zweifelsfall war ich auch mit der Bar im Hotel zufrieden, die hatte eine wunderbar umfangreiche Getränkekarte. Dann wäre der Weg auch nicht so weit. Und wir –
„Warte."
Warme Finger schlossen sich urplötzlich um mein Handgelenk und ehe ich mich versah, wurde ich durch eine unscheinbare Tür gezogen, die direkt hinter mir mit einem gedämpften Knall ins Schloss fiel. Nur ein schwacher Lichtschein drang durch das Fenster herein und tauchte den Raum in gedämpftes Licht.
Was –?
Überrumpelt spürte ich, wie ich gegen die Wand gedrückt wurde, der grobe Putz kratzte rau über die bloße Haut meiner Schultern. Ein warmer, mir allzu vertrauter Körper drängte sich gegen meinen und nahm mir jegliche Möglichkeit zur Flucht.
Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung, in meinem Bauch kribbelte es, als weiche Lippen meine verschlossen und mir den Atem raubten. Das Zittern in meinem Innern, das gerade erst ein wenig abgeklungen war, verstärkte sich augenblicklich erneut. Gierig zog ich ihn noch enger an mich heran. Vorwitzige Hände zerrten an meinem Oberteil, suchten ungeduldig einen Weg darunter. Ich konnte ein lautes Keuchen nicht unterdrücken, als sie auf meiner nackten Haut auf Wanderschaft gingen und dabei eine aufregend prickelnde Spur mit sich zogen.
Oh...
Dieser verführerische Mund wusste genau, wie er mich systematisch um den Verstand bringen konnte. Hatte ich vorhin behauptet, dass ich mich etwas wackelig auf den Beinen fühlte, nun bestanden sie definitiv aus Wackelpudding. Sehnsüchtig klammerte ich mich an den anderen Körper, bahnte mir ebenfalls einen Weg unter die leicht feuchte Kleidung. Es machte mich an und ließ alle überflüssigen Gedanken in meinem Kopf verstummen. Ich wollte ihn spüren. Seine Haut, die Wärme, seine Nähe. Alles.

Schließlich mussten wir uns voneinander lösen. Schwer atmend standen wir da, die Lust deutlich ins Gesicht geschrieben. Einige Strähnen seines dunklen Haares klebten ihm in der Stirn und ich gab dem Impuls nach und strich sie zur Seite. Sein typisches Lächeln zierten die vollen Lippen, ehe sie meinen Mund ein weiteres Mal für sich eroberten.
Wenn er so weitermachte, würde das mit dem Trinkengehen definitiv ausfallen. Nicht, dass ich etwas dagegen hatte. Er schaffte es immer, mich völlig aus dem Konzept zu bringen und ich genoss es. Mehr als das.
Doch plötzlich verschwand er und mit ihm alle Berührungen.
Irritiert blinzelnd öffnete ich die Augen, brauchte einige Sekunden, um mich zu erholen.
Wieso –?
Fragend hauchte ich seinen Namen, mehr bekam ich gerade nicht zustande. Er stand wenige Schritte von mir entfernt und betrachtete mich mit einem Blick, der mir einen Schauer über den Rücken jagte und mein Herz höher schlagen ließ.
Gleich darauf war seinen Lippen wieder auf meinen. Er konnte ebenso wenig genug von mir bekommen, wie ich von ihm.
„In einer Stunde", raunte er zwischen den Küssen, ehe er sich vollends von mir löste und einen Schritt zurücktrat. „Mein Zimmer. Lass mich nicht warten."
Dann ging er. Die Tür fiel mit einem Klicken zu und ließ mich allein und aufgewühlt zurück.

AoiWhere stories live. Discover now