Kapitel 2

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Namjoon

Gebannt starrten die fünf anderen und ich auf mein Smartphone. Wir alle hatten versucht Jimin noch Zeit zu verschaffen, doch das Management und auch Bang PD hatten jetzt scheinbar ihre Geduld verloren. Es ist nicht so, dass ich ihre Seite nicht auch verstehen konnte, aber sie wussten nun mal nicht, was wir wussten. Nachdem Jimin verschwunden war, ist für uns alle eine Welt zusammen gebrochen. Es fühlte sich auch wie Verrat an. Er hatte niemanden etwas gesagt, war einfach verschwunden, fast so, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Es war ein Schock, wir alle waren wie vor den Kopf gestoßen, waren ratlos. Nicht einmal einen Brief hatte er uns hinterlassen. Wir wissen bis heute nicht mal, wo er sich aufhält...

Nach einigen Wochen, in denen er unsere Nachrichten zwar gelesen, aber unbeantwortet gelassen hatte und wir alle die Hoffnung schon aufgegeben hatten, hatte Jimin jedoch einen Schritt auf uns zugemacht. Er hatte jedem von uns eine Nachricht geschickt, auch wenn diese nur einmalig geschrieben, kopiert und eingefügt worden war, ist uns allen wie ich denke ein Stein vom Herzen gefallen und wir hatten uns schuldig gefühlt. Wir hätten auch von uns aus auf ihn zu gehen können, jeder vielleicht einzeln und fragen können, was mit ihm los ist, stattdessen haben wir irgendwann unseren Frust an ihm ausgelassen. Die einen mehr, die anderen weniger.

Länger hätte ich als Leader mir das nicht angucken können und hätte so oder so mit Jimin ins Gespräch gehen müssen, jedoch sollte es dazu nie kommen. Das Jimin der ganze Druck von intern sowie extern einfach zu viel wurde, gepaart mit seinem eigenen Perfektionismus, den er in dieser Zeit nicht erreichen konnte waren wohl einfach zu viel. Jedoch wussten wir alle, auch wenn es niemand je ausgesprochen hatte, dass dieser Grund nicht alles war. Natürlich hatten wir versucht etwas aus Taehyung heraus zu bekommen, dieser hatte aber geschwiegen wie ein Grab und hatte sich vehement geweigert, auch nur irgendetwas zu verraten.

Das er alles wusste, was in Jimin vorgegangen war, jeden einzelnen Grund, der dazu geführt hatte, dass es ihm so schlecht ging, dass er nicht mal mehr mit uns ins Gespräch gegangen war und uns verlassen hatte, wussten wir. Aber er war ein loyaler Freund und irgendwie verstanden wir seine Position auch. Am meisten hatte es wohl Jin getroffen, denn seine Worte waren am Abend bevor wir entdeckten, dass Jimin verschwunden war, wohl die, die ihn am meisten verletzt hatten. Zumindest so unsere Vermutung.

Jin hatte tagelang geweint, Jungkook hatte sich in seine Videospiele vergraben, denn auch er schien sich schuldig zu fühlen, wegen etwas, was auch er bisher nicht preisgegeben hatte. Hobi hatte sein Sonnenscheinlächeln verloren und Yoongi hatte sich tagelang in seinem Zimmer verschanzt. Taehyung hatte obwohl er im Bilde war im wahrsten Sinne des Wortes nur in der Gegend herum gesessen und Löcher in die Luft geguckt, während ich mich mit unserem Manager herum geschlagen habe. Ich habe versucht ihn davon abzuhalten, einen Suchtrupp los zu schicken, mit Erfolg. Erfreut war er allerdings nicht.

Auf einmal kam Bewegung in unsere Gruppe. Unser Maknae, Jungkook fing an herum zu zappeln, ehe er auf das Display meines Smartphones zeigte und ein wenig zu laut „DA! Jimin hat deine Nachricht gelesen!" rief. Hoseok zuckte zusammen, er war halt schreckhaft und Jin bekam machte große Augen. Yoongi und selbst Taehyung zeigten mehr Interesse als gewöhnlich.

Doch mehr als das Jimin die Nachricht gelesen hatte, passierte nicht. Ich seufzte auf. „Was haben wir denn erwartet? Das er einen Freudensprung macht und uns sofort zurück schreibt, dass er wieder kommt?" fragte ich, mich innerlich über mich selber ärgernd, das sich meine Hoffnung in eine Erwartungshaltung verwandelt hatte. Die dunkle Stimme von Taehyung erklang „Gebt ihm einen Moment, er wird sicher in ein paar Minuten antworten. Wenn wir ehrlich sind, mehr als nein kann er nicht sagen..." So trocken seine Worte vielleicht wirken mochten, er hatte recht. Mehr als nein sagen, dass er nicht zurück kommen würde, konnte er nicht.

Bad DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt