München, Redaktion der SZ. Himmer, Kusche & Kurt Kister. Samstag, 21.09.2013

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Susanne Himmer stand vollkommen überrascht vor dem Postfach, dass für Kurt Kister gedacht war. Eigentlich müsste die Post bereits auf seinem Schreibtisch liegen, doch Susanne war heute etwas spät dran. Der Bus war unpünktlich gewesen und deswegen war sie erst jetzt an ihrem Arbeitsplatz erschienen.

Hätte sie gewusst, was der Tag noch bringen mochte, wäre sie vermutlich im Bett geblieben.

In ihren - vor Aufregung zitternden Händen - hielt sie einen Brief. Einen Brief auf dem ein Stern, zwei gekreuzte Waffen und in rotten Lettern ‚R.A.F.' stand. Der Brief war nicht schwer, ordentlich zu geklebt und völlig sauber. Als wäre er nicht mal in einer Poststelle gewesen, sondern direkt in das Fach gelegt worden.

Dieser Gedanke machte Susanne Angst, weswegen sie zum Telefon griff. „Herr Kusche, hier ist Susanne Himmer aus der Poststelle. Ich würde Sie bitten, bei mir vorbei zu kommen, ich habe einen besorgniserregenden Brief für den Herrn Kister erhalten. - Ja, er ist an ihn adressiert. - Absender? Hier steht ‚R.A.F.'. - Ja, bitte."

Der Sicherheitsmann Ferdinand Kusche, gebürtiger Berlin, der nie seinen Dialekt verloren hatte, obwohl er breites zwanzig Jahre in München wohnte, schlurfte wenige Minuten später in die Poststelle und sah Susanne an. „Na, Frau Himmer, wat is'n wieder los?"

Susanne hätte ihn am liebsten angeschriene, sie wiederholte sich ungern. „Wie bereits gesagt, der Brief. Hier ist er, Herr Kusche." Sie reichte ihm den Brief und auch er schien kurz fassungslos.

„Dat hab' ick ja set Bejinn der neunzijer nich' mehr jesehn", Ferdinand nahm den Brief an einer Ecke vorsichtig aus Susannes Händen und betrachtete ihn von beiden Seiten. „Ick wert nich' ma!"

Susanne trat hinter ihm unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Was machen wir denn jetzt?"

Wie auf ein Stichwort ertönte die kräftige Stimme von Kurt Kister durch den Gang. „Frau Himmer, meine Post? Wieso brauchen Sie denn solange?" Er kam schnellen Schrittes und mit einer leichten Furche zwischen den Augenbrauen in den großen Raum und sah erst Susanne, dann Ferdinand an.

„Entschuldigen Sie, Herr Kister. Jedoch gut, dass Sie da sind, Sie haben einen Brief bekommen."

Kister nahm den Brief und riss die Augen weit auf, als er das Logo der R.A.F. sah. „Ist der echt? Schon aufgemacht?"

Ferdinand schüttelte den Kopf. „Nich' das ick wüsst'. Viellecht jeht's um den AfD-Typen."

Kister öffnete und entfaltete das - in dem Brief liegende - Blatt. Er überflog ihn. Dann noch einmal. Und noch einmal. Dann rief er: „Ich will sofort sämtliche Redakteure im großen Konferenzsaal haben. Wir müssen die Titelseite ändern. Und ich will einen Polizeibeamten der mit dem Fall Gauland zutun hat, am Telefon. Sofort!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 04, 2022 ⏰

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