The Pirate Queen ~ Red Devil

I

Schwere Schritte hallten im dunklen Gang wieder, waren das einzig Geräusch in dem stillen Gefängnis. Die Schmerzensschreie waren schon lange verklungen. "Dein Essen." Ich sah hoch und blickte in die Augen einer der Wärter. Er war neu, das war nicht schwer zu erkennen. Frische, saubere Kleidung und unter seiner Kappe versteckte er seine Nervosität.

"Als ob jemand diesen Fraß freiwillig essen würde." Meine Stimme war rauer geworden, in den letzten Jahren und trug mehr Hass in sich. 

Der Wärter zuckte zusammen. Hatten sie ihn nicht vor der gefährlichen Piratin gewarnt? "Hau ab, ich will das Essen nicht."

"Achte nicht auf sie. Ich nehme gerne ihre Portion.", rief mein Zellennachbar gegenüber dem Wärter zu. "Schließlich habe ich heute allen Grund zum Feiern. Nach drei Jahren endlich aus diesem miefenden Loch raus!"

Der Wärter machte große Augen. "Guck doch nicht so, richte das ruhig deinen Vorgesetzten aus! Nicht wahr, Kate?"

Ich knurrte. "Asher, sollte ich jemals wieder an eine Waffe kommen, du wirst der Erste, den ich damit umbringen werde." Asher lachte und lehnte sich an das Gitter seiner Zelle.

"Wie auch immer, heute werde ich endlich befreit. Um Punkt Zwölf bin ich hier raus." Der Wärter schauerte und verließ das Verlies wieder, ohne seine Aufgabe zu erfüllen. 

Asher setzte ein trauriges Gesicht auf. "Nichts zu Essen? Tja, auch gut, ich bekomme bald was besseres als diesen Fraß."

"Sieht dir ähnlich. Wenn du frei bist, ist das Erste was du anstellst fressen.", kommentierte ich das Gerede Ashers.

"Und wie sieht es mit dir aus? Was würdest du als Erstes machen?" Für einen Moment gab ich mich der Vorstellung hin. "Ich würde mich rächen. An der Marine, an der Verräterin, wegen der ich hier gerade sitze."

Asher lachte. Er fand es urkomisch, dass ich von einer meiner engsten Vertrauten verraten wurde. "Das kommt davon, sich irgendwelche Fremden anzulachen!", hatte er gesagt, als er davon erfahren hatte.

"Zu schade, dass hier Magie nicht benutzbar ist. Ich bin sicher, du würdest liebend gerne die Marine von hier unten grillen. Ein Feuer im eigenen Keller, dass sie nicht löschen könnten. Außer eben mit diesem Gestein." Asher sah sich angeekelt in der Zelle um. 

Ja, der gesamte Kerker war aus dem selben Stein gebaut. Sah aus wie schwarzer Onyx aber so fest wie Diamant. Und saugte jegliche Magie auf. Jedes Marinequartier, dass etwas auf sich hielt benutzte dieses Material. Tyvil.

Ohne das könnten sie doch weder mich noch Asher festhalten. Ich warf einen Seitenblick zu meinem Zellenachbar. Früher hatte er in seine schwarzen Haare braune Strähnen gefärbt, aber die Farbe war schon lange nicht mehr zu sehen. Seine Haare und sein Bart waren gewachsen, aber nicht das meine unbändige Frisur besser aussähe.

"Bald müsste es soweit sein." Wie auf Kommando riss ein Soldat die Tür auf und ging geradwegs zu Ashers Zelle. Dieser war bereits zu den Zellenstäben getreten. "Hab' mich etwas verspätet."

Der Soldat holte einen Schlüsselbund hervor und schloss Ashers Kabine auf. "Soll ich sie auch rauslassen?" Er deutete auf mich.

"Wieso nicht. Die Piratenkönigin kann uns sicher helfen." Als Ashers Verbündeter mit dem Schloss klapperte, rutschte ich von der Pritsche und verließ ebenfalls meine Zelle.

"Du siehst scheiße aus.", kommentierte Asher, was ich mit einem genervten Schnalzen quittierte. "Sieh dich mal an."

Unser Befreier lehnte sich an die Wand und suchte aus seinem Seemannsbeutel Kleidung heraus, die er mir und Asher reichte. Misstrauisch faltete ich die Marine-Uniform auseinander. "Wolltest du mich von Anfang an hier raus holen?", fragte ich. "Sonst hätte ich doch wohl nicht zwei Uniformen bringen lassen. Was soll ich denn ohne dich machen?"

Ich gab mich mit seiner Antwort zufrieden und begann mich schamlos vor Asher und seinem Komplizen umzuziehen. Der andere drehte seinen roten Kopf zur Seite, während Asher mich fassungslos ansah. "Umdrehen.", befahl ich ihm.

"Das fällt dir ja früh auf.", zeterte er, wand sich aber auch um.

Sobald ich die komplette Uniform trug, besah ich mich ihr argwöhnisch. Sie war etwas zu groß, was bei den langen Ärmeln aber kaum einen Unterschied mehr machte. Nur meine Haare waren etwas zu auffällig, weshalb ich einen Fetzen Stoff meiner alten Kleidung abriss und meine Haare schnell hochsteckte.

Ich ließ noch einmal meine Schultern kreisen, ehe ich mich wieder Asher und dem anderen Mann zuwandte. "Seid ihr soweit?" Asher verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. "Bist du soweit? Nach vier Jahren wieder an die frische Luft ist sicher ein Ereignis."