The Pirate Queen ~ Red Devil

II

Wenig später durchquerten wir den Korridor, der geradewegs ins Freie führte. Würde ich nicht noch immer das Tyvil spüren, hätte ich schon lange das ganze Gefängnis in einem Inferno untergehen lassen.

Die Kraft des Gesteins erreichte bei fast jedem Magie-Nutzer das gleiche Gefühl. Als würde einem langsam die Haut vom Körper gezogen. Aber inzwischen hatte ich mich an den stetigen Einfluss von Tyvil gewöhnt und es war lange nicht mehr so schlimm wie vor vier Jahren.

"He, ihr da! Wo wollt ihr hin?" Beinahe hätte ich aus Reflex hinter mich geschlagen, konnte mich aber noch mal beherrschen. Es war ein Offizier der unteren Ränge, der mir den Schrecken eingejagt hatte und uns argwöhnisch musterte.

Als ich erkannte, dass Ashers Komplize sich fieberhaft eine Ausrede überlegte -was war das für ein Plan, wenn für diesen Fall keine Ausrede existierte?- schaltete ich schneller. Asher griff noch nach meinem Arm, aber er war zu spät.

Ich rammte meinen Ellbogen in den Bauch des Mannes, zog ihm in der Umdrehung die Pistole aus der Tasche, gab ihm noch einen Tritt bis er auf dem Boden lag, zielte auf seinen Kopf und drückte ab.

Angewidert wischte ich mir mit dem Finger einen Blutstropfen vom Gesicht. "Wir sollten uns beeilen. Es gibt hier sicher niemanden, der das nicht gehört hat." Asher stöhnte und schlug sich auf die Stirn. "Du machst alles immer so kompliziert, Kate, hat dir das mal jemand gesagt?"

Ich grinste schief. "Oft, danke." Der Andere winkte uns näher. "Draußen könnt ihr euch streiten, so lange ihr wollt. Aber jetzt ist das der falsche Zeitpunkt." Ich ging wieder zur Leiche des Offiziers und nahm seine Waffen. "Ja ja, schon klar.", meinte ich seelenruhig, während ich die Waffen inspizierte. Ein stumpfer Dolch, ein leichter Degen und, zusammen mit der anderen, zwei Pistolen. Besser als nichts.

Während ich begann, die Waffen an meinen Gürtel zu schnallen, wandte ich mich an Asher: "Wärst du etwas höflicher, hättest du mir unseren edlen Retter vorgestellt." Asher grinste. "Oh wie Recht ihr habt, ehrwürdige Prinzessin. Nicht dass ihr unseren Retter für einen gemeinen Räuber haltet. Das ist J. Er will nicht anders genannt werden. Also einfach J."

Auch ich grinste schief. "Danke für die Vorstellung." Ich lief an ihm vorbei, nebenbei nestelte ich noch immer an dem Gürtel herum. "Aber nenn mich nie wieder Prinzessin. In allen Geschichte gehöre ich zu den Bösen."

Asher wirkte etwas nachdenklich, -als ob er überhaupt nachdenken konnte- folgte mir aber dann doch. J wartete bereits auf uns, ziemlich ungeduldig. "Wenn ihr noch langsamer macht, kommen wir hier gar nicht mehr raus."

Ich kugelte meine Schultern und grinste. "Gut so. Kämpfen ist doch die beste Medizin gegen vier Jahre Gefangenschaft."

J rollte mit den Augen. Er schien mich -spätestens nach der Aktion mit dem Offizier- nicht besonders zu mögen. "Das ist mein Ernst. Und ich wette, Asher geht es genauso, oder, schwarzer Falke?"

Dieser schien dem Gedanken auch nicht ganz abgeneigt zu sein, zuckte aber mit den Schultern. "Erstmal müssen wir hier raus."

Wir liefen noch ein kurzes Stück, in welchem wir, verdächtigerweise, keine Wachen trafen. Wir konnten völlig ungestört aus dem Gebäude laufen. Langsam, mit zunehmendem Lärm, wurde mir aber auch klar, dass Ashers Leute wohl ein Ablenkungsmanöver gestartet haben müssen, was erklärte, wieso niemand auf den Schuss vorhin geachtet hatte.

Kaum standen wir im Freien, veränderte sich die Atmosphäre schlagartig. Das drückende Gefühl des Tyvils war verschwunden und ich spürte alles so detailliert wie noch nie. Der Wind, der mir um die Arme strich, die warme Sonne auf meiner Haut.

Probeweise versuchte ich, meine Magie anzuwenden. Es funktionierte! Zufrieden sah ich, wie die roten Flammen an meinen Armen züngelten. Das währenddessen meine Ärmel verkohlten, ignorierte ich.

Feuermagie war keine seltene Begabung, aber in meinem Leben hatte ich bisher kaum einen anderen Anwender getroffen. Auf offener See war diese Magie eher Fluch als Segen, schließlich schwächte Wasser meine Kräfte etwas.

"Da sind sie! Die beiden Gefangenen!" Überrascht drehte ich mich um. Hatten sie uns also doch bemerkt. "Katie, meinst du, du schaffst es, auch mit dem Tyvil, sie alle wegzubrennen?", fragte Asher beiläufig.

Ich grinste. "Was denkst du, wie ich meinen Namen bekommen habe?" Meine Augen schlossen sich fast automatisch, als ich in meinem Körper das Feuer aufwallen ließ. Ich spürte das Prickeln der Flammen auf meiner Haut und öffnete meine Augen wieder.

"Das ist der Preis, wenn man mich vier Jahre in so 'nem Drecksloch versauern lässt!" Ein Mal ließ ich die Flammen an meinem kompletten Körper mehrere Meter hoch flammen, ehe ich eine Hand ausstreckte, genau in Richtung des Gebäudes.

Sollte sie mein Hass treffen, den ich all die Jahre mit mir getragen hatte.