Kapitel 1 - Wer bin ich?

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>>...Weido... wach auf, Weido<< Eine warme Stimme drang in mein Ohr. Sie fühlt sich sehr vertraut an. >>...Öffne deine Augen Weido...<< Zaghaft öffnete ich meine Augen. >>Was--<< platzte es aus meinem Mund. Meine Wahrnehmung musste mich täuschen; war ich grade im All? Ich sah Syerton, meinen Planeten, in voller Pracht. Grün-Blau erstrahlte seine Erscheinung vor mir. So wunderschön dieser Anblick auch war, es konnte nicht echt sein. Kein Wunder, ich trug ja nicht mal die passende Kleidung für einen Raumgang. >>Das hier ist wichtig, also hör gut zu.<< sagte die Stimme, womit sie meine Konzentration wieder auf sich lenkte. Ich hatte durch die kleine Panikattacke ganz vergessen, dass hier ja noch jemand zu sein scheint. Ich sah mich um, aber konnte niemanden erblicken. Ein wenig verwirrt sprach ich in den leeren Raum: >>Hallo? Wer spricht hier überhaupt mit mir? Träume ich gerade?<< Wobei ich letzteres eher dachte, als es wirklich auszusprechen. >>Es ist nicht wichtig wer ich bin, wir haben nicht viel Zeit, du musst mir jetzt zuhören.<< Ungläubig stammelte ich nur ein fragendes >>...okay?<< Was blieb mir anderes übrig? >>Weido, der Planet ist in Gefahr. Der Krieg zwischen Syerton und Drakhoul droht zu eskalieren. Dazu noch, bahnt sich eine weitere Bedrohung an. Millionen werden sterben, jemand muss etwas unternehmen<< gab die Stimme von sich. Man konnte Angst und Panik mehr als deutlich heraushören, aber mir ging es nicht anders: >>Was soll... wie soll ich... was willst du denn von mir?<< Ich war doch nur ein 16 Jähriger Junge, nicht mal erwachsen. Wem sollte ich hiervon berichten? Würde man mir überhaupt glauben? Ich bemerkte, wie der Planet vor meinen Augen anfing, sich in Dunkelheit zu hüllen. Die Stimme war nun wieder warm und beruhigend, oder zumindest, strengte sie sich dazu an. >>Vertraue mir einfach, du wirst einen Weg finden.<< Gerade wollte ich wenigstens eine der tausend Fragen stellen, die ich hatte, doch sofort wurde mein Vorhaben unterbrochen. >>Ich muss jetzt gehen, aber wir werden uns wiedersehen, versprochen.<< Die Stimme entfernte sich, ich versuchte ihr nachzurufen: >>Sag mir doch wenigstens wer du bist!<< Doch meine Worte gingen nur in die tiefe Dunkelheit. Alles wurde Schwarz...

>>WEIDO!!<<

Ich kam zu mir. Diesmal in meinem Zimmer. >>Du musst nicht so schreien, ich bin--<< versuchte ich zu murmeln, doch wurde prompt unterbrochen. >>WACH AUF VERDAMMT!!!<<. Es war mein Bruder Metrho, völlig von Angst und Panik aufgelöst, schüttelte er mich, bis ich meine Augen öffnete. >>Endlich bist du wach, wir müssen weg, schnell!<< Er zerrte mich auf die Beine. Ich war noch etwas benommen und mein Kopf schmerzte unheimlich. Ich lag einen Arm um meinen Bruder, damit er mich stützen konnte. Er schleifte mich nach draußen, mir brummte immer noch der Schädel und ich fühlte mich einfach wie vom Bus überfahren. Derweil zog er mich unermüdlich weiter, ich wusste gar nicht wo hin. Draußen erblickte ich unseren Stützpunkt, vollkommen verwüstet, soweit ich das wahrnehmen konnte. Meine Sinne sind stark getrübt von den starken Kopfschmerzen, aber der Boden fühlte sich an, als ob das, was uns offenbar angegriffen hat, immer noch da war. >>Schneller verdammt.<< Keuchte Metrho mich an. Seine Panik fing an auf mich überzugehen, ich wusste nicht mal richtig was los war, doch mein Adrenalin fing mächtig an zu pumpen. Nach und nach konnte ich mein Laufen mehr selbst übernehmen und musste nicht mehr so dermaßen mitgezogen werden von meinem Bruder. So gut es ging, rannten wir Richtung Eingangstor, wo schon jemand auf uns wartete. >>Gleich geschafft, da vorne sind Papa und Kayth<<, schnaufte Metrho. Kayth hat, oder eher hatte, das Kommando hier und unser Vater ist... war ihr Stellvertreter. Der Boden bebte. Ein halbes Haus flog über uns hinweg und zerschellte förmlich an der Felswand. Durch die Erschütterung stolperte ich und zog Metrho mit mir zu Boden. Kayth humpelte auf uns zu. >>Los doch, wieder hoch<< Raunte sie uns an und half uns auf die Beine. Mit einem todesfürchtigen Blick sah Kayth hinter uns. Ich hatte gar nicht die Möglichkeit zu sehen, was ihr diese Angst einjagte, denn sie gab sofort das Kommando an. >>Auf den AD-2. Metrho du fährst, Weido ans Geschütz<< Der AD-2 ist ein offenes Geländefahrzeug mit 6 Rädern, 5 Sitzen und einem Geschütz. Ohne zu zögern, befolgten wir ihre Befehle, es war bei weitem auch keine Zeit zum Diskutieren. Metrho sprang nach vorn ans Steuer, Kayth schleppte sich daneben. Unser Vater saß schon drin und ich stellte mich, wie befohlen, ans Geschütz. Aus dem Augenwinkel erkannte ich einen etwas blutigen Verband am Arm meines Vaters, konzentrierte mich aber auf meine Aufgabe. Also drehte ich das Geschütz nach hinten und sah nun endlich das, was für die Zerstörung verantwortlich war. Warum mein Bruder mich mit einer Todesangst sondergleichen aus einem vermeintlichen Trümmerhaufen eines Hauses geschleift hatte. Das, was für diese Zerstörungswut verantwortlich war. Gerade noch hatte ich es durch meine Kopfwunde schwer, meine Augen richtig zu öffnen. Doch jetzt riss ich sie schier auf, um das gigantische Monster wirklich wahrzunehmen. Ich konnte es kaum glauben, doppelt so groß wie ein Truck und mindestens genauso lang und die Breite entsprach in etwa der eines Hauses. Mit riesigen Hörnern, einem Dornenverzierten Schweif, war es dazu Schwarz wie die Nacht selbst. Unverdrossen und ungläubig starrte ich es an, meinen Mund konnte ich vor ehrfürchtigem Staunen nicht zuhalten. Noch nie sah ich ein solches Wesen, welches mit Leichtigkeit und einer Hand gerade den Wasserturm hinweg schleuderte. Metrho sah sich um >>Wie? Hat wirklich niemand sonst überlebt?<< fragte er panisch. >>Ich würde nicht hier sitzen, wenn es nicht so wäre, oder denkst du--<< Kayth wurde durch ein lautes Heulen unterbrochen. Das Monster hatte uns entdeckt und rannte direkt auf uns zu. >>LOS JETZT<< Rief Kayth. Dabei trat sie selbst mit ihrem gesunden Bein aufs Gas und damit auch voll auf die Zehen von Metrho, der ihre Aktion mit einem schmerzhaften Aufschrei bestätigte. Das Auto raste los und die Bestie kam hinterher. Selbst mit durchgetretenem Gaspedal waren wir nicht schnell genug, um es abzuhängen, es holte sogar noch auf. >>Athos, kann dein anderer Sohn vielleicht auch irgendwas machen?<< Fragte Kayth meinen Vater. Ich war nämlich immer noch wie angewurzelt an meinem Platz und hatte vor Schock völlig vergessen, wo ich überhaupt war. Mein Vater rüttelte mich aus meiner Starre. Mit einem Blick holte er mich wieder in die Realität zurück und nickte ihm zu. Ich wollte gerade anfangen zu schießen, als ich durch eine Erschütterung fast vom Wagen fiel. >>ARGH, Metrho, scheiße, pass' doch auf.<< Fluchte Kayth. >>Das ist nicht so einfach--<< wollte er sich rechtfertigen. >>Das ist buchstäblich die Wüste, du kannst sie in ihrer Gänze befahren und entscheidest dich TROTZDEM, dass du durch diese Löcher musst?!<< Ihre Stimme klang gleichermaßen genervt und ängstlich. Das Geschütz war bereit, ich zielte direkt auf den Kopf und fing an zu schießen. Traf ich es überhaupt? Es sah so aus und das Monstrum kniff seine Augen zusammen, aber bei den vermeintlichen Treffern stieg nur dunkler Rauch auf und es gab keine Sichtbaren Schusswunden. >>S-siehst du das?<< fragte ich meinen Vater mit zittriger Stimme. Wieder ein Schlagloch. >>METRHO!!<< Entfuhr es Kayth wutentbrannt. >>Ich bin auch in Panik<< Brachte er nur leise hervor. Mein Vater wandte sich an Kayth >>Ähm, Jailey... das Teil scheint gegen Kugeln immun zu sein?<< Kayth blickte nach hinten >>Immun? Wie soll das --<< Durch Metrohs Fahrkünste, wich er nur knapp einem weiteren Loch aus. Kayth und mein Vater saßen zum Glück, doch mich riss es fast vom Fahrzeug. Ich hing seitlich an einem Griff des Geschützes und spürte meine Füße über den Boden schlittern. Als wäre mein Herz nicht schon rasend genug, schien es hierdurch nochmals schneller zu werden. Mein Vater war sofort zur Stelle >>Weido! Komm, ich helfe dir.<< Er streckte sich zu mir raus und ergriff eine meiner Hände. Sofort zog ich die andere nach und hielt mich an ihm fest. Mein Vater, so stark wie er war, hievte mich mit einem Ruck wieder auf den Wagen und ich war wieder einsatzbereit am Turm. >>Verdammt, sorry man<< sagte Metrho. >>Weido, sei nicht so weichlich und schwing dich wieder hinter das Geschütz<< Sagte Kayth nahezu gleichgültig, ohne mich überhaupt ansehen zu wollen. Inzwischen war die Bestie gefährlich nahe gekommen. >>Hey Athos, in dem Fach links von dir sind zwei Raketen, oben auf dem Geschütz eine Abschussvorrichtung. Aufladen. Und Weido, du schießt dem scheiß Vieh aufs rechte Standbein<< Gesagt getan, blitzschnell lud er die Raketen und machte sie Abschuss bereit. >>JETZT!!<< brüllte Kayth. Nur Millisekunden später, drückte ich reflexartig den Abzug. Zischend flog die Rakete dem Monstrum entgegen, direkt wo Kayth sie hin haben wollte. Eine gigantische Explosion breitete sich aus, gefolgt von einer Staubwolke die zunächst die gesamte Sicht auf die Bestie verdeckte. >>Ist es --<< grade wollte ich fragen, ob es erledigt war, doch genau in diesem Moment preschte es aus der Staubwolke hervor und schien noch aggressiver als zuvor. >>Wie... Wie ist das möglich?<< stammelte mein Vater. Kayth sah nur geschockt, aber mit einem strammen Blick nach hinten auf das Monster. Schnell richtete sie sich wieder nach vorne. Gedankenschnell kam der nächste Vorschlag: >>He, Metrho, siehst du diese Felsformationen da vorne? Gut 800 Meter und bitte ohne durch jedes Loch zu brettern.<< Ohne ein Gegenwort, führte er ihren Befehl aus, denn diskutiert hatte er auch heute schon genug. >>Was hast du vor?<< Fragte Vater nachdenklich. >>Ganz einfach, wir werden dieses Scheißteil begraben. Mit unserer letzten Rakete schießen wir auf einen Steinbogen, wodurch die herabfallenden Steine unseren Freund hier erschlagen.<< Ich war einfach nur beeindruckt. Beeindruckt und froh, dass Kayth in diesem Augenblick hier war. Sie hatte schon immer in jeder Situation diese rettenden Einfälle. Ihr Auftreten war eher herrisch, aber es war nicht zu leugnen, wie intelligent sie ist, vor allem in extremen Situationen, in denen es um unser Überleben ging.Kayth war wirklich stark und extrem schlau. Hoffentlich kann ich eines Tages wie sie sein. >>Mach dich bereit, Weido<< rief mir Kayth entgegen. Mein Kopf drehte sich nach hinten und ich signalisierte mit einem leichten Nicken meine Bereitschaft. Derweil raste mein Herz immer noch und auch Metro war anzusehen, dass gerade sehr viel Adrenalin durch seinen Körper gepumpt wird. Er saß mit versteiftem Blick am Steuer und krallte sich regelrecht in das Lenkrad, während ihm sichtlich der Schweiß das Gesicht runter tropfte. Mein Vater konzentrierte sich mehr auf seinen womöglich gebrochenen Arm und ich wandte mich wieder dem Monster zu, das noch gute 300 Meter von uns entfernt war. Das nächste Kommando von Kayth folgte, diesmal für Metrho: >>Du musst ganz sachte langsamer werden, dann – <<

TawrdynnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt