Kapitel 3 - Ein Angriff

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Mr Watersdrak begleitet uns nach seiner Geschichtsstunde wieder nach oben. Wir gingen direkt auf das große Gelände für die Fahrzeuge, wo der Helikopter schon bereit stand. Dyno unterhielt sich mit Kayths Mutter, und Kayth selbst stand schon mit einem Bein auf der Kufe des Helikopters. >>Möchte meine Tochter etwa wieder abreisen, ohne ihren Eltern auf Wiedersehen zu sagen?<< Fragte Mr Watersdrak etwas ironisch in die Runde. Kayth kam vom Helikopter weg und auch ihre Mutter ging auf uns zu. >>Diesmal meldest du dich aber, versprochen?<< Ging es von ihrer Mutter aus. >>Ach Mama...<< Sie wollte gerade etwas sagen, da fielen ihr ihre Eltern schon um den Hals >>wir haben dich lieb, pass auf dich auf<< erst erwiderte sie die Umarmung nicht wirklich, doch nach diesen Worten konnte Kayth wohl nicht anders und drückte ihre Eltern so fest sie konnte an sich. Sie verhielt sich immer so eiskalt und diszipliniert, doch hinter dieser Fassade schien ein wunderbarer, einfühlsamer und gefühlvoller Mensch zu sein. Ganz ehrlich, diese Erkenntnis vergrößerte nur meinen Respekt für sie, ich weiß nicht, wovor sie Angst hat, diese Seiten öfter zu zeigen. Wir stiegen in den Helikopter und ihre Eltern sowie die zwei Soldaten, die zu ihrem Schutz mitgenommen wurden, verabschiedeten sich von uns per Handzeichen. Erst hatten ihre Eltern gewunken, doch dann salutieren sie in einer ironischen Haltung wie die zwei neben ihnen stehenden Soldaten. >>Sag Mal, was hast du eigentlich mit meiner Mutter besprochen?<< Fragte Kayth an Dyno. >>Ach weißt du, sie meinte nur, dass ich auf dich aufpassen soll<< sagte er, mit einem schelmischen Grinsen. Ich kannte ihn noch nicht lange, aber ich glaube, das war nicht ganz das, was die beiden wirklich miteinander geredet haben. Metrho schien es wirklich wieder besser zu gehen, er wartete zwar auf einen ruhigen Augenblick, doch tippte dann Dyno an die Schulter >>Also als uns Mr Watersdrak die Wandmalerei in seiner Bibliothek gezeigt hatte, da, glaube ich, warst auch du drauf?<< Dyno lachte >>hast du das an meinen Augen erkannt? Ja, die sind wirklich unverwechselbar<< er machte eine Pause. Ich sah mir seine Augen genauer an: sein linkes Auge hat eine Recht kleine Pupille und sein rechtes Auge hatte einen schwarzen Kreis in einem kleinen Abstand zu seinen Augenrändern, fast so wie eine kleine Zielscheibe vielleicht? >>Aber glaub nicht, dass die so aussehen, weil ich verrückt bin, die Augen hatte ich vorher<< Dyno beruhigt sich von seinem kleinen Lachanfall. >>Wie ich zu einem der Helden von Syerton wurde, ist keine Geschichte, die man so nebenbei erzählt und ich bin auch nicht der beste Geschichtenerzähler. Die Leute aus den anderen Königreichen, abseits von Syerton, die waren bei Stunde 0 dabei und direkt vom damaligen Kronprinzen rekrutiert worden. Also wenn ihr die Mal trefft, die können das am besten erklären<< es hätte mich schon interessiert, was er so erzählen konnte, aber er hat anscheinend keine Lust darauf, in Erinnerungen zu schwelgen. Naja, in einem Helikopter zu reden ist jetzt auch nicht die entspannendste Sache der Welt. Recht schnell, nicht mal zwei Stunden hatte es gedauert, bis der Außenposten zu sehen war. Richtig modern, im Gegensatz zu unserer kleinen und rustikalen Station, wurde hier, mitten in der Wüste, eine doch sehr auffällige Basis errichtet. Von oben war es ganz klar zu sehen, wie wirklich der Sand abgeschnitten wurde und direkt die gepflasterte Grünanlage anfing. Es gab Bäume, Büsche und Wiesen, abseits der sehr gepflegten und planierten Wege für Fahrzeuge und Soldaten. Zentral auf dieser quadratischen Fläche war ein Gebäude, welches nicht wirklich militärisch aussah. Es waren zwar große Garagen vorhanden und drei Helikopter Plätze auf dem Dach, doch der in dunklem Metall gebaute Stützpunkt war auf der ersten Etage zwar viereckig, lief dann jedoch in Schrägen gleichmäßig zum Dach zu, welches mit einer flachen Ebene als "Spitze" zu Ende war. An jeder Schräge liefen drei lange Fenster in der Mitte der Seiten auf der ganzen Länge. Es war sehr schön anzusehen. Der Helikopter landete und als die Türen sich öffneten, standen dort 5 Soldaten, alle in lupenreinen Uniformen. Jeweils zwei Links und rechts, sich gegenüber und mit strammen stand. Der Fünfte hatte eine etwas geschmückte Uniform und die Hände hinterm Rücken zusammengenommen. Kayth trat als erste vor, sofort salutieren alle 5 und der, der direkt vor uns stand, begrüßte sie nun auch wörtlich >>General<< brachte er nur knapp hervor. Kayth erwiderte seine Salute und nun fing er an, wirklich zu sprechen. >>Wir haben Sie freudigst erwartet. Nicht oft zu sehen, dass ein so hohes Tier in unseren bescheidenen Pass-Knoten kommt. Die Berichte liegen im Besprechungsraum, anschließend könnt ihr sofort in den Wagon steigen, der euch direkt an den Rand des Hoheitlichen Gebiets bringen wird. Die Truppen sind dort schon informiert ...<< Er wollte fortfahren, doch Kayth reichten die bisherigen Informationen anscheinend schon. Mit einer kleinen Handbewegung, wusste er sofort, dass sie nichts mehr hören wollte. >>Danke Leutnant, das reicht.<< Sie deutete mit ihrem Kopf zum Eingang, wir verstanden sofort und gingen mit ihr mit. >>Welche Berichte?<< fragte ich sie neugierig. >>Jedes höherrangige Mitglied der Armee ist verpflichtet, bei Besuchen jeglicher Art in einem Stützpunkt außerhalb der Königsstadt die vergangenen Berichte durchzulesen und bei Handlungsbedarf die nötigen Schritte einzuleiten. Zeige ich euch später noch, erstmal werde ich duschen.<< Schon bei Ende dieses Satzes, bog sie in den Baderaum ein. >>Ich könnte auch eine Dusche vertragen<< merkte Metrho an und auch ich würde dazu nicht nein sagen. Dyno nahm uns ein paar Meter weiter mit und zeigte uns zwei weitere Waschräume. >>Wenn ihr fertig seid, die Schränke haben alle Uniformen, also alte Klamotten einfach in den Schacht und was neues anziehen. Ich hau mich erstmal etwas hin, ein kleines Power Nap.<< Schon verschwand er. Metrho und ich gingen in unsere Duschräume und waschen uns erstmal ab. Ich wollte keine volle Uniform anziehen, daher entschied ich mich für eine beige Shorts und ein dunkelgrünes Shirt, mit einem dicken dunkelroten Streifen, der zur Brust verläuft. Und eine dunkelrote Weste mit goldenen Zierstreifen nahm ich mir auch noch heraus, falls es kalt werden sollte. Ich ging wieder auf den Gang, wo Metrho schon ungeduldig zu warten schien. >>Du nimmst dir auch immer viel Zeit beim Duschen, kleiner Bruder<< er lächelt mich an. Es stimmt, ich nehme mir Zeit beim Duschen, ich mag es einfach, zu spüren, wie das Wasser an meinem Körper runterläuft. Gerade zu Ende gedacht, kam Kayth schon um die Ecke >>Wo ist denn Roy schon wieder?<< Roy? Ach ja, Dyno, das vergesse ich immer. Mein Bruder war einen Gedanken schneller als ich, so beantwortete er ihre Frage >>der sagte, er wollte sich hinlegen<< Kayth verdrehte die Augen. Sie ging den Gang hinunter, verschwand in einer Tür und zog Dyno heraus. >>Du pennst auch wirklich dauernd.<< Ihn schien es nicht zu stören, wie sie reagierte, war wohl nicht das erste Mal. Bevor er auch etwas sagen konnte, war Kayth wieder am reden >>kommt, wir sehen uns mal die Berichte an<< wir gingen erst den Gang zurück, wo es zum Helikopter ging, doch bogen dann vor der Treppe nach oben ab, zu einem Fahrstuhl. Innen hatte er nur zwei Tasten "D" und "EBR", welches für Einsatz Besprechungsraum stand, meine ich mich zu erinnern. Der Fahrstuhl sank und ohne ein anderes Stockwerk zu sehen, fuhr er gefühlt 5 Stockwerke runter. Die Türen öffnen sich und es sieht aus wie eine Art Bunker, Metallplatte an Metallplatte, mit einem großen und zwei kleineren Bildschirmen. Kayth setzte sich sofort davor und fing an, die "Daten durchzusehen". >>Hier. Späher Berichte, Satellitenbilder und gesamtes Inventar des Stützpunkts. Alles, was hier in dem Umkreis von 50 Kilometern passiert und alle Einsätze, die mit Truppen, Waffen oder sogar nur Nahrung von diesem Stützpunkt aus genutzt wurden, werden in der Datenbank vermerkt.<< Sie ließ ihren Blick über die digitalen Datenblätter fliegen, mir war aber nicht ganz klar, wofür jedes bisschen dokumentiert werden musste >>warum muss selbst die Ausgabe an Proviant für verbündete Truppen eingetragen werden?<< fragte ich. >>Wie willst du wissen, was du hergeben kannst, wenn du nicht weißt, was du überhaupt da hast? Oder was du nachbestellen willst?<< Sie hatte Recht. Alles bis aufs kleinste zu dokumentieren, ist an Perfektion und Effizienz nicht zu überbieten. Inzwischen waren auf allen Bildschirmen Karten mit Rastern zu sehen. Satellitenaufnahmen, die zum Teil sogar grüne Flächen anzeigen >>wisst ihr, ich habe nicht so lange geschlafen wie ihr. Der Gefangene hat ganz schön viel geredet und mit dem Abgleich der Späher Daten, aus unserem nächsten Stopp, ist das Versteck von denen, die euren Vater entführt haben, nicht weit entfernt. Wir marschieren da rein und holen uns Athos zurück.<< Den Gefangenen hatte ich ja ganz vergessen, obwohl ich ihn ja sogar gefesselt habe. Wurde uns gesagt, dass sie nicht viel reden, um im Schutze des Unbekannten zu bleiben? Ich will gar nicht wissen, was Kayth gemacht hat, um die Informationen aus ihm herauszuholen. Als sie sich dann wieder zum Bildschirm wandte, konnte man ihr Grübeln schon fast mit verbundenen Augen spüren. Sie klickte sich durch ein paar Dateien, nutzte alle Bildschirme, aber das scheint sie nur noch mehr zu verwirren. >>Da kann doch was nicht stimmen<< Metrho und ich kannten uns damit natürlich nicht aus, aber Dyno schien ihr nickend zuzustimmen. >>Was genau ist denn der Fehler?<< Fragte ich knapp. Nach einer kurzen Denkpause, antwortet Kayth dann mit ungläubiger Stimmlage >>laut Inventarliste stehen drei Hubschrauber zur Verfügung. Wir sind mit einem angekommen, einer transportiert meine Eltern und der dritte? Nicht auffindbar und hier als Einsatzbereit gekennzeichnet. Ist auch der einzige mit Waffen.<< Ich konnte ihr nicht ganz folgen. Klar, ein Hubschrauber mit schweren Waffen nicht mehr auffindbar, das kostet richtig Geld, aber sie wirkt, als würde ihr gleich jemand ein Messer in den Rücken rammen. >>Späher Berichte, seit 6 Tagen nicht aktualisiert und weder im Meldeverzeichnis zurück, noch durch die GPS Marken zu finden. Es müssten alle Alarmlichter angehen, denn das bedeutet, die sind erstmal als tot deklariert.<< Langsam verstand ich, worauf sie hinaus will. >>Kommen Späher nicht zurück und verpasst man, das zu melden, kommt eigentlich eine ganze Einheit zum Schutz. Hier steht aber nichts davon. Hangar leer, Garagen leer, Waffenkammer fast leer. Wir würden einem halbwegs organisierten Angriff im Überraschungsmoment niemals auch nur 5 Minuten standhalten.<< Ich weiß, was sie jetzt sagen will und es bereitet mir ein gigantisches Gefühl der Angst. >>Ein Spion. Wir hatten einen Spion, der auch noch die gesamte Organisation dieses Stützpunktes sabotierte.<< Dyno sprang sofort auf >>ich werde jeden in eine Zelle stecken, bis wir wissen, wer hier –<< Kayth unterbrach ihn. >>Der wird nicht mehr hier sein. Falls du mal hier gucken würdest.<< Sie zeigte auf einen kleineren Bildschirm. Satellitenbilder sind zwar nicht ganz so hoch in der Qualität, trotzdem konnte man deutlich einen kleinen Konvoi samt Soldaten erkennen. Kayth schlug nur die Hände über dem Kopf zusammen und schaute nach unten. Erst war Stille. Doch mein Bruder meldete sich zu Wort >>wir wissen doch gar nicht, wie schwer die bewaffnet sind, wie viel Munition und Erfahrung sie haben. Es besteht doch noch die Möglichkeit, dass es einfache Plünderer sind, oder nicht?<< Ich weiß nicht, was er meint und Dyno schien meine Gedanken in Worte zu fassen >>und was soll uns das jetzt sagen?<< Dass gerade Metrho, der gestern noch so niedergeschlagen war, plötzlich die Motivation übernahm, finde ich beeindruckend. >>Wir werden natürlich kämpfen! Wir können diese Grenzkontrolle nicht Plünderern überlassen, die ihn dann an die Draks verkaufen.<< Kayth schüttelte den Kopf >>erinnerst du dich nicht, was ich gesagt habe? Wir dürfen nicht einfach aussichtslose Kämpfe führen.<< Ich Frage mich, wer überhaupt entscheidet, was ein aussichtsloser Kampf ist. >>Noch scheint ja niemand zu wissen, dass wir sabotiert wurden oder vor einem Angriff stehen<< spinnt Dyno die Idee meines Bruders weiter. >>Wenn wir noch 30 Minuten warten, oder eher einen Plan ausbrüten, ist es zu spät zur Flucht. Dann müssen wir uns verteidigen.<< Ist es das wert, fragte ich mich selbst, doch Kayth schien auch nicht so angetan von dieser Idee zu sein. >>Seid ihr beide komplett verrückt? Überleben wir, verlieren wir aber den Kampf, stehen wir vor einem Kriegsgericht. Sind die Angreifer zu stark, sterben wir.<< Sie stand auf und baute sich direkt vor Dyno auf >>alles auf eine Karte? Sieg oder nicht? Mit welchen Waffen? Wie wahrscheinlich ist es, mit normaler Munition und normaler Ausrüstung, gegen Maschinerie zu bestehen?<< Sie hatte einen guten Punkt. Dyno konnte ihr aber direkt das Gegenargument bieten >>ich kann die zwei Flaktürme umbauen, dass die Teile uns Unterstützung geben. Was gegen Flugzeuge hilft, kann nicht schlecht gegen alles andere sein. Munition haben wir dafür zwar nicht so viel, dass wir eine Stunde durchgehend feuern könnten, doch es wird reichen. Außerdem ist an meinem Sprenggürtel auch noch die eine oder andere Explosion.<< Die Idee schien Kayth immer mehr zu gefallen. Gut, "gefallen" ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck, wohl eher einverstanden. Metrho, dessen Vorschlag es ursprünglich war, freute sich zunehmend, dass sein Kampfgeist angenommen wurde. Kayths Widerstand legte sich >>hoffentlich gehen wir drauf, wenn wir schon nicht gewinnen<< murmelte sie. >>Die Entscheidung muss aber einstimmig sein. Weido, was sagst du? Bleiben und kämpfen?<< Schon in der Ausbildung wurde allen Kadetten nahegelegt, fast schon indoktriniert, wie wichtig die Verteidigung des eigenen Landes ist, auch wenn man sein Leben aufs Spiel setzt. Meiner Ausbildung treu, stimmte ich durch ein Nicken zu. Kayth stand auf und begab sich in Richtung Fahrstuhl. Wir folgten. >>Es wird kein Tor geöffnet. Unser einziger Vorteil ist, dass wir hinter gepanzerten Mauern sind, die selbst Explosionen standhalten können. Heißt aber nicht, dass sie es nicht versuchen werden.<< Sie wirkte extrem konzentriert, aber dennoch irgendwie unsicher? Also weder ihre Stimme noch ihr Körper zitterte, aber ihre Ausstrahlung war doch etwas anders als beim Eindringen in die besetzte Watersdrak Mine. Trotz alledem, ihr Fokus wirkte messerscharf. Sollten wir verlieren oder gar sterben, wird es nicht an ihr liegen, keinesfalls. Die Türen gingen auf und die nächste Ansage kam direkt hinterher >>Dyno und Metrho, ihr kümmert euch um die Türme. Weido und ich weisen die Wachen und die anderen Soldaten ein. Wir treffen uns oben auf dem Wehrgang in 15 Minuten.<< Wir verstanden sofort und Kayth nahm mich mit zum Büro des Leutnants. Schon beim ersten Blickkontakt schien er zu verstehen. Gab es irgendwie einen Code? Ein Zeichen oder irgendwas? Denn ohne ein Wort sagen zu müssen, verstand der Leutnant, dass er die Truppen zusammenrufen musste, was er direkt in die Tat umsetzte. Im Bruchteil einer Minute, waren alle da und bereit zuzuhören. >>Gute Mannschaft<< zwinkerte sie dem Leutnant zu. Dann begann sie sich an die ungefähr 25 Soldaten zu wenden

TawrdynnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt