Kapitel 2 - Überfall

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Die Sitze waren so bequem, ich muss wohl eingeschlafen sein. Die ganze Aufregung und zwei Mal einer lebensgefährlichen Bedrohung entkommen zu sein, an nur einem Tag, das war doch wohl etwas viel. Mein Bruder und Vater schliefen noch. Kayth saß vorne bei Dyno. Sie schienen sich zu Unterhalten. >>Dann fragte er: 'Wo ist mein Rasen?' und ich nur so 'ich sollte den Rasen doch sprengen'<< er fing an zu lachen. Es schien nichts Privates zu sein, daher schloss ich meine Augen und hörte ihrem Gespräch zu. Hörbar genervt antwortete Kayth >>du bist so doof<< jedoch hörte man doch etwas amüsiertes in ihrer Stimme. >>Kayth, ich will nicht zu privat werden, also unterbrich mich, wenn es dir zu weit geht<< Die Verwunderung konnte man hören >>ähm, okay? Ich habe nichts zu verbergen, du weißt, ich bin immer faktisch und sachlich.<< Dynos stimme klang nun etwas sachter, man konnte ihn aber immer noch gut hören. >>Du bist 37 und trotzdem hast du keinen Partner, keine Wohnung, außer die, die sowieso gestellt wird. Also, ich meine einfach nur, du scheinst quasi für die Arbeit zu leben. Bist du denn glücklich damit?<< Viele würden sich hier bestimmt angegriffen fühlen, aber Kayth antwortete in ihrer gewohnt neutralen Stimme >>ich bin glücklich. Du weißt, ich kam aus einem Haus, wo ich für nichts arbeiten musste. Ich hatte alles bekommen, was ich wollte und das auch noch wann ich es wollte. Ich hätte niemals zur Armee gehen müssen. Ich hätte von meinen Eltern genug Geld gehabt, um noch zwanzig meiner eigenen Kinder ein solches Leben zu ermöglichen. Aber wenn du alles hast, dann fragst du dich irgendwann, wozu lebt man überhaupt? Ich weiß, jedem Lebewesen sollte ein lebenswertes Leben zustehen, aber ich hatte einfach zu viel. Zu viel von allem. Also nicht, dass meine Eltern mich nicht geliebt haben, das haben sie. Sogar immateriell haben sie es gezeigt. Trotzdem gab es in meinem Leben keinen Sinn, keine Aufgabe. Deswegen bin ich von Zuhause zur Armee gegangen.<< Gibt einem die Armee wirklich einen so guten Sinn? Ich meine, ich kenne nichts anderes, aber es gibt doch bestimmt auch andere Dinge, die man als Lebenssinn gestalten kann. >>Und Partner? Du hattest doch mal die, wie hieß sie noch gleich?<< Fuhr Dyno fort. >>Ich weiß. Das war vor über zehn Jahren und das nennt man ausprobieren. Ich habe festgestellt, dass ich keine Beziehung will und auch nichts körperliches. Familie ist für mich das, was gerade hinten drin sitzt. Vielleicht nicht auf dem Papier, aber die drei sind mir ans Herz gewachsen. Genau wie du. Genau wie alle anderen aus unserer alten Einheit.<< Kayth wirkte bei dieser Erzählung wirklich glücklich und ich hatte Gänsehaut, als sie sagte, dass sie Vater, Bruder und mich auch als Teil ihrer Familie sieht. Vielleicht hätte ich sie nicht belauschen dürfen, aber ich kann ja auch nicht wirklich was dafür, weggehen kann man nicht in einem Auto, naja, zumindest nicht einfach und auch nicht unbemerkt. Versunken in meinen Gedanken, legte sich wieder der Mantel der Müdigkeit um mich herum und ich schlief wieder ein. Nach dem Aufwachen standen wir. Ich war der einzige noch im Fahrzeug und konnte durch die offene Schiebetür hören, wie sich die vier unterhielten, also ging ich raus. >>Ja, guten Morgen, der längste Schläfer ist endlich wach. Wie heißt das noch mal auf AltSyr?<< Kayth wie jeden friedlichen Morgen voller Freude. Das meine ich unironisch, wenn ein Tag ohne ungeplante Aufgabe los ging, war Kayth immer freudig dabei. >>Slasank meine ich, wir hatten das noch als Allgemeinbildung in der Schule, ihr Kinder musstet so eine tote Sprache ja nicht lernen<< stieg Vater mit ein und gluckste vor sich hin. >>Hier Weido<< nahm mein Bruder mich an die Seite >>Heute gibt es nur Wasser und Haferschlauch<< Er gab mir eine Flasche Wasser und den "Haferschlauch", eine Mahlzeit für Infanterie-Truppen. Hafer, Zuckerrüben und Soja werden mit Wasser zu einer Masse verarbeitet und in ein kleines Päckchen gefüllt, welches man so umklappen konnte, dass es wie ein Schlauch aussah. Gut zu transportieren und äußerst nahrhaft. Viel Protein, viele Vitamine, viele Kohlenhydrate. Eben perfekt für Soldaten, die lange auf den Beinen sind. Zu trinken war EElo, mit Eisen und Elektrolyten angereichertes Wasser. Ich war gewohnt an diese doch eher dürftigen Mahlzeiten, trotzdem vermisse ich schon das Essen aus dem Dorf. Wenigstens etwas anderes als jeden Tag das gleiche. >>Guck nicht so, heute Abend gibt's was besseres!<< Ich war überrascht von meinem Vater, woher wusste er, dass es heute Abend was anderes gäbe? >>Na gut, euer Vater hat euch schon fast den Zielort verraten, deswegen sage ich euch jetzt schon alles. Wir fahren zu meiner Mutter. Das Watersdrak Wüstengelände. Klingt bescheidener als es ist. Es hat aber einen Flugplatz, eine Schwimmhalle und haufenweise gutes Essen. Spätabends werden wir ankommen, den darauffolgenden Mittag nehmen wir den Watersdrak Frachter und fliegen direkt an die Mauer des Königreichs.<<

TawrdynnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt