Darauf bedacht, keinen Mucks von sich zu geben und sich nicht erwischen zu lassen, schlich die junge Neugeborene durch die Gänge des Schlosses. Renata war auf dem Weg in Richtung der Turmzimmer - dort, wo die Meister mit ihren Frauen lebten, die um ihrer Sicherheit wegen, Tag für Tag im Turm eingesperrt und bewacht wurden. Selbst den höchsten Wachen war es untersagt, ohne Erlaubnis der Meister den geschützten Bereich zu betreten. Nur die engsten Vertrauten, darunter zählten zum Beispiel Santiago und Chelsea, durften die große Flügeltür ohne Sorge passieren. Zu groß war die Angst, man würde sie töten. Renata fragte sich, was Corin – Caius Leibwächterin und zudem Aros erste Wahl, wenn es darum ging die Frauen zu beschäftigen, übrigens auch eine recht gute Freundin von Renata, – im Turm trieb. Ob sie nur an der Tür stehen bleibt und darauf wartet, dass eine der Meisterinnen einen Wunsch äußert oder sogar mit ihnen den neuesten Klatsch und Tratsch austauscht. Schwer vorstellbar, aber Corin selbst spricht nie über ihre Zeit im Turm.
Die Meisterinnen selbst haben sich in der noch recht kurzen Zeit, in der Renata nun schon unter den lebendig Toten weilt und das unsterbliche Leben genießt, noch nicht gezeigt. Für sie waren die drei Frauen ein Mysterium, ein Geheimnis, welches die neugierige Renata unbedingt auf die Spur kommen will.
Während sie also den verbotenen spärlich beleuchteten Gängen folgte, fragte sie sich, ob die Geschichten, die man sich über die Meisterinnen erzählte, wahr waren oder ob sie nur der blühenden Phantasie der Ältesten entsprachen, an dessen Geschichten aufgebaut und bis zur kompletten Unwahrheit verändert wurde. Eins stimmte jedenfalls - das wusste Renata ganz genau. Die drei Frauen sind ein Abbild göttlicher Schönheit. Wie Engel, die auf der Erde wandeln. Geheimnisvolle, düstere und mächtige Engel, wie sie auf den unzähligen Gemälden im Schloss verteilt gezeichnet worden waren.
Nun ist es nicht so, dass die Meisterinnen nicht genauso wie ihre Männer verehrt und geliebt werden. Nein, ganz im Gegenteil. Nur, so sehr sie geliebt werden, so werden sie auch gefürchtet. Renata fürchtet sich vor ihnen. In gewisser Weise tut das jeder im Schloss, der auch nur einmal ihre Namen gehört hat.
Man hatte ihr versucht, mit den Geschichten Angst zu machen, dass sie sich ja vom Turm fern hält.
Nicht nur um den Zorn der Meister zu umgehen, sondern auch den Spielchen der Meisterinnen. Renata versuchte, die anderen anfangs zu ignorieren. War sie doch stets der Meinung, sich immer erst selbst ein Urteil zu bilden, bevor man über Denjenigen dachte oder sprach. Schließlich siegte ihre Neugier, so dass sie frei von jeglichen Aufgaben und Verpflichtungen – Renata hatte ihre täglichen Aufgaben natürlich schon beispielhaft erledigt – in den frühen Abendstunden in den Turm schlich.
- Nur einmal kurz - hatte sie sich vorgenommen.
- Das würde doch keiner mitbekommen – Sie würde nur einmal schauen und gleich wieder verschwinden.
So lief sie, darauf bedacht, möglichst wenig Lärm zu machen – leider vergebens, das Klacken ihrer Schuhe und das Rascheln ihres langen zu dieser Zeit modernen Kleides auf dem Steinboden war für ein Vampir-Ohr nicht zu überhören – immer näher der Tür entgegen, hinter der sich das Reich der vornehmen Herrschaften befindet.
Vorsichtig, mit einem schnellen Blick hinter sich, öffnete sie die schwere Tür und schlüpfte, nachdem sie sicher gegangen war, dass niemand auf der anderen Seite wartete, durch sie hindurch.
Obwohl die Angst und Anspannung ihr augenblicklich von den Schultern fiel, traute sie sich nicht zu atmen. Kaum zu glauben, dass sie es wirklich gewagt hatte. Renata hatte erwartet, man würde sie auf dem Weg abfangen und zurechtweisen. Normalerweise standen hier immer mehrere Wachen. Umso merkwürdiger, dass sie es unbeschwert in das große runde Vorzimmer geschafft hat. Fasziniert blickte sie sich um. Kein anderes Zimmer im Schloss konnte man auch nur im entferntesten mit diesem hier vergleichen. Im Hintergrund waren zarte Violinen-Töne zu hören. Gemütlich und sündhaft teuer lagen Fell-Teppiche unter den roten Samt-Sofas. Auf ihnen lagen ebenfalls rote Kissen mit Perlen bestickt sowie Spitze und Rüschen an den Seiten.
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Twilight - Preferences and Imagines!
FanficHalliHallo Hier findet ihr verschiedene Preferences und Imagines über Twilight Charaktere Bei Ideen, Vorschläge oder Wünsche gerne schreiben. Die Preferences beinhalten erstmal diese Charaktere: Volturi: Aro Marcus Caius Heidi Felix Dimitri Jane Ale...